Wieder eine Demo, die entgleist. Wieder Szenen wie aus einem Krieg. Wieder Krawallmacher, die bewusst die Konfrontation mit den Ordnungskräften suchen. Wieder massiver Sachschaden entlang der Kundgebungsroute ...
Einige tausend Menschen hatten die Behörden erwartet, am Ende waren es 35.000 Demonstranten, die nach Brüssel gekommen waren, um ihrem Ärger über die Corona-Maßnahmen Luft zu machen. Unter ihnen: die unterschiedlichsten Profile: "besorgte" Bürger, aber auch gewaltbereite Rechtsextremisten.
Ziemlich diffus waren auch die Forderungen, die auf den Spruchbändern zu lesen waren. Protestiert wurde zum Beispiel gegen den Einsatz des Covid-Safe-Tickets oder auch gegen die Impfpflicht für Pflegekräfte, bzw. eine möglicherweise drohende allgemeine Impfpflicht. Letztlich ging's vielen wohl einzig um ihre "Freiheit".
Entgleiste Kundgebung
Ein Ruf nach "Freiheit", der dann eben in Gewalt ausartete. Fensterscheiben wurden eingeworfen, die Ordnungskräfte mit Feuerwerkskörpern beschossen. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen die Krawallmacher vor. Es kam zu regelrechten Straßenschlachten.
Resultat: Drei verletzte Polizisten, eine Schneise der Verwüstung. 44 Personen wurden festgenommen. Dabei müsse es aber nicht bleiben, sagte Ilse Van de keere, die Sprecherin der Brüsseler Polizei. Jetzt werde eine Untersuchung eingeleitet. Anhand von Videobildern werde man versuchen, die Täter zu ermitteln, sagte Van de keere in der VRT.
Sozialistische Rechtfertigungsversuche
35.000 Protestierende in den Straßen von Brüssel, das ist dann doch ein Signal. Zumal keine große Organisation zu der Kundgebung aufgerufen hatte. Es gibt ja keine organisierte Querdenkerbewegung in Belgien. Die Koordination erfolgte offensichtlich allein über Soziale Netzwerke.
"Wir dürfen die Augen davor nicht verschließen", sagte der PS-Vizepremier Pierre-Yves Dermagne am Morgen in der RTBF. "Wir müssen die Botschaft zur Kenntnis nehmen und auch darauf reagieren." Wobei, sagt Dermagne: Es sei dann doch kompliziert, aus dem Ganzen eine klare Botschaft herauszuhören.
Sagen wir mal so: Es gab die klassischen Impfgegner, es gab die Krawallmacher, es gab aber auch die Menschen, die Zweifel hegen. Und denen müsse man begegnen, etwa über eine qualitativ hochwertige öffentliche Debatte, in der die Fakten präsentiert werden und bei der man auch zugeben muss, dass man eben noch nicht alles weiß. "Wenn uns diese Krise eins gelehrt hat, dann ist das Demut", sagt Dermagne.
Wobei die PS vielleicht in den letzten Tagen auch nicht immer dazu beigetragen hat, dass die öffentliche Debatte geradlinig verläuft. Eben diesen Vorwurf musste sich Dermagne jedenfalls am Morgen in der RTBF gefallen lassen. Seine Partei hatte ja die Einigung über eine Impfpflicht für medizinisches Personal aufgekündigt. Eine 13-stündige Krisensitzung war nötig, um eine Regierungskrise abzuwenden. Erreicht hat die PS, dass impfunwilliges medizinisches Personal nicht mehr entlassen werden soll; stattdessen werde ihr Vertrag ausgesetzt.
Kritiker sagen, dass sich in der Sache so gut wie nichts ändert. Dermagne sieht das anders: Die PS habe dafür gesorgt, dass es noch einen Weg zurück gibt, dass Menschen, die sich umentscheiden, doch noch in ihren alten Job zurückkehren können.
Harsche Vorwürfe gegen ungeimpftes Pflegepersonal
Der renommierte belgische Virologe Peter Piot kann dagegen nicht nachvollziehen, warum man mit impfunwilligem medizinischem Personal so vorsichtig umgeht.
"Die Schwächsten unter uns sollen der Gefahr ausgesetzt werden, dass ungeimpftes Personal das Virus in eine Einrichtung trägt? Wenn das zum Tod eines Patienten führt, dann erfüllt das eigentlich den Tatbestand des Totschlags", sagte Peter Piot in der VRT.
Roger Pint
Hoffentlich werden diese Chaoten nicht nur ermittelt, sondern auch bestraft und zur Kasse gebeten. Wir bezahlen mit unseren Steuern schon viel zu viel wegen Gewalttaten.