Wie viele Menschen leben eigentlich in Belgien? Ungefähr 11.584.000 Einwohner, wie Hendrik Nevejan vom Planbüro in der VRT bestätigte. Die nächste logische Frage: Wächst oder schrumpft die Bevölkerung? Eine eindeutige Antwort auch hier: Sie wächst. Und das ist nicht etwa neu: Seit 1992 hat die Bevölkerung Belgiens nämlich im Schnitt um ungefähr 52.000 Menschen pro Jahr zugenommen.
Aber im letzten Jahr war die Zunahme "außergewöhnlich" groß: 2022 kamen doppelt so viele neue Einwohner hinzu, nämlich fast 104.000. Der Motor hinter dieser Entwicklung ist dabei ganz klar die Einwanderung.
Und hier macht eine Nationalität den Löwenanteil aus: die Ukrainer. Was natürlich angesichts der Millionen Ukrainer, die vor dem russischen Angriffskrieg fliehen mussten, wenig überrascht. 63.000 von ihnen haben im vergangenen Jahr Zuflucht in Belgien gefunden, ihnen ist ein vorübergehender Schutz gewährt worden. Das macht über 60 Prozent der Bevölkerungszunahme aus.
Ebenfalls wenig überrascht, dass es sich bei den allermeisten von ihnen um Frauen und Kinder handelt. Klammert man Ukrainer aus, bleiben noch rund 41.000 andere Migranten - was in etwa den Jahren davor entspricht.
Für 2023 rechnet das Planbüro mit einer Normalisierung der Bevölkerungszunahme auf ungefähr die Höhe des Vorkriegswerts - ungefähr. Denn so unsicher der weitere Kriegsverlauf ist, so unsicher ist auch, was mit den ukrainischen Flüchtlingen und damit auch mit der demographischen Entwicklung Belgiens passieren wird.
Langzeitprognose
Um dennoch eine Prognose für die nächsten Jahrzehnte geben zu können, hat das Planbüro den Mittelwert aus zwei extremen Szenarien berechnet: einem Maximalszenario, nach dem die meisten Ukrainer in ihre Heimat zurückkehren, und einem Minimalszenario, nach dem die meisten von ihnen hierbleiben und ihre Familienangehörigen nachziehen lassen.
Für seine Langzeitprognose geht das Planbüro von einem sich deutlich verlangsamenden Bevölkerungswachstum aus: Bis 2070 sollen im Schnitt nur noch etwa 31.000 Menschen pro Jahr dazukommen, davon jeweils etwa 25.000 durch Zuwanderung.
Begrenzt wird das Bevölkerungswachstum durch die Sterbefälle. Und weil allmählich die besonders große Babyboomer-Generation in ein entsprechend gefährdetes Alter kommt, werden die Sterbefälle bis 2055 wohl zunehmen. Zwischen 2045 und 2065 wird es demnach auch mehr Sterbefälle als Geburten geben.
Eine gute Nachricht: Belgier werden, nach dem Corona-Knick, wieder älter. Frauen würden aktuell im Schnitt 85 Jahre alt, Männer um die 80 Jahre. Langfristig würden sich diese Zahlen aber immer mehr annähern. Für das Jahr 2070 geht das Planbüro davon aus, dass Frauen durchschnittlich 90 werden, während es bei Männern dann immerhin auch 88,3 Jahre sein sollen.
Binnenmigration
Unter Berücksichtigung aller Faktoren soll Belgien im Jahr 2070 dann eine Bevölkerung von etwa 13 Millionen Einwohnern haben, also rund anderthalb Millionen mehr als heute. Diese prognostizierte Zunahme verteilt sich aber nicht gleichmäßig: Am stärksten soll die Bevölkerung demnach in Flandern wachsen (um 19 Prozent auf dann acht Millionen). Die meisten dieser "Neu-Flamen" werden dabei aus Brüssel und zu einem geringeren Anteil auch aus der Wallonie kommen, es handelt sich damit um eine sogenannte Binnenmigration.
Brüsseler werden aber auch in die Wallonie abwandern – beide Migrationsbewegungen werden zur Folge haben, dass die Bevölkerung der Hauptstadtregion kaum noch zunehmen wird in den nächsten 50 Jahren. Die Wallonie wird immerhin voraussichtlich noch ein Wachstum von rund sechs Prozent verbuchen können.
Diese Entwicklungen werden auch dazu führen, dass sich die Zahlenverhältnisse zwischen den Regionen verschieben werden: Flandern soll nämlich bis 2070 drei Prozent auf Kosten der Wallonie und Brüssels zulegen und dann 61 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes stellen statt wie aktuell 58 Prozent.
Boris Schmidt
der Lebensraum des einzelnen wird dadurch nicht besser.wer weiss reicht trifft dies alles zu.der Mensch denkt und Gott lenkt.