"Aufregung über Doku in der ärmsten Straße der Wallonie", titelt Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Wirbel nach Reportage über wallonische Arbeitslose: 'Ich arbeite nicht, weil ich dann weniger Kindergeld bekomme'", bringt Het Laatste Nieuws groß einen der Fälle aus der Doku des privaten Fernsehsenders RTL-Tvi. "'Früh aufstehen, um arbeiten zu gehen? Nein, danke.'", bringt Het Nieuwsblad ein anderes Zitat aus der Sendung.
Die Reportage "Arbeitslose: alles Betrüger?" zeigt, dass Arbeitslosigkeit nicht nur eine Statistik ist, kommentiert Het Belang van Limburg. Arbeitslosigkeit ist mancherorts zu einer regelrechten Kultur geworden. Schuld daran sind jahrzehntelange politische Verwahrlosung, falsche Entscheidungen und ein schmerzlicher Mangel an Stolz. Wer die Sendung sieht, fühlt manchmal Mitleid mit den Menschen, die arbeiten wollen, aber nicht können. Aber häufiger fühlt man Ärger über die Menschen, die könnten, aber nicht wollen. Da hilft es sicher auch nicht, dass die Wallonie den Langzeitkranken-Rekord in Europa hält. Und dass viele von ihnen dann auch noch schwarz arbeiten. Das ist auch keine anti-wallonische Reportage, sie richtet sich gegen die Apathie. Sie zeigt Menschen, die jedes Selbstwertgefühl verloren haben in einem System, das sie in Abhängigkeit hält, sie zeigt ganze Generationen, die keinen Zusammenhang mehr sehen zwischen Leistung und Belohnung. Das mag zwar hart sein, aber es ist ehrlich. Lösen lässt sich dieses Problem letztlich jedoch nicht, indem man anklagend mit dem Finger weist. Sondern nur durch Reformen, hebt Het Belang van Limburg hervor.
Subventionen sind nicht gleich Subventionen
De Tijd beschäftigt sich mit dem föderalen Haushalt: Auf der Suche nach Milliarden ist die Regierung jetzt bei den Subventionen für Betriebe angekommen. Allein letztes Jahr ging es hier um die, zumindest auf den ersten Blick, riesige Summe von 24 Milliarden Euro oder vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Deutlich mehr als in den Nachbarländern. Aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Darunter fallen zum Beispiel die Dotationen für Post und Bahn, Lohnsubventionen für den Wohlfahrtssektor, grüne Unterstützungsmaßnahmen und die Subventionierung der Dienstleistungsschecks. Zieht man das alles ab, bleiben noch etwa acht Milliarden. Aber die sind eine Kompensation für die hohen Lohnkosten und dienen vor allem dazu, essenzielle Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu fördern. Die Subventionen für Ersteinstellungen stehen hingegen nicht zur Debatte, obwohl das Urteil von Rechnungshof und Nationalbank über sie vernichtend ausfällt, prangert De Tijd an.
Klimaziele und Lohngerechtigkeit
L'Echo greift eine Untersuchung der Unternehmungsberatung Climact im Auftrag des FÖD Umwelt auf. Darin sind die Klimaanstrengungen der Banken unter die Lupe genommen worden. Und zunächst scheinen die belgischen Banken da auf einem guten Pfad zu sein: Fast alle veröffentlichen mittlerweile detaillierte Zahlen über ihren Kohlenstoffdioxidausstoß. Zwei Drittel legen sich sogar schon selbst kurzfristige Ziele auf, was die Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks betrifft. Eine anscheinend beruhigende Entwicklung – aber der Eindruck täuscht. Denn mangels Daten fliegen viele Banken noch immer blind, was Klimarisiken betrifft, und werden Aktionspläne auf der Basis fragiler Hypothesen aufgestellt, beklagt L'Echo.
Bei La Dernière Heure geht es um die auch 2025 weiter bestehende Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen: Manche behaupten ja immer noch, dass die Löhne von Frauen im Durchschnitt niedriger sind, weil Männer eben häufiger wichtigere Posten besetzen. Aber wessen Schuld ist das denn bitte? Die der Frauen? Wer bremst Frauen denn aus beim Aufstieg in den Hierarchien? Ist es die Schuld der Frauen, dass viele von ihnen seit Generationen ihre beruflichen Ambitionen für die Familie opfern müssen? Ist es ihre Schuld, wenn ihre Chefs noch immer meinen, Männern für die gleiche Arbeit mehr zahlen zu müssen? Hier ist, trotz aller gesetzlicher Anstrengungen, noch ein weiter Weg zu gehen zu echter Lohngerechtigkeit, kritisiert La Dernière Heure.
Die Pflicht der Erinnerung
Le Soir erinnert daran, dass sich morgen die islamistischen Terroranschläge von Paris zum zehnten Mal jähren: Es ist eine Pflicht, sich an jede einzelne dieser tragischen Stunden des 13. November 2015 zu erinnern, an jeden getroffenen Ort, an das Stade de France, an die Terrassen, an das Bataclan. An jedes einzelne der 130 Todesopfer, an ihre Angehörigen und Freunde, deren Leben nie wieder das gleiche sein wird. Aber Erinnern allein reicht nicht. Genauso wichtig ist es, wachsam zu bleiben, denn die terroristische Bedrohung ist nicht verschwunden. Und gerade in dieser Zeit der großen politischen Instabilität ist es auch nicht nur wichtig, keine Nachsicht mit Hasspredigern zu zeigen, sondern auch, sich gegen jegliche Vereinnahmung des Dramas für politische Zwecke zu wehren. Denn das wäre obszön und wie ein zweiter Tod für die Opfer, meint Le Soir.
De Standaard macht sich anhand der aktuellen Vorgänge bei der britischen BBC Gedanken über den öffentlichen Rundfunk im Allgemeinen: Lange Zeit wurde die Bedeutung und Rolle des öffentlichen Rundfunks als unabhängiges, unparteiisches und der Wahrheit verpflichtetem Medium nicht infrage gestellt. Aber jetzt, da die westlichen Gesellschaften immer häufiger zu Opfern von Spaltung und Polarisierung werden, ändert sich das. Die Arbeit der Journalisten wird immer schwieriger, alles, was sie tun, wird viel stärker als früher auf Schritt und Tritt mit der Lupe beobachtet. Der öffentliche Rundfunk ist aber nicht nur verletzlicher geworden. Er ist auch notwendiger geworden in Zeiten, in denen Politiker nicht mehr vor "alternativen Fakten" zurückschrecken, mahnt De Standaard.
Boris Schmidt