Nun rudert er also doch zurück: Vor rund drei Wochen hatte Charles Michel angekündigt, für die MR als Spitzenkandidat bei den Europawahlen anzutreten. Und das hätte bedeutet, dass er sein bisheriges Amt als EU-Ratsvorsitzender nicht zu Ende führen konnte.
Für diese Entscheidung wurde Michel von allen Seiten mitunter heftig kritisiert. Er beschädige das Amt des EU-Ratsvorsitzenden, und das nur wegen persönlicher Interessen, hieß es da.
Außerdem ging das Schreckgespenst um, dass sein Rückzug dafür sorgen könnte, dass der ungarische Regierungschef Viktor Orban das Amt des Ratsvorsitzenden kommissarisch übernehmen könnte. Und damit hätte man den Bock zum Gärtner gemacht.
Er habe die mitunter "radikalen Reaktionen" unterschätzt, lässt sich Michel zitieren. Und das hat offensichtlich für einen Sinneswandel gesorgt. Michel zieht seine Kandidatur jedenfalls zurück und will nun doch bis zum Ende seines Mandats der EU-Ratsvorsitzende bleiben. Seine Glaubwürdigkeit in dieser Rolle sei allerdings jetzt doch ziemlich angekratzt, sagen Beobachter.
Die MR muss jetzt nach einem neuen Spitzenkandidaten suchen. MR-Chef Georges-Louis Bouchez reagierte enttäuscht auf die Entscheidung von Michel.
Roger Pint
Zu hoch gepokert und verloren.