Im Grunde beginnt diese Episode am Montag. Paul Magnette ist noch Informator, es wird aber erwartet, dass er den König darum bitten wird, von der Aufgabe entbunden zu werden. Genau in dieser Phase stellt sich Bart De Wever vor die Presse und holt zu einem Rundumschlag aus. Erst stellt er die OpenVLD an den Pranger, die De Wever mehr oder weniger ausdrücklich des Verrats beschuldigt. Und das nur, weil die flämischen Liberalen offensichtlich mit dem Gedanken gespielt haben, sich an einer Koalition ohne die N-VA zu beteiligen.
Über Paul Magnette sagt De Wever, dass der wohl noch rot-grünen Brei zwischen den Zähnen habe, und dass da wohl noch eine kernige flämische Zahnpasta nötig sei, um den Geschmack wieder wegzukriegen. Und die Frankophonen stellt De Wever wieder sinngemäß als Profiteure hin. Um dann hinzuzufügen, dass er selbstverständlich bereit sei, Verantwortung zu übernehmen. De Wever bot sich quasi an als potentieller Nachfolger von Paul Magnette in königlicher Mission.
"Jetzt mal ehrlich: Bart De Wever hat alles getan, um eben nicht Informator zu werden", sagte Paul Magnette sinngemäß in der RTBF. "Er hat in alle Richtungen ausgeteilt, provoziert, beleidigt. Die N-VA schließt sich selber aus, das ist für alle sonnenklar." Die Zeitung De Morgen, die zugegebenermaßen auch eher links orientiert ist, sieht das im Übrigen genauso.
Die Leitartiklerin vergleicht das mit einem Spielplatz: Ein Kind, das morgens alle Spielkameraden terrorisiert hat, darf sich nicht wundern oder gar in Tränen ausbrechen, wenn es am Nachmittag von den anderen links liegen gelassen wird. Dieses "Gesetz des Spielplatzes", das sei eben auch auf die Politik anwendbar.
Für Magnette hat das sogar System. De Wever tue alles, um sich zu disqualifizieren, so Magnette. Und das alles nur, weil er nicht zugeben will, dass er sich eigentlich nicht an der Regierung beteiligen will.
"Kappes", erwidert indes die N-VA. Bart De Wever selbst wollte offensichtlich nicht reagieren, deswegen hat das der Parteifreund und flämische Ministerpräsident Jan Jambon getan. "Unsere Vertreter setzen sich doch an die diversen Verhandlungstische, bringen sich dort auch konstruktiv ein", sagte Jambon in der VRT. Mehr noch: Bart De Wever habe sich sogar für die Rolle des Informators angeboten. Und es gebe da durchaus noch mehr Beispiele. Es könne jedenfalls niemand behaupten, dass die N-VA nicht gewillt sei, an einem künftigen föderalen Koalitionsabkommen mitzuarbeiten.
Magnette war aber noch nicht fertig. Er sei mehr denn je davon überzeugt, dass sich die N-VA nicht verändert hat. Die N-VA sei und bleibe eine gefährliche Partei, sagte Magnette im besagten RTBF-Interview: gefährlich für das föderale Belgien, gefährlich für die Soziale Sicherheit, gefährlich für Brüssel. Die Hauptstadtregion komme in den Konföderations-Plänen der N-VA nicht einmal vor. Demonstratives Kopfschütteln von Jan Jambon. Mit den Magnette-Aussagen konfrontiert, sagt der nur, es sei nicht der Mühe wert, darauf zu reagieren.
Zurück zu Magnette: "Heißt das denn jetzt, dass Sie bestimmt nicht mit der N-VA regieren wollen?", wird der PS-Chef gefragt. Darauf wolle er lieber nicht antworten, sagt Paul Magnette. Darauf warte die N-VA schließlich nur. Er wolle nicht eine Provokation in den Raum stellen, die es der N-VA dann erlaubt, das Opfer zu geben. "Ich kenne die N-VA auswendig", sagt Magnette.
Nun, wenn man sich Jan Jambon anhört, dann kann man ihm zumindest nicht ganz Unrecht geben. "Die PS will uns nicht dabei haben", so lautet nämlich das Fazit des N-VA-Politikers. Der Schwarze Peter geht also wieder herum. Wenn es ein Fazit gibt, dann wohl dieses: Der Job der beiden Informatoren ist in den letzten Tagen wohl nicht einfacher geworden.
Roger Pint