Dass der König dann schon am folgenden Tag eine Entscheidung getroffen hatte, wen er zum sogenannten Informator ernennen wollte, überraschte die meisten Beobachter dann doch. Genauso wie seine Wahl. Denn statt nur einem Informator gibt es jetzt gleich deren zwei.
Und nicht nur das überraschte, sondern auch die Namen der Informatoren: Didier Reynders und Johan Vande Lanotte. Mit den beiden hatte wohl kaum jemand gerechnet - weder alleine, noch im Tandem.
Zwei Politiker, die keine Parteivorsitzenden sind und dann auch noch als MR und SP.A-Politiker von Parteien kommen, die eigentlich zu den Verlierern der Wahlen gehören. Doch Reynders war schnell dabei, dieses Argument zu entschärfen. Vor den Toren des Palastes sagte er am späten Donnerstagnachmittag: "Wir beide repräsentieren die beiden größten politischen Familien im Land, nämlich die sozialistische und die liberale Familie. Das zeigt, dass man die Sachen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten kann."
Vertreter der beiden größten politischen Familien in der Kammer sollen es also richten. Durchaus eine Wahl des Königs, die sich auch ganz objektiv rechtfertigen lässt. Wie überdies die Entscheidung des Königs am Tag darauf durchweg Lob von den Leitartiklern in den Zeitungen erhielt.
Ein Frankophoner und ein Flame - da könne sich keine Seite beschweren, benachteiligt zu werden. Der MR-Politiker Reynders habe zudem einen guten Draht zur stärksten flämischen Kraft, der N-VA. Der SP.A-Politiker Vande Lanotte seinerseits beste Kontakte zur stärksten Kraft in der Wallonie, der PS.
Zudem kennen sich beide Politiker so gut, dass Reynders ohne Widerspruch sagen konnte: "Wir arbeiten seit vielen Jahren oft zusammen. Wir können uns auf den anderen vollkommen verlassen." Auch Erfahrung als Informator haben beide schon gesammelt. Reynders hatte zweimal, 2007 und 2011, diese Rolle eingenommen, Vande Lanotte einmal drei Monate lang zwischen 2010 und 2011.
Beide sind seit Mitte der 1990er Jahre mit der Föderalpolitik vertraut, beide waren Vize-Premier und lange Jahre Minister. "Wir sind gut aufgestellt", sagte dann auch durchaus selbstbewusst Vande Lanotte, der als Professor für Verfassungsrecht auch noch eine gehörige Portion Theoriewissen mit in seine neue Funktion bringt. "Aber", so fügte er hinzu, "es sollen natürlich die Hauptakteure sein, die die Lösungen finden müssen. Wir können dabei nur helfen und versuchen, den Dialog zwischen ihnen zu fördern."
Wie das gehen soll, den Dialog zwischen den unterschiedlichen Parteien zu fördern, skizzierte Reynders wie folgt: "Wir werden diskret arbeiten, zunächst auf politischer Ebene mit den Vorsitzenden der Parteien. Dazu gehören natürlich auch die Leiter der Koalitionsgespräche, die in den Regionen ja bereits laufen. Und dann wollen wir einige Dinge objektivieren. Dafür werden wir mehrere Einrichtungen und Experten um ihre Meinung bitten."
Am schwierigsten werden dabei sicher die Gespräche mit N-VA-Chef Bart De Wever und PS-Parteivorsitzendem Elio Di Rupo werden. Beide hatten in den Tagen nach der Wahl die bereits komplexe Situation aufgrund des Wahlausgangs noch einmal verschärft durch öffentliche Äußerungen zu möglichen Koalitionen.
"Die Lage ist tatsächlich schwierig. Wir dürfen die Probleme nicht unterschätzen", sagte dazu Vande Lanotte. Und Reynders fügte hinzu: "Vor, während und nach den Wahlen sind so viele Äußerungen gemacht worden, dass es jetzt wohl mal gut tut, die Gespräche außerhalb der Öffentlichkeit zu führen."
Eine Woche haben Reynders und Vande Lanotte jetzt Zeit, ihre ersten Sondierungen aufzuführen. Am kommenden Donnerstag sollen sie dem König einen ersten Bericht abliefern. Bis dahin soll - auch auf Wunsch des Königs - nichts von den Verhandlungen an die Öffentlichkeit gelangen.
Kay Wagner