“Europäische Politiker erleichtert nach Gespräch mit Trump”, titelt De Morgen. “Trump beruhigt die Europäer vor seinem Treffen mit Putin”, notiert La Libre Belgique auf Seite eins. “Alles kann passieren”, heißt es im Aufmacher von Le Soir zu einem Bild von Trump und Putin.
Das Treffen von US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin morgen in Alaska dominiert nicht nur die Titelseiten, sondern beherrscht auch die Kommentarspalten der Zeitungen.
Le Soir schaut mit großem Argwohn auf das Treffen und erklärt: Weder Putin noch Trump wollen wirklich Frieden. Sie wollen vielleicht, dass die Waffen für eine gewisse Zeit schweigen. Aber Frieden erreicht man nur mit Gerechtigkeit. Die wird nicht dabei sein in Anchorage, wo zwei Politiker potenziell über das Schicksal der Ukraine entscheiden werden, die vor nichts zurückschrecken. Beide drohen ohne jegliches Schamgefühl mit ihren Atomwaffen, handeln wie Despoten, zwingen anderen Ländern ihren Imperialismus auf, brechen internationales Recht. Viel Gutes ist nicht zu erwarten von diesem Treffen, befürchtet Le Soir.
Geschichtsbuch oder Schlag ins Wasser
La Dernière Heure wägt ab: Noch weiß niemand, was das Treffen morgen bringen wird. Es könnte Geschichte schreiben, aber genauso gut auch ein Schlag ins Wasser werden. De Morgen schließt sich dieser Meinung an: Nach dem Telefongespräch gestern mit Trump sind die europäischen Spitzenpolitiker gerade fast schon euphorisch. Sie hätten es erreicht, sagen Merz, Macron, Von der Leyen und Co., dass Trump ihren Standpunkt zum Krieg in der Ukraine jetzt teilt. Doch Vorsicht ist geboten. Trump, das hat die Vergangenheit gezeigt, ändert seine Meinung so, wie es ihm passt. Mal sagt er dies, mal sagt er das. Ob er bei seinem Gespräch mit Putin in Anchorage wirklich etwas von dem verteidigen wird, was die Europäer fordern, bleibt abzuwarten. Immerhin können sich die Europäer darüber freuen, das Maximum von dem erreicht zu haben, was sie zurzeit gegenüber Trump erreichen können, hält De Morgen fest.
Good Guy oder Bad Guy
Het Nieuwsblad behauptet: Das Treffen mit Putin wird für Trump zu einem Moment der Wahrheit. Zum einen hat er Putin schon oft mit Sanktionen oder Konsequenzen gedroht, ohne davon jemals etwas wahr zu machen. Im Kreml machen sie sich schon lustig über diesen Präsidenten, der nach außen hin poltert, aber letztlich doch nichts macht. Wenn Trump auch in Alaska die Chance verspielt, hart gegenüber Putin zu bleiben, wird er in Moskau weiter an Glaubwürdigkeit verlieren. Zum anderen geht es für Trump darum, in den Augen der Welt entweder als der Good Guy dazustehen, der Frieden möglich macht, oder zum Bad Guy zu werden, der sich auf die Seite eines Aggressors stellt, analysiert Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique beschäftigt sich mit der Debatte heute in der Kammer zur Situation in Gaza und meint: Es wäre unverantwortlich, aus der Uneinigkeit innerhalb der Regierung zu dieser Frage eine Regierungskrise zu machen oder gar das Land durch einen Bruch der Koalition ins Chaos zu stürzen. Sicher, Belgiens Position zum Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern ist wichtig. Aber die innenpolitischen Aufgaben, die die Regierung bewältigen muss, sind es auch: gesellschaftlicher Zusammenhalt, Wirtschaft, Sicherheit und Haushaltsdefizit wären da nur einige Stichworte. Deshalb wäre es gut, wenn die Regierungsparteien sich trotz unterschiedlicher Meinungen auf einen Kompromiss einigen könnten. Die Wähler werden es ihnen danken, glaubt La Libre Belgique.
Achtung Energiekrise
Die Wirtschaftszeitung L’Echo beschäftigt sich mit Immobilien: Energietechnisch gesehen steht es schlecht um unseren Gebäudepark. Die Häuser sind alt und müssen dringend renoviert werden. Geschieht das nicht, drohen die Konsequenzen schon am Horizont. Denn ab 2027, also fast schon morgen, tritt das neue Zertifikate-System ETS2 für CO2-Emissionen der EU in Kraft. Der Verbrauch von fossilen Energieträgern wird dann teuer. Es wäre gut, wenn die öffentliche Hand schnell strukturelle Strategien entwickeln würde, um das energietechnische Renovieren nachhaltig zu unterstützen. Ansonsten droht eine neue Energiekrise in unserem Land, zu vergleichen mit der, die es beim Ausbruch des Ukraine- Kriegs gab. Nur diesmal wäre die Krise selbst verschuldet, mahnt L’Echo.
Gazet van Antwerpen kommentiert zu den Waldbränden im Süden von Europa: Mit Löscharbeiten allein, die jetzt natürlich dringend nötig sind, ist es nicht getan, um das Phänomen der Waldbrände in den Griff zu bekommen. Rein statistisch gesehen gibt es zurzeit auch gar nicht mehr Waldbrände also vor 40 Jahren. Lediglich die Intensität der Brände hat zugenommen. Das liegt auch an mangelnder forstwirtschaftlicher Planung, durch die Wälder resistenter gegen die Ausbreitung von Bränden gemacht werden können. Hier muss etwas passieren. Möglichst schnell, fordert Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner