Die Festnahme erfolgte vor einer Woche. Damals war der CD&V-Kandidat Rediart Cankja, ein Albaner, der als Jugendlicher nach Belgien geflohen war, mit einer Kosovarin im Auto unterwegs. Von Vichy in Frankreich ging es Richtung Genf in der Schweiz, als die französische Polizei zuschlug. Das Päckchen mit dem Kokain wurde in einem Spezialfach des Autos gefunden, das auf die Kosovarin in Belgien zugelassen war. Die Drogen waren wohl für den Schweizer Markt bestimmt.
Wusste der CD&V-Mann von dem versteckten Kokain? Die Fahnder gehen davon aus. Mehrere Bekannte aus dem Umfeld des gebürtigen Albaners sollen im Drogengeschäft tätig sein. Die Staatsanwaltschaft geht dem Vorfall jetzt nach.
Für Vize-Premier Kris Peeters, CD&V-Spitzenkandidat in Antwerpen, ist die Affäre eine schlechte Nachricht. Eine Schuld bei sich selbst sieht er nicht. In der VRT sagte er am Montag: "Wir können die Tatsache lediglich feststellen. Und uns die Frage stellen, wer hier genau versagt hat. Das muss jetzt geklärt werden."
Rückendeckung für diese Einstellung bekommt Peeters von seinem Parteivorsitzenden Wouter Beke. Cankja besaß nicht das Profil von jemandem, den man mit der Drogenmafia in Verbindung bringen würde. Er war als Übersetzer unter anderem bei der Polizei aktiv, half bei der Integration von Albanern, betätigte sich in Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen. "Wir, beziehungsweise die Menschen in Antwerpen, hatten Vertrauen in eine Person, die Übersetzer bei der Polizei war. Dann denkt doch niemand daran, dass das ein Drogendealer ist", sagte Wouter Beke am Montag.
Doch genau das ist es, was die Sache so brisant macht. Denn als Bart De Wever vor gut einer Woche seine Anschuldigungen gegen Mitglieder des Antwerpener Gemeinderats lancierte, da dachte auch jeder, dass das eigentlich doch nicht wahr sein könnte. Politiker, die sich von Mafiosos kaufen lassen?
Jinnih Beels, unabhängige Spitzenkandidatin der Antwerpen SP.A und selbst Polizistin, schimpfte damals: "Die Beschuldigungen sind schwer zu beweisen. Und falls er konkrete Beweise hat, dann sollte er damit lieber zur Staatsanwaltschaft gehen, als darüber in den Medien zu spekulieren."
Beweis erbracht
Jetzt ist zumindest der Beweis erbracht, dass Bart De Wever nicht ganz falsch lag mit seiner Behauptung. Zwar war der CD&V-Kandidat noch nicht im Gemeinderat. Aber er wollte dorthin. Die Verbindung zwischen Politik und Drogenwelt ist hergestellt. Ganz unschuldig kann sich die Politik in Antwerpen nicht mehr fühlen.
Was das jetzt für den Wahlkampf bedeutet, ist noch nicht absehbar. De Wever schlachtete die Affäre zumindest nicht direkt aus. Bis zum späten Montagnachmittag gab es noch keine Reaktion von ihm.
Und die CD&V redete nicht um den heißen Brei herum, bekannte sich, wie gehört, offen zu dem Fehler. Cankja wurde bereits von der Wahlliste gestrichen. Das sei das wichtigste, sagte dazu Peeters: "Dass wir schnell gehandelt haben, den Mann von unserer Liste gestrichen und einen neuen Kandidaten gefunden haben."
Kay Wagner