"Zehntausende Palästinenser fliehen in den Süden von Gaza", schreibt De Standaard auf Seite eins. "EU will den Druck auf Israel erhöhen", titelt das GrenzEcho. "Soll man Israel boykottieren?", fragt sich Le Soir auf seiner Titelseite.
Der Konflikt im Gaza-Streifen schafft es nur noch bei wenigen Zeitungen auf die Titelseiten. Auch in den Kommentarspalten schlägt er sich kaum nieder.
Nur La Dernière Heure widmet dem Thema einen ungewöhnlichen Leitartikel. Die Zeitung meint: So viele Worte sind über diesen Konflikt schon verloren worden. Alles und genau das Gegenteil ist dabei gesagt worden. Eins haben alle Worte gemein: Sie reichen nicht aus, um die Tragödie in ihrem ganzen Ausmaß richtig zu erfassen. Angefangen von der islamistischen Barbarei vom 7. Oktober bis hin zu den schon über 65.000 toten palästinensischen Zivilisten. Deshalb haben wir uns heute entschieden, Bilder sprechen zu lassen auf den zwei Zeitungsseiten neben diesem Kommentar. Das, was sie zeigen, ist viel mehr als Worte oder Interviews erreichen können. Sie zeigen den Hass, den Verlust, den Schmerz aber auch das Erinnern. Ohne Kommentare, so La Dernière Heure.
Vorbild Frankreich?
Le Soir schaut nach Frankreich und hält fest: Die ersten Tage des neuen Premierministers Sébastien Lecornu sind relativ vielversprechend verlaufen. Anders als sein Vorgänger François Bayrou oder auch Präsident Macron tritt er bescheiden auf. Er versucht, die Franzosen dort abzuholen, wo sie sind. Seine ersten Interviews hat er der Regionalpresse gegeben. Dass heute in Frankreich wieder landesweit gestreikt und es zu Demos kommen wird, ist nicht seine Schuld. Alles sieht danach aus, als ob Lecornu den Franzosen die Hand reichen will. Um politisch daraus Kapital zu schlagen, kommt er wahrscheinlich nicht darum herum, die Reichen des Landes wieder stärker zu belasten. Denn obwohl die französische Gesellschaft tief gespalten ist, in einem Punkt sind sich 85 Prozent der Franzosen einig: Die soziale Gerechtigkeit muss wieder hergestellt werden, weiß Le Soir.
Pünktlich zur ersten Plenarsitzung der Kammer nach den Sommerferien heute erinnert La Libre Belgique: Nicht mehr lange, dann wird die Debatte über den Haushalt in ihre entscheidende Phase gehen. Das entsprechende Konklave zeichnet sich schon ab. Eine Versuchung wird dabei auf dem Tisch liegen, nämlich Akzisen und Steuern auf Verbraucherartikeln zu senken. Denn es ist ja schon bemerkenswert, wie viele Belgier mittlerweile über die Grenze nach Deutschland, die Niederlande oder Frankreich fahren, um dort für ihren Alltag einzukaufen. Diese Kaufkraft könnte man mit angepassten Preisen in Belgien halten. Doch machen wir uns nichts vor. Mit einer Senkung von Akzisen und Co. wäre kaum etwas gewonnen. Ein paar Millionen. Aber es geht um Milliarden, die gespart werden müssen. Das kann nur mit strukturellen Reformen gelingen, die langfristig wirken, behauptet La Libre Belgique.
Ein Student gleich 12.000 Euro
De Morgen berichtet: Es gibt immer mehr Studenten in Belgien, die neben dem Studium arbeiten gehen. Für die Regierung ist das ein Erfolg, denn sie wollte Studentenjobs gezielt fördern. Klug ist diese Maßnahme nicht. Denn erstens fließt dadurch kein Geld in das Sozialversicherungssystem. Zweitens - und das beweisen Statistiken - verlängert sich dadurch die Studienzeit. Jedes Jahr, das ein Student an einer Hochschule in Belgien studiert, kostet der Gesellschaft rund 12.000 Euro. Fazit: Für die Unabhängigkeit der Studenten ist das Jobben gut, für die Gesellschaft wirtschaftlich nicht, resümiert De Morgen.
L'Echo beobachtet zur Regierungsbildung in Brüssel: Ein Schritt vor, zehn Schritte zurück. So geht der Tanz, der in Brüssel zelebriert wird. Aber bei all der Misere, die das mit sich bringt für die Hauptstadtregion, gibt es, wenn man so will, eine gute Neuigkeit. Brüssel könnte einen Rekord brechen. 541 Tage war Belgien einmal ohne Regierung. Brüssel schafft es schon auf 465. Viel fehlt nicht mehr. Doch Scherz beiseite. Neuwahlen wären jetzt nicht wirklich die Lösung, denn das spielt erfahrungsgemäß extremen Parteien in die Karten. Besser wäre es, den Tanzschritt umzukehren: Zehn Schritte nach vorne, einer zurück. Wie wär's, fragt rhetorisch L'Echo.
"Woke" Hippies unerwünscht
Het Nieuwsblad berichtet: Ab sofort sollen wir das Wort "vegetarisch" durch "pflanzlich" ersetzen. Oder noch besser: "pflanzenbasiert". Denn das klingt hipper. So rät es die flämische Regierung allen Restaurants, um ihre Kunden dazu zu bringen, öfters vegetarische Mahlzeiten zu essen. Denn "vegetarisch" klingt zu "woke", "vegan" zu sehr nach Hippie. Aber Hand aufs Herz: Warum in aller Welt kümmert sich die Regierung darum? Wenn es darum gehen sollte, mehr Menschen zum fleischlosen Essen zu bewegen, dann gibt es viel bessere Möglichkeiten als solchen Wortunsinn zu verbreiten. Kampagnen zum Beispiel für solche Mahlzeiten und nicht neue Wortschöpfungen, die die Menschen nur verwirren, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Kay Wagner