Über die Ursprünge von "Autoworld" weiß niemand besser Bescheid als Herman De Croo, seit Beginn Präsident des Verwaltungsrats. In den 80er Jahren war De Croo Minister für Mobilität und Außenhandel.
"Ich war oft mit Prinz Albert unterwegs. Eines Tages hat er mich gefragt: Kennen Sie die Mahy-Sammlung? Nein, habe ich geantwortet. Kennen Sie die Garage Mahy? Ja, in Gent, habe ich geantwortet. Das müssen Sie sich mal ansehen, hat er gesagt. Sie haben eine Sammlung mit hunderten Autos, ein paar Dutzend davon sind in Houthalen ausgestellt."
Gesagt, getan. De Croo fuhr nach Houthalen und sah sich die kleine Ausstellung an. Sein Urteil: sehr schön, aber leider auch sehr weit abgelegen. "Dann bin ich nach Gent gefahren, in die Garage mit dieser kreisrunden Rampe, wie im Guggenheim-Museum. 'Zirkus' wurde sie genannt - und es gibt sie immer noch. Dort habe ich Herrn Mahy zum ersten Mal getroffen. Er war ein außergewöhnlicher Sammler, Ingenieur und Reparateur. Seine Frau hat mich mit einem großen Teller Suppe versorgt."
Das war also der erste Kontakt mit den Mahys und ihrer Sammlung, für die ein vernünftiger Platz her musste, wie De Croo beschloss. Fündig wurde man in Brüssel. Dort stand ein historisches Gebäude aus dem Jahr 1880 kurz vor dem Verfall: die Südhalle des Palais Mondial im Parc du Cinquantenaire.
Halb verfallenes Schmuckkästchen
"Es ist ein wahres Schmuckkästchen, das zum 50. Geburtstag des Landes erbaut wurde, aber - ganz typisch für Belgien - erst zum 75. wirklich fertig wurde", lacht De Croo. "Dieses Gebäude repräsentiert die zwei Exportschlager der damaligen Zeit: Glas und Stahl. Wie die Gewächshäuser von Laeken und das Militärmuseum. In dieser Halle fand von 1902 bis 1935 auch die Automobilmesse statt. "
Genau der richtige Ort für die alten Schätzchen von Ghislain Mahy. 1984 wurde beschlossen, dass die Collection Mahy dort gezeigt werden soll. Allerdings war die Halle ziemlich heruntergekommen. Es regnete durchs Dach, außerdem mussten unter anderem die Reste eines Flugzeugwracks entsorgt werden. Nach den dringend nötigen und äußerst aufwändigen Renovierungsarbeiten wurde zwei Jahre später dann das "Autoworld-Museum" eröffnet.
Es ist ein rein privates Museum, das sich vor allem durch Sponsorengelder und Veranstaltungen finanziert. Botschaften und große Unternehmen mieten das Museum wegen des besonderen Ambientes für ihre Feste. Außerdem ist das Museum an 365 Tagen im Jahr geöffnet - selbst zu Weihnachten und Neujahr.
Von Rennsport bis hin zu belgischen Legenden
Im Laufe der Zeit sind zu der ständigen Ausstellung, die anschaulich die Geschichte des Automobils erzählt, verschiedene Themenbereiche hinzugekommen: im "Rennstrecken-Bereich" sind Sportwagen und Prototypen zu sehen, andere Bereiche zeigen die Entwicklung des Automobildesigns oder eine Reihe von Kleinstwagen. Und auch den belgischen Autobauern ist ein Platz in der Ausstellung gewidmet. Dazu kann man sich eine alte Werkstatt ansehen - eine Hommage an Ghislain Mahy.
Außerdem organisiert Autoworld nun auch Themenausstellungen und alle zwei Jahre große Sonderausstellungen, auf die die Museumsmacher besonders stolz sind. "Seit etwa 15 Jahren haben wir uns verändert und auch große Ausstellungen ins Programm aufgenommen. Zum Beispiel 'La bella macchina' mit italienischen Traumautos. Oder 'Porsche - from electric to electric', denn eins der ersten Autos von Porsche war schon ein Elektroauto. Und wir haben den belgischen Fahrerlegenden eine große Ausstellung gewidmet", erklärt Herman De Croo.
Nicht zuletzt durch diese Sonderausstellungen lockt Autoworld mittlerweile jedes Jahr 150.000 Besucher an. Zum 30. Geburtstag schenkt sich das Museum einen "Media Room", der bei der Jubiläumsfeier am Mittwoch offiziell vorgestellt wurde. In diesem Mini-Kino werden drei Filme gezeigt: einer über die Geschichte des Gebäudes, einer über die Entstehung und Entwicklung des Museums und - parallel dazu - ein Film über die Entwicklung des Automobils von 1986 bis heute.
30 Jahre Autoworld - 30 Jahre Supercars
Zum 30-jährigen Bestehen zeigt Autoworld außerdem ein Dutzend Supersportwagen aus den letzten 30 Jahren: McLaren P1 GTR, Bugatti Veyron, Porsche 918, Ferrari F40, Honda NSX, Jaguar XJ220, Lamborghini Countach und andere. Die Ausstellung trägt den Namen "In the Spotlight" und läuft vom 15. September bis zum 23. Oktober.
Katrin Margraff - Fotos: Benjamin Brolet, Autoworld