Ein Strategieplan, ein Ersatzpool für kranke Mitarbeiter, eine Taskforce: Es sind nur einige der Vorschläge, die der flämische Verband Zorgnet-Icuro, zuständig für rund 300 Einrichtungen, Gesundheitsminister Wouter Beke (CD&V) schon vor Wochen unterbreitet hat. Passiert ist nichts.
Ähnlich klingt es auch bei Vlozo, dem Verband der privat geführten Heime. Dessen Präsident Geert Uytterschaut ist auch Chef des belgischen Ablegers von Orpea, einem internationalen Netzwerk mit rund 1.000 Seniorenheimen weltweit. Auch in Italien und Spanien, wo die Corona-Krise bislang besonders viele Opfer gefordert hat, habe man einiges lernen können, sagt Uytterschaut.
Dort habe man Dinge gesehen, die nicht so gut gelaufen sind, und die wir hier hätten besser machen können. "Und das haben wir dem Kabinett von Gesundheitsminister Beke auch gesagt", so Uytterschaut. Unter anderem, die Bewohner in ihren Zimmern zu isolieren, um die Verbreitung des Virus innerhalb des Heimes zu vermeiden.
"Klar ist das auch eine psychologische Belastung", sagt Uytterschaut. Aber da hätte man andere Optionen gehabt. Wanderungen, Animationen oder Besuche von Mitarbeitern beispielsweise. Auch die Hygienemaßnahmen für das Personal hätten intensiviert werden müssen, und auch klare Richtlinien, ab wann ein kranker Mitarbeiter zu Hause bleiben muss, und wann nicht.
Zu spät gehandelt
Und schon vor drei Wochen haben Uytterschaut und sein Team dem Gesundheitsminister vorgeschlagen, eine Task-Force zu gründen. "Nichts wurde davon aufgegriffen", sagt Uytterschaut. Alles blieb Theorie, nichts wurde in die Praxis umgesetzt.
"Wir können nicht bestreiten, dass wir in Flandern zu spät konkret handeln. Diese Debatte hätte schon vor zwei oder drei Wochen geführt werden müssen", sagt Uytterschaut.
Aus dem Kabinett Beke hieß es am Mittwoch dazu, der Sektor selbst und auch Experten seien sich uneins gewesen. Beobachter gehen auch von der Theorie aus, dass der Grund im Kabinett selbst liegen könnte.
Als Beke im Oktober das Amt von Vandeurzen übernahm, waren auch dessen erfahrene Berater weg. Beke musste von Null anfangen und ein komplett neues Team aufbauen. Pikant: Ministerpräsident Jambon soll Beke unter die Arme greifen. Vertrauen sieht anders aus.
Zuständigkeiten zu zersplittert
Diese Verzögerung habe aber auch damit zu tun, wie in Belgien die Gesundheitsversorgung organisiert ist. Zuständigkeiten seien viel zu sehr zersplittert, zwischen föderalen und regionalen Behörden, sagt Geert Uytterschaut.
"Wie können wir die Zuständigkeiten besser kanalisieren? Das ist eine der Fragen, die nach der Krise auf den Tisch kommen müssen", fordert Uytterschaut. Und fügt hinzu: Eine Krise überwinde man nicht mit drei Regionen, einem Föderalstaat, einem Krisenkomitee und dergleichen.
Bis dahin gilt es aber erstmal, die Situation in den Alten- und Pflegeheimen zu verbessern. Jetzt müsse es schnell gehen, sagt Uytterschaut. "Jetzt ist keine Zeit mehr für, wir schauen mal, wir überlegen mal, wir fragen mal. Nein, jetzt muss gehandelt werden."
Rotes Kreuz setzt Freiwillige zur Unterstützung der flämischen Altenheime ein
Volker Krings
Bemerkenswerte Feststellung "Zuständigkeiten zu zersplittert". Daran sieht man doch, dass bei der Föderalisierung Belgiens nicht an die Menschen gedacht wurde sondern an die Postenjäger. Jetzt hat man den Salat. Hat wahrscheinlich vielen das Leben gekostet. Das sollte doch zu denken geben. Nach der Coronakrise muss unbedingt ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss gebildet werden, der sich mit dem Krisenmanagement in dieser Zeit beschäftigt und Empfehlungen für die Zukunft ausspricht. Darum muss es eine abschließende Staatsreform geben mit einer klaren Kompetenzverteilung zwischen den einzelnen Ebenen.
Ob es eine erneute Staatsreform geben muss, Herr Scholzen, moechte ich dahin gestellt lassen. Sicher aber ist, dass es fuer Krisensituationen eine einzige befugte
Institution in Belgien geben muss , diese ausschliesslich mit kompetenten Fachleuten ( Bitte keine Politiker ) besetzt sein sollte.
Noch viel mieser finde ich aber , dass es bisher keine ausreichenden Coronatest's in Belgien gibt. In Vlaanderen z.B. gibt es Seniorenheime , die schwer von dem Coronavirus befallen sind , aber keinerlei Test's erhalten , weil sie nicht auf der
Liste des Herrn Beke stehen. Unglaublich !
Werter Herr van Compernolle.
Wie kommt man die von Ihnen genannte "Liste" ? Aufgrund transparent nachvollziehbarer Kriterien oder anders, vielleicht durch Beziehungen oder Zufall?
Sehr geehrter Herr Scholzen,
Ihre Frage kann ich Ihnen nicht beantworten , Fragen sie mal Minister Beke von der Partei mit den "C" in der Namensgebung!
Ich war auch erst sehr erstaunt, als ich das in den HLN.-Nieuws gelesen habe und nach dem Lesen stinke sauer!
Hier nach zu lesen HLN NIEUWS:
Sint-Genesius Rode / Al vier coronadoden in de Groene Linde, maar rusthuis krijgt geen testkits “ Dit is een levensgevaarlijke situatie“ !