Anwerpen ist ein anderes Kaliber als Namur. Schon am Bahnhof wird das klar: Alles ist größer, mehr Menschen, mehr Gewimmel, und mehr Taxis draußen vor dem Bahnhof. Zwei der Taxifahrer haben, wie alle ihre Kollegen, sichtbar einen Migrationshintergrund. Mit dem Begriff Deutschsprachige Gemeinschaft können sie durchaus etwas anfangen?. "Ich weiß, dass es eine kleine Gemeinschaft gibt, die deutsch spricht. Irgendwo in einem anderen Landesteil", sagt der eine. "Ich finde es gut und bin stolz darauf, dass so ein kleines Land wie Belgien drei Sprachen hat. Und dass die Deutschsprachigen ihre eigene Identität bewahren können", fügt sein Kollege ein Taxi weiter hinzu.
Direkt neben den Taxis beginnt das jüdische Viertel von Antwerpen. In der Vestingstraat reiht sich ein Juweliergeschäft neben das andere. In einem sitzt Ricki, die sich von der Frage überfordert sieht. "Was meinen Sie damit, Deutschsprachige Gemeinschaft? Die Menschen, die in Deutschland leben?"
Zwei Geschäfte weiter steht Ronni mit einer Zigarette in der Hand und eine Kippa auf dem Kopf vor der Tür. Er hat eine Ahnung von dem, was die Deutschsprachige Gemeindschaft sein könnte. "Ich glaube, dass das die Menschen bezeichnet, die in Belgien an der Grenze zu Deutschland wohnen und deutsch sprechen. Mehr weiß ich nicht."
Da nach gut 20 Minuten durch das jüdische Viertel kein Bewohner mehr etwas sagen kann, geht es durch die rummelige Fußgängerzone, die Meir, Richtung Altstadt. Die DG? "Das ist ein Teil Belgiens an der Grenze zu Deutschland, wo man deutsch spricht", sagt Martin, niederländischer Inhaber eines Plattenladens.
Beim alten Rathaus
Neben dem alten Rathaus von Antwerpen stellt der Wirt einer Gaststätte gerade seine Tische auf der Terrasse wieder auf. Er heißt Walter und kennt sich aus. "Ich weiß genau, was die Deutsche Gemeinschaft ist in Belgien: Das liegt im Osten, von ungefähr Eupen bis zur deutschen Grenze. Ich weiß nicht, wie viel die sind. Aber es ist ein Teil von Belgien. Und wir haben auch eine deutsche Sprache. Ganz grundsätzlich hat Belgien drei Sprachen: Niederländisch, Französisch und Deutsch. Aber ich glaube, ich bin der Einzige in Antwerpen, der das weiß. (Lacht). Vielleicht noch die Politiker hier, die wissen das noch. Wir sollten alle unsere Sprachen können, Niederländisch, Französisch und Deutsch."
Am Ufer der Schelde hat Eisverkäuferin Jana in ihrem Wagen gerade keine Kundschaft. Sie kennt die DG nicht. Weiß aber auch nicht, was die flämische Gemeinschaft ist.
Wenige Meter von Jana entfernt steht das Gebäude von Waterbus, der Fähre, mit der man von einem Ufer der Schelde an das andere gelangt. Thierry ist gerade am Mittagessen, beantwortet aber bereitwillig die Frage mit einigem Wissen, "Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist ein Teil von Belgien, in dem man deutsch spricht. Eupen-Malmedy. Das sind Belgier, wie wir alle anderen auch." Ob er noch etwas anderes über die DG wisse? Ein paar Orte kenne? "Eupen, St. Vith", antwortet Thierry. "Und im Sport gibt es eine Fußballmannschaft in der ersten Liga. Eupen. Ich weiß nicht genau, ob die jetzt abgestiegen sind oder nicht. Ich interessiere mich nicht so sehr für Fußball. Aber das sind alle sehr nett Menschen, die deutschsprachigen Menschen."
Zurück in der Altstadt, in einem Juweliergeschäft - diesmal weitab vom jüdischen Viertel, aber nicht mit größerem Erfolg - antwortet die junge Verkäuferin Amber fast schon entschuldigend. "Die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien? Nein, aber wir haben in der Schule etwas über die Ostkantone gelernt. Das ist ein Teil von Belgien, der von Deutschland zu uns gekommen ist. Aber mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen."
Kay Wagner
"Ich habs Dich jesagt, wa"
Alle die mit "Jetzt erstrecht immer weiter so" noch immer glauben, man sei in der DG die einzig echten Wahren Echten Superbelgier darf gerne den nationalistischen Hochmut aufgeben spätestens wenn auch dem dümmsten "Rote Teufel-" Fan deutlich wird, dass uns als Deutschsprachige Minderheit nicht nur kaum jemand ernst nehmen wird sondern auch die meisten Personen in den Bundesstaaten Flandern und Wallonien einfach gar nichts von uns als Deutschsprachige Minderheit wissen.
Angenehm für mich zu lesen ist dennoch dass viele Antwerpener froh sind über die Dreisprachigkeit der Foederation. Und tatsächlich kann unsere DG stolz sein auf besondere Minderheitenrechte wie z.B. Deutsch als Hauptsprache in unseren Amtsstuben plus eigener Regierung in Eupen.
Kulturell für die DG das große Vorrecht als Bindeglied zwischen dem eher Spanisch-Nordafrikanisch geprägten Gebiet der Flämisch-Wallonischen Welt und dem Slawisch-Germanischen Gebiet in Luxemburg und Deutschland zu dienen plus selbstverständlich der Überbrückung der Sprachgrenzen D/F für Real-Europa.
„Wissen Sie, was die Deutschsprachige Gemeinschaft ist?"
Offensichtlich weiß man dies selbst in… der Deutschsprachigen Gemeinschaft nicht mehr.
Am Sitz des Ministerpräsidenten der… Deutschsprachigen Gemeinschaft ist seit Jahren zu lesen:
„OSTBELGIEN
Sitz des Ministerpräsidenten“
Von… Deutschsprachiger Gemeinschaft ist dort nichts mehr zu lesen und auch am Ministerium lässt der dominanten OSTBELGIEN-Schriftzug vermuten, dass das Deutschsprachige im Selbstverständnis der Regierung keine Rolle mehr spielt.
Kann man machen, sollte man aber begründen, diskutieren und kommunizieren.