Die Entscheidung von Jinnih Beels wird bei der SP.A ziemlich große Freude ausgelöst haben. Denn Beels gilt als Sympathieträgerin. Die Zeitung "Het Laatste Nieuws" bezeichnet sie am Freitag als "Galionsfigur" von "Samen", als Aushängeschild, weil sie genau das verkörpert, worum es dem Bündnis ging: Nicht mehr um reine Parteipolitik, sondern um das Projekt Antwerpen. Das Beste für die Bürger, das Beste für das Zusammenleben aller Gesellschaftsschichten.
Beels verkörpert das gut. Sie ist Tochter einer indischen Mutter und eines belgischen Vaters. Als sie drei Jahre alt war, wurde ihre Mutter in Indien ermordet. Ihr Vater nahm sie daraufhin mit nach Antwerpen. Dort wuchs sie auf. Beruflich ist Beels Polizistin. Sie kommt natürlich rüber, spricht Klartext, steht mit beiden Beinen auf dem Boden - wie es Het Laatste Nieuws schreibt.
Dass "Samen" jetzt am Mittwoch zerbrochen ist, ärgert sie. Die Schuld sieht sie bei den Antwerpener Parteichefs von Groen und SP.A, Wouter Van Besien und Tom Meeuws. Am Donnertag sagte sie: "Ich will nicht verschweigen, dass ich sauer war auf Wouter und Tom. Aber gut. Jetzt muss man nach vorne schauen."
Dass sie sich jetzt der SP.A angeschlossen hat, diese Wahl sei ihr nicht leicht gefallen, so Beels. "Aber der Mensch muss sich entscheiden. Und ich habe mich jetzt entschieden." Dabei habe es auch eine Rolle gespielt, dass es der SP.A-Chef Tom Meeuws gewesen war, der sie damals zum Projekt "Samen" ins Boot geholt habe. Ein Boot, das jetzt leider gesunken sei.
Wert legt Beels darauf, dass sie weiter unabhängig bleibt. Einen Beitritt zur SP.A schließt sie aus. Und das könnte noch kuriose Folgen haben. Denn in der Partei sind schon Stimmen laut geworden, die Beels gerne als Spitzenkandidatin der SP.A für die Kommunalwahlen sehen würden. Beels selbst schließt das nicht aus, gab aber auch an, sich darüber zurzeit keine Gedanken zu machen.
N-VA-Chef äußert sich
Bart De Wever, der im Grunde der Hauptgegner von "Samen war, will laut eigenen Worten keine Schadenfreude über das Auseinanderbrechen des Bündnisses empfinden. Ganz im Gegenteil sagt er: "Ich fand das Bündnis eigentlich gar nicht schlecht. Denn dadurch gab es ganz klar zwei Wahlmöglichkeiten. Jetzt wird es alles wieder etwas komplizierter."
"Sie sind weiter gegen mich", führt De Wever aus, "und da macht es mir im Grunde nichts aus, ob sie auf einer Liste stehen oder auf zwei. Für den Wähler bleibt es klar: Er hat die aktuelle Stadtführung und mich als Bürgermeister, und dann einen linken Block mit jetzt nun wieder verschiedenen Parteien."
Und dann teilt De Wever noch aus: Dass die N-VA Urheber einer Verleumdungskampagne gegen SP.A-Chef Meeuws sein könnte, weist er auf Nachfrage des VRT-Reporters ab. Er sagt: "Ich finde das schon ziemlich schwach, wenn man sich nun plötzlich über eine Verleumdungskampagne beklagt. Wenn man Dinge getan hat und die dann an die Öffentlichkeit geraten, dann ist es immer einfach, einen Sündenbock zu suchen und zu sagen, dass man angegriffen wird. Aber statt sich über die Art und Weise der Enthüllungen zu beklagen, sollte man doch lieber sagen, ob die Dinge stimmen, oder nicht."
Kay Wagner