8 Kommentare

  1. Es ist doch vollkommen klar, dass Sanktionen mit Gegensanktionen beantwortet werden.
    Dumm nur, dass Russland an einem längeren Hebel sitzt als wir, denn während dort von den westlichen Sanktionen kaum etwas zu spüren ist und das Land durch die gestiegenen Rohöl- und Erdgaspreise gleichsam im Geld schwimmt und wichtige in der EU und den USA gefertigte Technologieerzeugnisse nun über Drittländer importiert werden (siehe den Artikel »Wirkungslose Sanktionen? Die erstaunliche Widerstandsfähigkeit Russlands« in der WELT), würde ein kompletter Gaslieferstopp aus Russland dazu beitragen, dass in einem Land wie Deutschland bei vollen Gasspeichern und einem mittelschweren Winter jene binnen zweieinhalb Monaten komplett leer wären.
    Nicht nur für die deutsche, auch für die gesamte europäische Wirtschaft wäre das eine Katastrophe, da sie auf Zulieferprodukte aus Deutschland angewiesen ist.
    Massenarbeitslosigkeit bei gleichzeitigen massiv gestiegenen Preisen fürs Heizen und Tanken bergen einen gewaltigen sozialen Sprengstoff in sich.
    Die Solidarität gegenüber der Ukraine dürfte dabei als erstes schwinden.

  2. Herr jusczyk

    Alles richtig,was Sie schreiben.

    Es wäre besser gewesen, zuerst für Ersatz zu sorgen anstatt Halz über Kopf Sanktionen gegen Russland zu verhängen.Das ist typisch westliche Politik.Man glaubt, sich alles erlauben zu können und rechnet nicht mit Gegenreaktionen.Kommen die dann doch, steht man hilflos wie ein Ochs vorm Berg, weint und klagt, der Berg sei hoch und schwierig zu meistern.

  3. Herr Jusczyk, merken Sie eigentlich, dass Sie genau das Narrativ des Kreml nachplappern? Wenn die Sanktionen doch "kaum" etwas bewirken, warum spricht sich dann ausgerechnet Putins Henker-Busenfreund Xi Jinping, zweite Volkswirtschaft der Welt, genau gegen diese aus?
    Warum hat sich dann die Inflation in Russland von Februar auf April verdoppelt (!) und ist auf schlappe 17,8% (!) gestiegen? Denken Sie etwa, dass "kaum etwas zu spüren ist", wenn - zugespitzt - ihr Brot um 17,8% teurer wird?

    Indem Sie ein Schreckensbild heraufbeschwören, spielen Sie Putins Propaganda in die Hände, denn was er will ist den Westen und Europa spalten, verunsichern, verängstigen. Und nein, WIR sitzen am längeren Hebel - sowohl militärisch (NATO immer noch - auch atomwaffentechnisch - überlegen) als auch wirtschaftlich ("Westen/Europa/G7" Wirtschaftsmacht Nr. 1) und genau weil Putin das weiss, buhlt er jetzt um den Schutz und die Absatzmärkte von China, als "Junior-Partner" des wirklich gefährlichsten Diktators der Welt...

  4. Herr Hetzel, bei meinen Ausführungen beziehe ich mich auf jenen oben genannten Beitrag in der WELT, der leider nur Abonnenten zugänglich ist.
    Bisher treffen die meisten Russen unsere Sanktionen demnach noch nicht wirklich.
    Bestimmte Güter sind sehr viel teurer geworden, besonders solche, die aus dem Westen importiert werden müssen; es gibt jedoch noch keinen großen Mangel, der die Bevölkerung schwer trifft.
    Das zentrale Problem bei unseren westlichen Sanktionen ist, dass sie sich für Russland sehr einfach umgehen lassen, indem Russland unsere Waren aus Drittstaaten importiert.
    Oder nehmen Sie den Verkauf von russischem Erdöl durch Tanker.
    Westliche Länder sind nicht mehr bereit, russische Tankerschiffe weiterhin zu zertifizieren.
    Kurzum hat sich jedoch Indien bereiterklärt, diese Aufgabe zu übernehmen.
    Die indische Regierung sorgt also dafür, dass unsere Sanktionen gegen Russland unterlaufen werden. Ein Unding!
    Wenn Russland den Gashahn komplett dichtmacht, dann trifft uns das viel, viel härter als unsere Sanktionen Russland. Wir gehen dann quasi auf dem Zahnfleisch.

  5. Man sollte sich mal die Proportionen des Handels der EU mit ihren wichtigsten Partnern vergegenwärtigen (2021):
    Import in die EU: China (22%), USA (11%), Russland (8%), UK (7%), Schweiz (6%)
    Export aus der EU: USA (18%), UK (13%), China (10%), Schweiz (7%), Russland (4%).

    Die Schweiz (8,65 Millionen Einwohner) Russland (177,1 Mill.).
    Das sagt wohl alles.

    Kleine Frage: Hat jemand schon mal ein Produkt aus Russland in einem Geschäft gefunden?
    Wodka? Mal genauer auf das Etikett der Flasche Smirnoff im der Hausbar schauen:
    Trotz Zarenkrone und Doppeladler: "Produced in Italy for Smirnoff&Co., London"
    Autos? In der Liste der bedeutendsten Automobilproduzenten taucht Russland überhaupt nicht auf. Ach ja, irgendwo unter ferner liefen: Lada, gehört aber zu Renault.

    Aber es gibt ja noch die traditionelle Matrjoschka-Puppe als beliebtes Souvenir...

  6. Mir ist nicht ganz klar, Herr Schleck, worauf Sie mit Ihrem Beitrag hinauswollen.
    Es kommt doch nicht auf das reine Aus- und Einfuhrvolumen an, sondern vor allem auf die Art der Waren.
    Erdgas ist ein extrem wichtiger Rohstoff und da sind wir (noch) massiv von Russland abhängig.
    Ohne Erdgas läuft in der Wirtschaft nichts.
    Denken Sie nur an die chemische Industrie, denken Sie an die Papierherstellung, denken Sie an die Landwirtschaft, die gleich in doppelter Weise auf Erdgas angewiesen ist, einmal bei der Nutzung von Düngemitteln, wofür Ammoniak benötigt wird und dafür wiederum Erdgas, als auch zum Beheizen der Ställe.
    Denken Sie an die Zementwerke, die Textilindustrie, die Bäckereien…
    Wenn Russland kein Gas mehr liefert, bekommen wir Anfang des kommenden Jahres eine massive Rezession.
    Das Schlimme ist: Die Menschen haben dann aufgrund von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit weniger Geld zur Verfügung, müssen aber viel mehr fürs Heizen bezahlen. Damit potenzieren sich die Probleme.

  7. Herr Schleck.

    Das wesentliche erwähnen Sie nicht. Russland ist Energielieferant. Und ohne Energie keine wirtschaftlichen Aktivitäten.

    Die Idee einer Europäischen Einkaufsgemeinschaft ist durchaus überlegenswert. Mit gebündelten Kräften kann man den Markt eher beeinflussen.

  8. Die Politik ist gefordert, aber wieder einmal zu korrupt, zu dumm oder zu bequem um innovativ, flexibel und transparent einen neuen Weg zu gehen...