"Samen" nennt sich die Liste. Mit "gemeinsam" oder "zusammen" kann man das übersetzen - und das ist auch Programm für das neue Bündnis. Zusammen wollen nicht nur Groen und die SP.A den Kampf um das Rathaus angehen, sondern auch zusammen mit den Bürgern, wie Wouter Van Besien, Spitzenkandidat des Bündnisses, erklärt: "Wir wollen auch die Bürger von Antwerpen mit in unser Bündnis holen, und wir wollen eine Stadt, in der sich jeder zu Hause fühlt und wo es für jeden vorangeht", sagt der Politiker von Groen. Und deshalb wendet sich das Wahlprogramm von "Samen" auch bewusst an alle Bürger in Antwerpen. Alle sollen immer mit einbezogen werden.
Fünf Punkte umfasst das vereinfachte Programm. Die Worte "zusammen" und "für jeden" tauchen darin besonders oft auf. So soll Antwerpen ein Sprungbrett für jeden Bürger werden, jeder soll gesunde Luft atmen können, jeder soll sich sicher fühlen und jeder von einem pulsierenden Leben in der Stadt profitieren. Dazu will "Samen" noch das große Verkehrsproblem anpacken. Mehr Platz für Fußgänger, Fahrräder, Überdachung des Rings, Vergrößerung des Straßenbahnnetzes und so weiter.
Bürger einbeziehen
Und wie gesagt, das soll immer alle Bürger mit einbeziehen. Dafür brauche es eine fortschrittliche Lokalregierung, und das ist der Grund, sagte Van Besien, dass er Kandidat sei, um der neue Bürgermeisteramt von Antwerpen zu werden. Dass der Politiker von Groen Spitzenkandidat der neuen Liste ist, darf nicht verwundern. Die Grünen erfreuen sich in Antwerpen gerade großer Beliebtheit. Laut einer Umfrage der Zeitung "Gazet van Antwerpen" kommt Groen hier auf gut 24 Prozent der Wählergunst. Die SP.A lediglich auf gut 13 Prozent; ist also der Juniorpartner.
Den zweiten Listenplatz belegt allerdings bewusst nicht der Antwerpener SP.A-Chef Tom Meeuws ein, sondern die Parteilose Jinnih Beels. Die Polizistin wohnt aktuell in Mechelen, hat aber lange Jahre in Antwerpen gearbeitet und gewohnt, kennt die Stadt aus dem Effeff, und ist jetzt sozusagen das Gesicht der neuen Idee, die Samen verwirklichen will. "In Antwerpen und in ganz Flandern hat es das noch nie gegeben: 20 Prozent unserer Listenplätze, auch die aussichtsreichen, werden wir mit Menschen besetzen, die nicht aus der Politik kommen, sondern die aus Verantwortungsbewusstsein und Liebe für die Stadt an unserem Projekt mitarbeiten", sagt Van Besien.
Genau das drückt Jinnih Beels auch aus. Sie wolle aktiv werden in der Gesellschaft, aber nicht unbedingt Parteipolitik machen, sagt sie. Ihr sei es ein Anliegen, dass die Gesellschaft möglichst geschlossen ihre Probleme angeht. Probleme, für die sie selbst nicht alle Lösungen parat habe, und das auch gar nicht behaupten würde. "Aber ich denke schon, dass ich einen Mehrwert darstellen kann, um Menschen zusammen zu bringen und gemeinsam über Lösungen nachzudenken", sagt sie.
Lagerwahlkampf
Bei der politischen Konkurrenz stößt das neue Bündnis nicht überall auf Ablehnung. CD&V-Spitzenmann in Antwerpen Kris Peeters meint, das werde den Wahlkampf zunächst mal spannend machen. Aber Peeters sieht auch, dass durch das neue Links-Bündnis eine Gefahr für seine eigene Partei entsteht. Es könnte zu einem Lagerwahlkampf kommen: Die klar rechte N-VA gegen das klar linke Bündnis "Samen". Beide liegen in der Wählergunst laut Gazet van Antwerpen fast gleich auf. Kris Peeters‘ CD&V könnte in einem Lagerkampf links gegen rechts in der Mitte untergehen. Das sei für keinen gut, meint Peeters.
Wobei natürlich erst der Wahltag abgewartet werden muss. Und dann könnte es sogar sein, dass Peeters CD&V das Zünglein an der Waage spielen könnte. Dann nämlich, wenn keins der beiden Lager links oder rechts die absolute Mehrheit bekäme und dann auf CD&V angewiesen wäre, um in Antwerpen zu regieren.
Kay Wagner - Bild: Jasper Jacobs/BELGA