Angefangen hatte alles mit der Forderung des ersten schwarzen Bürgermeisters des Landes und CDH-Politikers, dass sich Belgien - und zwar am besten über das Königshaus - beim kongolesischen Volk für die brutale Kolonialzeit entschuldigen sollte. Und dass die Statuen von König Leopold II. seit Jahren ins Museum gehörten, wo sie auch vor Vandalismus geschützt wären.
In der Folge ergoss sich eine Welle rassistischer und gewalttätiger Hassbotschaften der übelsten Art über Pierre Kompany und auch seinen Sohn, den Fußballstar Vincent Kompany. Neben zwei Portugiesen und einem Italiener waren es auch drei Belgier, die auf Facebook unter einem Nachrichtenbeitrag gegen Kompany vom Leder zogen. Pikanterweise leben und arbeiten sie alle ausgerechnet im Geburtsland des Brüsseler Abgeordneten.
Einer der Auslandsbelgier wollte Pierre Kompany ausstopfen lassen und zwischen die Präparate wilder Tiere im Museum stellen. Sinngemäß den gleichen Wunsch hatte auch ein anderer Landsmann, während ein dritter ihn als Affen beschimpfte. Offenbar hatte keiner der sechs Beteiligten auch nur im Entferntesten an mögliche Folgen gedacht.
Nachdem Einwohner von Lubumbashi, wo die Verdächtigen wohnen, und eine Antirassismusorganisation eine Petition gegen die sechs Ausländer starteten, wurden sie vorübergehend festgenommen und zum Verhör in die Hauptstadt Kinshasa geflogen. Nach verschiedenen Angaben sollen sie ausgewiesen werden. Womit sie vermutlich noch Glück hätten, im Kongo selbst drohen ihnen nämlich andernfalls bis zu zwei Jahre Gefängnis wegen Rassismus und Morddrohungen.
Und mittlerweile hat auch die Brüsseler CDH-Sektion Klage eingereicht gegen die Urheber der Hasspostings gegen ihren Abgeordneten. Die CDH habe Klage eingereicht, weil man angesichts der rassistischen Beleidigungen und der Anstiftung zum Hass schockiert gewesen sei, erklärte Pierre Kompany in der Interview-Sendung "Jeudi en prime" in der RTBF.
Man hätte ja miteinander reden können oder Fragen stellen, aber stattdessen hätten sich die Schreiber verhalten, wie sie es bei Tim im Kongo oder sonst wo gelesen hätten. Und ja, man könne auch mit Rassisten reden. Sehr oft würden solche Menschen ihre Meinung ändern, wenn sie einen erst kennen würden, ist Kompany überzeugt.
Was den Belgiern im Kongo jetzt passiert sei, darauf habe er keinen Einfluss, betonte Kompany. Er wisse auch nicht, ob sie ausgewiesen würden. Diese Herren, die ein glückliches Leben im Kongo führten, hätten sich einen Spaß daraus gemacht, riesige Netzwerke aufzubauen, um ihre Hassbotschaften zu verteilen und Menschen zu beleidigen. Und Tausende ihrer Kontakte zu Ähnlichem zu animieren. Und die lokalen Behörden hätten sie eben aufgespürt.
Er wolle sicher nicht an ihrer Stelle sein und das durchleben, was ihnen gerade widerfahre. Aber diese Menschen könnten nicht nachvollziehen, was er erleben müsse, erklärte Kompany. Er selbst könne solche Hasskommentare ja noch ignorieren, aber seine Freunde bekämen das ja auch mit. Und irgendwann würde das, was im Kongo verbreitet würde, auch in Belgien ankommen und hier verbreitet werden.
Er wisse zwar nicht, ob eine Ausweisung eine gerechte Strafe sei. Was er aber wisse, sei, dass man Leute, die solche Botschaften verbreiteten, die zu menschlichen Dramen führen könnten, aufrütteln müsse.
Wenn man sie nach Belgien zurückschicke, hätten sie sicherlich Zeit zum Nachdenken. Aber die Kongolesen seien nicht so nachtragend. Und eines Tages würden diese Belgier dann in den Kongo zurückkehren. Aber dann würden sie sicherlich nie wieder über "Rassen" sprechen, ist Pierre Kompany überzeugt.
Boris Schmidt