Unter Dekolonialisierung des öffentlichen Raums versteht man folgendes: Alles, was im öffentlichen Raum in Brüssel an die Kolonialzeit erinnert, soll auf den Prüfstand kommen. Es soll geschaut werden: Können die Statuen, die Erinnerungstafeln, die Straßennahmen und so weiter, die mit der Kolonialzeit in Verbindung gebracht werden, weiter so bestehen bleiben oder muss man etwas ändern?
Der Gedanke dahinter ist, dass diese Statuen, Erinnerungstafeln und Straßennamen doch stark ihre Vergangenheit ausstrahlen. Eine Zeit, in der man es in Belgien ziemlich okay fand, was während der Kolonialzeit in Afrika passiert ist.
Diese Einstellung hat man heute geändert, schaut viel kritischer auf die Kolonialzeit.
Das ist eben das Ziel dieser Initiative: Man möchte Brüssel zu einer "inklusiven Region machen, in der jeder Brüsseler und jede Brüsselerin sich wert geschätzt fühlt". Das sei im öffentlichen Raum beim Thema Kolonialgeschichte zurzeit nicht der Fall. Das soll sich eben ändern.
Was konkret geplant ist
Am Freitag wurden verschiedene Aktionen mit verschiedenen Trägern gestartet.
Die Dekolonialisierung des öffentlichen Raums ist ein Projekt der Region Brüssel. Die hatte im Mai einen Plan mit 14 Aktionen beschlossen. Drei dieser Aktionen starten am Freitag, beziehungsweise die Ausschreibungen zur Umsetzung von drei der 14 Projekte: Projekt eins sieht die Gründung eines internationalen Dokumentationszentrums in Brüssel vor, in dem auch Debatten und Ausstellungen zur Kolonialgeschichte ihren Platz finden sollen.
Projekt zwei besteht aus einem Denkmal, das gebaut werden soll, um an die Opfer der belgischen Kolonialzeit in den heutigen afrikanischen Staaten Demokratische Republik Kongo, Ruanda und Burundi zu erinnern.
Im Projekt drei soll ein öffentliches zentrales Depot geschaffen werden für all die Statuen und/oder Gedenktafeln welcher Größe auch immer, die aus dem öffentlichen Raum entfernt worden sind oder noch entfernt werden. Dieses Depot soll auch deshalb öffentlich werden, um quasi zu Versinnbildlichen, was Brüssel mit dieser Dekolonialisierung will: Nämlich die hinter sich zu lassen und die Wandlung des öffentlichen Raums weg von dem kolonialen Gepräge zu verdeutlichen.
Anderen Projekte oder Aktionen
Da ist zum einen das Vorhaben, das Original der Reiterstatue von Leopold II, dem Gründer der Kolonie Kongo, zu kontextualisieren, wie es heißt. Das Original der Reiterstatue steht im Museum für Kunst und Geschichte im Jubelpark. Da werden jetzt Künstler und Wissenschaftler dazu aufgerufen, Vorschläge zu machen, wie man die Statue irgendwie erklärend und relativierend in das Museumsumfeld einbetten kann. Bei diesem Projekt arbeitet die Region Brüssel mit dem föderalen Wissenschaftszentrum Belspo zusammen.
Die dritte, große Aktion betrifft das Afrika- Museum in Tervuren. Da sollen die Arbeiten intensiviert werden, um zu schauen, woher genau die Bestände des Museums kommen und ob sie vielleicht zu unrecht in Belgien sind. Dafür sind allein föderale Ministerien zuständig.
Gemeinsam hat man sich eben abgesprochen, all diese Aktionen gerade am Freitag zu beginnen.
Kay Wagner
Volle Zustimmung von mir.
Nach dem Vorbild Deutschland zeigt der Belgische Staat als zweites Vorbild wie Entnazifizierung der EU insbesondere allen voran England zu funktionieren hat. Ich danke allen Beteiligten aus Staat und Wohlfahrtverbänden für ihren Couragierten Mut gegen allen Widerstand aus rechtsextremistischen Kreisen!
Die Hinterbliebenen der zig Millionen Todesopfer von Kolonialverbrechen und Faschismus dürfen nicht umsonst auf Einlenken des rechtmäßig funktionierenden Staates warten damit Internationales Recht auch wirklich rechtswirksam wird unter dem Stichwort "Die Würde Aller Menschen ist Unantastbar".
Die Einwohner der "Demokratischen Republik Kongo" haben nicht viel davon.Es ist eine einseitige belgische Maßnahme.Pure Kosmetik und Selbstbeweihräucherung ein Jahr vor den Wahlen.Die verantwortlichen Brüsseler Politiker wollen sich als besonders fortschrittlich darstellen.Und da kommt die koloniale Vergangenheit gerade richtig.So versucht man zu punkten bei den zahlreichen Belgiern afrikanischer Abstammung.Sehr fraglich, ob die sich überhaupt dafür interessieren.Die meisten leben im hier und jetzt und haben andere Sorgen und Probleme.
Das Afrikamuseum in Tervuren sollte allerdings etwas offener umgehen mit der Vergangenheit.Die Kongogreuel oder die Verwicklung von König Baudouin in die Ermordung von Lumumba sind allgemein bekannt und sollten auch thematisiert werden.