Paul Magnette will also nicht mehr. Sein dritter Bericht war der letzte. Magnette hat den König darum gebeten, von seiner Informator-Mission entbunden zu werden. Und eigentlich war diese Mission auch zu einem logischen Ende gekommen.
Magnette hatte das Terrain sondiert. Und dabei festgestellt, dass eine Regenbogen-Koalition ein gangbarer Weg sein könnte. Könnte - denn nach dem Wochenende blieb die Feststellung, dass es eben (noch) nicht reicht.
Die Liberalen zögerten, insbesondere die flämische OpenVLD. Und die CD&V, die dem Regenbogen eine komfortablere Mehrheit hätte beschaffen können, die wollte erst gar nicht mitspielen. Zeit für ein neues Kapitel also.
Die Frage aller Fragen lautet jetzt: Setzt man weiter auf den Regenbogen oder nicht? Diese Frage wird der König auf die eine oder andere Weise beantworten müssen. Und das bringt das Staatsoberhaupt auf dünnes Eis.
Denn es gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, von denen sich keine eindeutig aufzwingt. Vielmehr schließen sie sich gegenseitig aus. Der König wird quasi dazu genötigt, eine Richtungsentscheidung vorzunehmen. Da wird es plötzlich sehr schwer, den doch eigentlich so wichtigen Eindruck der Neutralität zu bewahren.
Es ist so: Der Regenbogen, das wäre eine Koalition ohne die N-VA. Eben diese N-VA hat aber nicht vor, sich jetzt "einfach so" ausbooten zu lassen. Seit einer Woche scharren die flämischen Nationalisten mit den Hufen. N-VA-Chef Bart De Wever hat mehrmals gesagt, dass er bereit wäre, jetzt auch in den Ring zu steigen.
Je nach Blickwinkel kann man das als eine politische "Stinkbombe" betrachten. Die Arbeit von Paul Magnette würde damit natürlich in den Kühlschrank verfrachtet. Der Regenbogen wäre ja erstmal vom Tisch.
Und das alles wofür? Spätestens seit dem Intermezzo der beiden "Vorregierungsbildner" Rudi Demotte und Geert Bourgeois weiß man, dass eine Koalition zwischen PS und N-VA offensichtlich unmöglich ist. Bourgeois sprach von einem "Grand Canyon", der die beiden Parteien voneinander trenne. Warum also sollte Bart De Wever da plötzlich zu einem anderen Schluss kommen?
De Wevers Rundumschlag
Er bleibt jedenfalls dabei. Nach dem Motto: "Jetzt bin ich dran! Wenn Magnette darf, dann darf ich auch!". Um sich zu empfehlen, hat Bart De Wever aber eine ungewöhnliche Methode gewählt: Er hat erstmal ausgeteilt.
Ja, er würde jetzt eine Rolle übernehmen wollen, sagte De Wever. Allerdings sei der Schaden, den die OpenVLD da angerichtet habe, gigantisch. Die flämischen Liberalen hätten Magnette bewiesen, dass man die Flamen gegeneinander ausspielen, auseinanderdividieren kann. Und das alles nur, weil man ihnen ein paar Pöstchen versprochen hat. So! Erstmal der OpenVLD einen verpasst.
Dann zu Paul Magnette: Er habe Paul Magnette getroffen, und der habe natürlich noch den Regenbogenbrei zwischen den Zähnen. "Da wird wohl eine Menge flämische Zahnpasta nötig sein, um diesen Geschmack wieder wegzukriegen", sagt Bart De Wever.
Und nicht vergessen, die Wallonen in die Pfanne zu hauen: Die Wallonen machen es sich leicht: "Sie wählen links, und das ist ja schön für sie, solange sie die Rechnungen an die Flamen schicken können."
Und zum Abschluss dann noch der Wetterbericht von Bart De Wever: "Ich habe gedacht, die Temperatur liegt bei Null. Sie liegt sogar unter Null. Wer jetzt starten muss, und eine positive Politik für Flandern ausarbeiten will, der startet bei minus 20."
Frage ist jetzt natürlich: Was hat De Wever mit diesem Rundumschlag bezweckt? Wer sich für eine Sondierungsmission empfehlen will, der würde sich vielleicht doch etwas gemäßigter aufstellen und nicht gleich auf die halbe Welt eindreschen. Einige Leitartikler wollen es denn auch nicht ausschließen, dass De Wever sich hier bewusst disqualifizieren wollte.
Auf frankophoner Seite ist ihm das gelungen. "De Wever zum Informator zu machen, das wäre ein schwerer Fehler", sagte der Ecolo-Co-Präsident Jean-Marc Nollet in der RTBF. "De Wever hat nur zwei Absichten: Erstens will er Zeit gewinnen und sich schon im Hinblick auf mögliche Neuwahlen profilieren. Und zweitens will er der OpenVLD die Stimmen abjagen."
Was macht jetzt also der König? Macht er De Wever nicht zum Informator, dann wird die N-VA dem Palast postwendend Parteilichkeit unterstellen. Und die N-VA kann vier Jahre lang den Calimero geben.
Nur: Dieser De Wever, so wie er sich am Montag präsentiert hat, wäre andererseits eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Zumal seine Erfolgsaussichten eher gering sind, das haben die ersten fünf Monate nach der Wahl gezeigt.
Was tun? Wie gesagt: Der Palast ist definitiv in einer heiklen Lage.
Roger Pint