Fast 20 Prozent mehr Immobilienverkäufe in Flandern, plus 12,5 Prozent in der Wallonie, nur in der Region Brüssel-Hauptstadt hat der Immobilienmarkt zwischen Januar und März stagniert. Im landesweiten Durchschnitt ergibt das eine Steigerung der Immobilienverkäufe um fast 16 Prozent für das erste Quartal 2025. Man habe schon eine Steigerung erwartet, räumt Bart Van Opstal von Notaris.be ein. Aber diese Steigerung sei doch deutlich kräftiger ausgefallen als ursprünglich erwartet.
Das sei schon eine sehr substanzielle Zunahme, bestätigt auch Renaud Grégoire, Sprecher des Notarverbandes Fednot, im Interview mit der RTBF. Vor allem, weil Januar sonst ein eher sehr ruhiger Monat sei in puncto Immobilienkäufe.
Dass nicht nur die Notare mit mehr Käufen für den Jahresanfang gerechnet hatten, hat einen ebenso einfachen wie logischen Grund: Sehr viele Menschen haben mit dem Kauf einer Immobilie auf den 1. Januar gewartet. Denn da wurden die sogenannten Registrierungsgebühren gesenkt, die beim Kauf einer Immobilie fällig werden. In Flandern sind die Registrierungsgebühren von drei auf jetzt nur noch zwei Prozent gesunken. Bei einem durchschnittlichen Immobilienpreis von 380.000 Euro in Flandern muss man kein Mathe-Genie sein, um sich auszurechnen, dass auch ein Prozent weniger einen finanziellen Unterschied von ein paar tausend Euro macht.
In der Wallonie ist der Unterschied noch viel krasser: Hier sind die Registrierungsgebühren von sage und schreibe 12,5 Prozent - oder in manchen Fällen sechs Prozent - auf jetzt nur noch drei Prozent gesenkt worden. Deswegen hätten viele Menschen mit der Unterschrift unter dem Kaufvertrag bis Januar gewartet, gerade bei höherpreisigen Immobilien, führt Grégoire aus.
Geringere Zinsen auf Kredite
Es sind nicht nur die Registrierungsgebühren, die einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidungen gehabt haben, unterstreicht Van Opstal. Um die Jahreswende herum sei es zinstechnisch günstiger gewesen, sich Geld für den Immobilienkauf zu leihen. Geringere Zinsen auf aufgenommene Kredite sind natürlich ein wichtiger Faktor. Denn dadurch müssten Käufer für die gleiche geliehene Summe pro Monat weniger zurückzahlen. Auch das habe einen Kauf im Januar budgettechnisch besonders attraktiv gemacht und zu einem entsprechenden Peak geführt.
Man muss hier auch wirklich vor allem von einem Januar-Peak sprechen - schon im Februar gab es wieder deutlich weniger Immobilienkäufe und im März wurde sogar fast wieder das Niveau von März 2024 erreicht - unter anderem, weil die Zinsen für Immobilienkäufer wieder schlechter geworden waren.
Außerdem bringen mehr Verkäufe wie immer auch noch eine andere negative Entwicklung mit sich: steigende Preise. In Flandern etwa sind Häuser fast drei Prozent teurer geworden in diesem Zeitraum. In der Wallonie waren es plus 18 Prozent. Landesweit sind die Hauspreise im Schnitt damit um fast acht Prozent in die Höhe geschossen. Das gilt allerdings explizit für Häuser, bei Wohnungen beziehungsweise Appartments sind die Preise hingegen eher stabil geblieben oder sogar leicht gesunken. Auch dafür haben die Notare eine Erklärung: Junge Käufer seien vor allem an Häusern interessiert, weniger an Appartments. Weil im ersten Quartal eben vor allem diese jungen Käufer aktiv geworden seien, seien auch die Hauspreise nach oben gegangen, so Van Opstal.
Boris Schmidt