Der Konzertierungsausschuss hatte in seinem Sommerplan festgehalten, dass Großereignisse unter freiem Himmel ab dem 13. August wieder möglich würden. Kaum war diese Entscheidung raus, da gaben die Pukkelpop-Organisatoren schon bekannt, dass sie mit den Planungen begonnen hatten. Nach einem Jahr ohne Pukkelpop sollte das Alternativ-Festival in diesem Sommer wieder aufleben.
Stattfinden sollte das Event zwischen dem 19. und dem 22. August. Das Programm stand inzwischen soweit; vor einigen Tagen hatte man auch schon mit den Aufbauarbeiten begonnen. Was auch ein bisschen so aussehen mochte, als wollte man Fakten schaffen. Denn jeder wusste, dass da noch eine Sitzung des Konzertierungsausschuss ausstand. Denn: Die Lage hatte sich doch in der Zwischenzeit merklich verändert.
Ein Wort fasst das Problem zusammen: Delta. Seit einiger Zeit steigt wieder die Zahl der Corona-Neuinfektionen. In einigen Ländern gehen die Zahlen schon wieder durch die Decke. Und auch in Belgien wird dieser Trend immer deutlicher sichtbar. Die Region Brüssel etwa ist schon wieder rot eingefärbt auf der Karte des ECDC, also des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten.
Zuletzt mehrten sich auch die kritischen Stimmen, die angesichts der steigenden Zahl der Neuinfektionen vor der Durchführung des Festivals warnten. Einige Gesundheitsexperten und sogar der flämische Hausärzteverband rieten in den letzten Tagen nachdrücklich von der Durchführung des Festivals ab.
Test-Problematik
Am Montag beim Konzertierungsausschuss sah es aus Sicht der Pukkelpop-Verantwortlichen zunächst noch nach Entwarnung aus: An der Entscheidung, Großereignisse unter Auflagen stattfinden zu lassen, wurde nicht mehr gerüttelt. "Unter Auflagen", das sind aber die zwei entscheidenden Wörtchen.
Am Grundprinzip hat sich eigentlich nicht geändert. Von vornherein war klar, dass es eine "sanitäre Eingangskontrolle" geben würde. Eigens für Großereignisse hatte man die Einführung eines "Covid-Safe-Tickets" beschlossen. Das ist vergleichbar mit dem Reisezertifikat und gibt Aufschluss darüber, ob der Betreffende geimpft, getestet oder genesen ist. In der Praxis gilt: Wer vollständig geimpft ist, der kommt problemlos rein. Wer nicht geimpft ist, der muss einen negativen Test vorweisen können.
So weit, so bekannt. Am Montag hat der Konzertierungsausschuss aber die genauen Modalitäten noch einmal präzisiert. Demnach beläuft sich die Gültigkeitsdauer eines PCR-Tests nicht mehr als 72 sondern auf 48 Stunden. Antigen-Schnelltests sind zulässig, aber nur für 24 Stunden gültig. Eine Gültigkeitsdauer von maximal 48 Stunden: Für ein Festival, das drei, eigentlich vier Tage dauert, ist das natürlich ein Problem. Konkret bedeutet das nämlich, dass sich die meisten der Nicht-Geimpften mindestens zwei Mal hätten testen lassen müssen. Und das gilt nach Angaben der Organisatoren für rund acht von zehn Pukkelpop-Besuchern.
Vandenbroucke bleibt hart
All das bestätigte auch der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke noch einmal in der VRT. Und damit hat Vandenbroucke der diesjährigen Auflage Festival indirekt offensichtlich den Todesstoß versetzt. Es ist nämlich so: Als die Organisatoren auf die angepassten Regeln aufmerksam wurden, hatten sie die Aufbau-Arbeiten und auch den Ticketverkauf erstmal ausgesetzt. Man verlange eine Verdeutlichung durch die Behörden. Der eine oder andere hatte das als eine versteckte Drohung verstanden, jedenfalls mit der unterschwelligen Forderung, die Regeln noch einmal zu überdenken. Als Vandenbroucke die Entscheidung eins zu eins bestätigte, war im Grunde alles gesagt.
Er verstehe aber die ganze Diskussion nicht, sagte Vandenbroucke. Als das Thema Festivals erstmals aufgeworfen worden war, da hatten die Veranstalter doch noch versichert, dass sie notfalls die ganze Festivalwiese jeden Tag testen könnten. Warum geht das plötzlich nicht mehr?
Der Gesundheitsminister hatte auch am Morgen nochmal klargemacht, das an diesen Regeln nicht mehr zu rütteln sei: Wenn die Pukkelpop-Macher zu dem Schluss kommen, dass sie den staatlichen Auflagen nicht nachkommen können, nun, dann findet das Festival nicht statt. Punkt!
Ihm gehe es allein um die Volksgesundheit, betont Vandenbroucke. Ihm gehe es allein darum, dass die Menschen einen sorglosen Sommer erleben können: Vergnügen ohne Angst haben zu müssen.
Neues Datum
Das Festival wird jetzt auf kommendes Jahr verschoben und findet statt vom 18. bis zum 21. August.
Ticketinhaber können wählen, ob sie das Geld zurück haben wollen oder für nächstes Jahr nutzen möchten. Ob das Line-Up auch auf das nächste Jahr übertragen wird, ist noch unklar.
Roger Pint