Eigentlich darf man von der SNCB in den kommenden Jahren eine ganze Menge erwarten: Die SNCB soll mehr Zugkilometer anbieten - bis 2032 mindestens zehn Prozent mehr als heute. Übersetzt man das auf die Zahl der Fahrgäste, entspricht das rund 4.200 pro Tag in der Woche, 400 mehr als heute. Auch die Frequenz der Verbindungen soll besser werden: Im gesamten Netz strebt die SNCB zwei Züge pro Stunde pro Verbindung an. In 98 von 100 Zügen müssen die Reisenden einen Sitzplatz finden können.
Neue moderne Waggons benötigt
Dazu wird die Bahn neue Waggons brauchen - und zwar nicht irgendwelche, sondern Waggons, die mehr Beinfreiheit, mehr Stauraum unter den Sitzen, mehr Fahrradplätze und Steckdosen für Fahrgäste vorsehen. Außerdem möchte die Bahn den Handyempfang in den Zügen verbessern.
Alles in allem soll also mehr Komfort geboten werden und den bitte auch zu akzeptablen Preisen und umweltbewusster. Die Bahn muss nämlich ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Der Vertrag sieht auf der anderen Seite aber auch vor, dass die SNCB die Fahrkartenpreise so gestaltet, dass die Bahn ein attraktiveres Verkehrsmittel wird, um mehr Menschen auf die Schiene zu bringen.
Große und kleine Bahnhöfe beleben
Zu den Zügen gehören auch die Bahnhöfe. Da gibt es zumindest die Absicht, große und kleine Bahnhöfe zu beleben und sicherer zu machen. Sie sollen eine zentrale Rolle im lokalen Leben spielen. Das klingt noch etwas schwammig. Konkreter wird es bei der Zugänglichkeit. Die SNCB muss dafür sorgen, dass fast 200 Bahnhöfe für Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderungen selbstständig zugänglich sind.
Außerdem muss die Anzahl der Fahrradstellplätze und Autoparkplätze in den kommenden zehn Jahren stark erhöht werden. Der Vertrag legt nicht fest, wie viele Bahnhöfe mit einem Schalter ausgestattet werden müssen. Das kann die Bahn weiterhin selbst nach Bedarf entscheiden.
Vertragsentwurf wird diskutiert
Die Mehrheitsparteien in der Föderalregierung diskutieren nun den Vertragsentwurf, den Verkehrsminister Georges Gilkinet mit der SNCB ausgehandelt hat. Eine endgültige Einigung wird für den Herbst erwartet, damit der Vertrag am 1. Januar 2023 in Kraft treten kann.
Der schwierigste Punkt sind noch die Finanzen. Wie viel Geld muss der Staat der Bahn zur Verfügung stellen, damit SNCB und Schienennetzbetreiber Infrabel die gesetzten Ziele erreichen können? Der Vertrag erstreckt sich über zehn Jahre und ist der erste echte Vertrag dieser Art seit zehn Jahren. Im Moment arbeitet die SNCB sozusagen auf Sicht.
soir/okr