"Brüssel fühlte sich gestern fast schon ein bisschen so an wie die Hauptstadt Kataloniens", schreibt Le Soir. Und in der Tat: 200 Bürgermeister, die extra aus der spanischen Krisenregion angereist waren, um im Europaviertel eine Kundgebung abzuhalten, das passiert bestimmt nicht alle Tage.
Die Lokalpolitiker wollten insbesondere gegen die Inhaftierung einer Reihe von abgesetzten Regionalministern protestieren und zugleich ihre Unterstützung für den ehemaligen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont demonstrieren. Nach der Demo gab's dann noch eine Abschlussveranstaltung im Brüsseler Kulturzentrum Bozar, an der auch Carles Puigdemont teilnahm. In seiner Rede bedankte er sich ausdrücklich bei der N-VA für ihre Unterstützung.
"I want to thank especially our friends from the flamish party N-VA", sagte Puigdemont auf Englisch. Wörtlich ins Deutsche übersetzt: "Ich möchte mich besonders bei unseren Freunden der flämischen Partei N-VA bedanken."
Dieses kleine Sätzchen könnte auch innenpolitisch in Belgien zu einer weiteren Verkrampfung führen. Premier Charles Michel hatte den Koalitionspartner N-VA noch unlängst zur Zurückhaltung aufgerufen. Nach Innenminister Jan Jambon und N-VA-Chef Bart De Wever hatte am Dienstagabend auch der N-VA-Finanzminister Johan Van Overtveldt scharfe Kritik am Vorgehen der spanischen Behörden geübt.
Roger Pint
Aller politischen Kritik zum Trotz geht das menschlich vollkommen in Ordnung. Dadurch dass die Belgischen Behörden Herrn Puigdemont als Menschen behandeln, indem sie sich kooperativ und respektvoll im ggü. verhalten, steigt auch für jeden von uns, für den die Menschenrechte Vorrang genießen vor irgendwelchen sturen „EU-Auflagen“, wieder mehr das Vertrauen in den Belgischen Staat.
Bitte bleibt weiterhin respektvoll, kooperativ und neutral ggü. der katalonischen Minderheit!
Es geht nicht um sture „EU-Auflagen“ (welche?), sondern um die Einhaltung von Gesetzen und der Verfassung eines Landes.
Lesen sie bitte das Interview mit dem ehemaligen Präsidenten des EU-Parlamentes und katalonischen Politikers Josip Borrell im letzten Stern.
Vielleicht leistet dies ja einen Beitrag, den Konflikt objektiver zu betrachten.