Es konnte eigentlich nur noch aufwärtsgehen. Erst der Lockdown im November 2015, als sich Brüssel für eine knappe Woche in eine Geisterstadt verwandelte. Der Gnadenstoß kam am 22. März 2016. Nach den Brüsseler Anschlägen brach der Tourismus quasi vollends zusammen. Vor allem in der Hauptstadt, die Auswirkungen waren aber quasi im ganzen Land zu spüren. Die Zahlen für 2016 waren katastrophal. Doch kam die Erholung erfreulich schnell. 2017 normalisierte sich die Lage fast schon wieder. Und jetzt, nach dem Ende der Osterferien, ist Zeit für einen ersten Wasserstandsbericht 2018. "Wir haben die Krise endgültig überwunden", sagt etwa Patrick Bontinck, Direktor des Brüsseler Fremdenverkehrsamts Visit.Brussels.
Im Grunde erfolgte die Erholung in Brüssel in drei Stufen, sagt Stef Gits vom flämischen Tourismusamt. Erst kamen die Inlandstouristen zurück, dann die aus den Nachbarländern und ganz am Ende die aus dem entfernteren Ausland. Es sind vor allem Menschen aus fernen Ländern, die Belgien und insbesondere Brüssel entdeckt beziehungsweise wiederentdeckt haben: Indien, China, Russland oder auch Brasilien. "Und nehmen wir jetzt mal die Osterferien als Gradmesser. Die haben hervorragend angefangen, mit einer Bettenbelegung von stellenweise über 90 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um fünf Prozent", sagt Patrick Bontinck von Visit.Brussels.
In Flandern ausländische Besucher
Ein ähnlicher Trend ist auch in den anderen Landesteilen zu beobachten. In Flandern etwa ist es so, als habe es den Einbruch 2015-2016 nicht gegeben. Schon 2017 endete mit einem Rekord: acht Prozent mehr Touristen als 2016 aber vor allem zwei Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2015. Insgesamt knapp 13 Millionen Touristen wurden gezählt. Auch hier sind es vor allem die ausländischen Besucher, die für das Wachstum verantwortlich sind.
In Wallonie Touristen aus näheren Umgebung
Die Wallonie zieht ihrerseits vor allem Touristen aus der näheren Umgebung an. Knapp ein Fünftel der Übernachtungen im südlichen Landesteil geht auf das Konto von Niederländern. Ansonsten sind es vor allem Inlandstouristen, die die Wallonie besuchen. Knapp die Hälfte davon sind Flamen. Vier von zehn Übernachtungen wurden von Wallonen gebucht, die offensichtlich ihre eigene Region besser kennenlernen wollen. Was aber vor allem ins Auge fällt: Die Brüsseler scheinen sich nicht wirklich für die Region zu interessieren, die doch auch von Frankophonen bewohnt wird. 14 Prozent der Touristen in der Wallonie sind aus der Hauptstadt. Die RTBF hat in Brüssel auf der Straße Stichproben gemacht und sieht die Zahlen bestätigt: Der gemeine Brüsseler kennt die Wallonie oft überhaupt nicht, allenfalls den Tierpark Pairi Daiza oder die Stadt Lüttich.
Das wallonische Tourismusamt, das nicht weit von der Grand'Place eine Vitrine hat, startet denn auch eine neue Offensive, um die Hauptstädter anzulocken. "Wir wollen den Leuten zeigen, dass die Wallonie durchaus mehr zu bieten hat als eben die bekannten Spots. Und vor allem: Die Wallonie ist abwechslungsreich. Es gibt Attraktionen, Museen, aber auch Überraschendes", sagt Sprecherin Sophie Boutefeu.
Das für all jene, die noch nicht wissen, was sie in den Sommerferien machen sollen.
Roger Pint