Der FöD Beschäftigung, Arbeit und Soziale Konzertierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Sie trägt den Titel "Die Qualität der Beschäftigung und der Arbeit in Belgien 2021". Der Titel fasst eigentlich gut zusammen, worum es geht. Um herauszufinden, wie besagte Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen aussehen, haben Wissenschaftler von der KU Löwen, der Universität Lüttich und den beiden Freien Universitäten Brüssel Daten analysiert, die von "Eurofound" gesammelt worden waren.
"Eurofound" steht für "Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen" und ist eine Agentur der Europäischen Union. Diese Eurofound untersucht schon seit 1990 regelmäßig, unter welchen Bedingungen Angestellte und Selbstständige in der EU arbeiten. Dazu gehört auch, mögliche Verbindungen zwischen verschiedenen Aspekten zu suchen und Risikogruppen und Probleme zu identifizieren - mit dem Ziel, die Politik zu beraten, wie Arbeit und Beschäftigung verbessert werden können.
4.000 Befragte
Insgesamt sind im Rahmen der Studie rund 4.000 Menschen per Telefon interviewt worden - zu allen möglichen Aspekten ihrer Arbeit. Zum Beispiel zur Art ihrer Arbeitsverträge oder auch ihren Arbeitszeiten. Dann dazu, wie ihr Arbeitsplatz aussieht und welchen Risiken sie dort ausgesetzt sind, wie etwa Lärm oder chemische Substanzen. Aber auch, ob ihre Arbeit in einer schmerzhaften Körperhaltung ausgeführt werden muss, ob sie viel schleppen oder heben müssen, ob die Arbeit aus immer nur den gleichen Handgriffen besteht und so weiter.
In dem Zusammenhang ist dann auch logisch, dass nach dem körperlichen und geistigen Befinden bei beziehungsweise infolge der Arbeit gefragt wurde. Auch Krankheitsstände, die Vereinbarkeit von Job und Privatleben, also die berühmte "Work-Life-Balance", die Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten, Diskriminierungen, grenzüberschreitendes Verhalten, Drohungen, Gewalt und so weiter wurden abgeklopft.
Resultate
Herausgekommen ist genug, um über 300 Seiten mit Text, Tabellen und Grafiken zu füllen. Aber zumindest die groben Trends lassen sich zum Glück gut zusammenfassen: Beim Vergleich der Indikatoren von 2021 zu denen der Studie davor von 2015 ist es wohl so, dass die Risiken am Arbeitsplatz allgemein gesprochen zugenommen haben. Anderes ist im gleichen Zeitraum aber besser geworden, der Anteil fester Arbeitsverträge ist nämlich gestiegen, außerdem sollen sich die Karrierechancen verbessert haben. Als weitere positive Entwicklung wird genannt, dass die Arbeitnehmer sich stärker eingebunden und besser vertreten fühlen.
Mit der Gesundheit ist es abwärts gegangen. Fast ein Viertel der Befragten hat angegeben, dass sie immer oder meistens eine schmerzhafte oder zumindest ermüdende Körperhaltung einnehmen müssen für ihre Arbeit. Sogar mehr als die Hälfte berichtet von Muskelschmerzen, insbesondere in den Schultern, Armen oder Händen, oder von Rückenschmerzen. Bei über einem Drittel betreffen die Schmerzen die unteren Gliedmaßen. Dann dürfen auch Probleme wie Kopfschmerzen oder überanstrengte Augen nicht fehlen - hierüber klagt auch fast die Hälfte.
Mit den Risiken, die von anderen Menschen am Arbeitsplatz ausgehen, wie von Kollegen und Chefs, sieht es nicht wirklich gut aus. Laut Studie hat sich die Zahl der Arbeitnehmer auf neun Prozent verdreifacht, die angeben, im Jahr vor dem Interview Opfer von zum Beispiel Einschüchterungen, Mobbing oder sogar Gewalt geworden zu sein. Wenn man nur den Monat vor der Befragung betrachtet, haben sogar elf Prozent über verbale Gewalt oder Drohungen geklagt, außerdem zwei Prozent über sexuelle Belästigung.
Boris Schmidt