"Es ist echt nicht Sinn der Sache, dass jetzt alle gemeinsam in die Geschäfte rennen" - Dr. Steven Van Gucht, der Sprecher des wissenschaftlichen Beratergremiums, zeigte sich in der VRT doch ein bisschen besorgt. In vielen Städten ist dieser Tag der Wiedereröffnung der Geschäfte zwar noch eher verhalten abgelaufen - vor allem in Brüssel und Antwerpen scheinen die Menschen aber kaum zu halten gewesen zu sein.
Schon vor der Öffnung der Geschäfte hatten sich vor einigen Läden lange Warteschlagen gebildet. "Naja, solange die Warteschlangen draußen sind und die Menschen ausreichend Abstand halten, ist das eigentlich noch kein Problem", sagte Steven Van Gucht in der VRT. Es wäre aber doch besser, wenn die Menschen vielleicht noch ein bisschen warten, bevor sie wieder shoppen gehen.
Auch bei der inzwischen traditionellen Pressekonferenz der Gesundheitsbehörden und des Krisenzentrums wurde noch einmal auf die geltenden Regeln hingewiesen: Einkaufen darf man nur alleine, möglichst in seiner Gemeinde. Im Geschäft bleibt man nicht länger als 30 Minuten, sagte Benoît Ramacker, Sprecher des Krisenzentrums.
Die Grundbedingungen für diese neue Phase der Lockerungen sind nach wie vor erfüllt: "Die Zahlen sind nach wie vor gut", bestätigte Dr. Steven Van Gucht. Bei den Krankenhauseinweisungen oder der Belegung der Intensivbetten ist die Entwicklung mindestens stabil, wenn nicht rückläufig. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar gestiegen - das habe aber damit zu tun, dass jetzt mehr in der Breite getestet wird. Die Kriterien wurden ja ausgeweitet.
Alles in allem spreche nichts gegen die geplante teilweise Wiedereröffnung der Schulen am kommenden Montag. In diesem Zusammenhang wolle man auch noch einmal möglicherweise besorgte Eltern oder Schüler beruhigen, sagte Dr. Yves Van Laethem, der frankophone Sprecher der Arbeitsgruppe. Wichtigstes Argument: Kinder entwickeln die Krankheit nur selten. Es sei nochmal seltener, dass Covid-19 bei Kindern zu Komplikationen führe. Weniger als zwei Prozent der Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, seien jünger als 19 Jahre gewesen. Und was die Problematik der Ansteckung angeht: Die bisherigen Erkenntnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass Kinder und Jugendliche das Virus nicht so stark verbreiten wie Erwachsene, sagt Dr. Steven van Gucht.
Warnung vor falschen "Corona-Detektiven"
Jede Ansteckung ist natürlich eine zu viel. Möglichst viele Infektionen müssen möglichst schnell aufgespürt werden, damit die Epidemie nicht wieder außer Kontrolle gerät. Ein zentrales Instrument dafür wird das Kontakt-Tracing sein. Es soll also schnell ermittelt werden, mit wem ein Infizierter Kontakt hatte, wen er möglicherweise hat anstecken können. Das wird in der Regel per Telefon erfolgen.
Nur wollen offensichtlich auch schon wieder Betrüger auf diesen Zug aufspringen. Es wurden schon Fälle gemeldet, bei denen sich Leute für Corona-Detektive ausgegeben haben, erklärt Benoît Ramacker. Deswegen hat das Krisenzentrum noch einmal die Dinge klargestellt: Egel wo, egal wann: Die Mitarbeiter der Callcenter werden sich immer nur unter einer Rufnummer melden, nämlich der 02/214.19.19. Oder per SMS mit der Nummer 8811. Wenn man eine Mitteilung bekomme, die nicht von einer dieser beiden Nummern stammt, solle man die Botschaft ignorieren und vor allem nicht auf einen Link klicken, der eventuell Teil der Message ist. Kein Corona-Detektiv wird um die Herausgabe von Bankdaten oder Passwörtern bitten.
Am besten, so empfiehlt das Krisenzentrum man speichert die beiden offiziellen Nummern gleich in sein Telefon. Dann ist jeder Missbrauch ausgeschlossen.
Roger Pint