"Festnahmen: Islamist plante Blutbad bei Konzert in Wien – Terror trifft 'Swifties'", meldet das GrenzEcho auf Seite eins. "Teenager planten Anschlag auf Taylor-Swift-Konzert: 19-jähriger Hauptverdächtiger wollte 'so viele Ungläubige wie möglich töten'", fasst Het Laatste Nieuws zusammen. "Der Terror-Verdächtige vom Taylor-Swift-Konzert hat sich binnen einiger Monate radikalisiert", schreibt Het Nieuwsblad. "Warum Dschihadisten ein Konzert von Taylor Swift ins Visier nehmen: 'Sie steht symbolisch für junge Frauen, die sich ohne Scham amüsieren'", liest man bei De Morgen. "Fans von Taylor Swift finden Trost beieinander nach vereiteltem Anschlag: 'Wir haben die ganze Nacht geheult'", so De Standaard.
Der verhinderte islamistische Anschlag beweist, dass die Terrorbedrohung nicht verschwunden ist, unterstreicht De Tijd in ihrem Leitartikel. Der Hauptverdächtige soll sich in kurzer Zeit über Propaganda radikalisiert haben, die die Terrorgruppe IS über die Sozialen Medien verbreitet. Laut den österreichischen Behörden haben der Mann und sein Komplize auch weitere Hilfe bekommen, möglicherweise aus dem Ausland. Der IS sei dabei, sein Comeback vorzubereiten, hieß es weiter. Ende Juni war es genau zehn Jahre her, dass der IS seinen eigenen Staat in Syrien und im Irak ausgerufen hatte. Und auch wenn der nur fünf Jahre bestand, sind die Terroristen deswegen nicht geschlagen worden. Sie sind einfach in den Untergrund gegangen. Und sie haben, vor allem im Westen, einige Jahre stillgelegen. Weil es weniger Anschläge gab, ließ die Vorsicht der Öffentlichkeit nach, auch wenn Experten regelmäßig gewarnt haben, dass die Islamisten nach wie vor eine Gefahr darstellen. Aber auch die Tech-Konzerne tragen eine große Verantwortung. Denn für den IS sind die Sozialen Medien ein unverzichtbares Werkzeug. Ganz zu schweigen von all den darüber verbreiteten Falschnachrichten und den anderen Bedrohungen. Um es mit den Worten des österreichischen Innenministers zu sagen: "Die Lage war ernst. Die Lage ist ernst", warnt De Tijd.
Die unheilvolle Allianz des Verderbens
Mit der fatalen Rolle der Sozialen Medien befasst sich auch L'Avenir, allerdings im Zusammenhang mit Großbritannien und den Extremisten von Rechts: Es hat nur wenige Stunden gedauert, um die Straßen in Brand zu setzen, um eine Explosion von Hass und Gewalt zu provozieren. Ein falsches Gerücht über den Mörder der drei Mädchen in Southport hat gereicht, um das ganze ekelerregende gesellschaftszerstörende Potenzial zu enthüllen, das Soziale Medien und Rechtsextreme haben. Im Gegenzug hat es geschlagene neun Tage gedauert, bis die Menschen es gewagt haben, gegen den Rassismus auf die Straße zu gehen. Seit dem Beginn der 2000er-Jahre hat sich der Rechtsextremismus überall eingenistet, um sein Gift zu verbreiten. Er ist vielerorts gesellschaftsfähig geworden, viele tun so, als ob sie die faschistischen Reden nicht hören würden, während sich die braune Welle des Hasses auch über die Sozialen Medien ausbreitet. Dort, wo man im Namen angeblicher Meinungsfreiheit alle Ventile öffnet für strafbare Aussagen. Mit Billigung von X-Chef Elon Musk, der selbst kräftig Öl ins Feuer gegossen hat nach Southport. Soziale Medien und Rechtsextreme haben sich vereint, um Verderben zu säen, so sinngemäß L'Avenir.
Die Welle der Gewalt in Großbritannien lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, kommentiert La Libre Belgique. Aber so alarmierend sie auch ist, sie kommt alles andere als unerwartet. Wie auch andernorts dienen die Sozialen Medien als Brutschränke des Hasses, als Mittel zur Polarisierung und Befeuerung von Konflikten. Die Wurzeln der Auseinandersetzungen liegen aber auch in der inkohärenten Einwanderungspolitik und natürlich im Brexit. Es ist kein Zufall, dass diverse Gestalten der damaligen "Leave"-Kampagne auch jetzt Strippenzieher der Gewalt sind, hebt La Libre Belgique hervor.
Walz weigert sich, Trumps Spiel mitzumachen
De Standaard blickt in die Vereinigten Staaten, genauer gesagt auf Tim Walz, den frisch ernannten Vize-Kandidaten der Demokraten für die US-Präsidentschaftswahlen: Das Team von Donald Trump versucht seit 48 Stunden wieder und wieder, Walz als extrem linken Politiker zu diffamieren. Aber Walz weigert sich, das Spiel mitzumachen. Stattdessen hat er Trump als "seltsam" beschrieben und damit hervorgehoben, wie unamerikanisch Trump eigentlich ist. Und als ehemaliger Lehrer, Football-Coach, Reservist und überzeugter Waffenliebhaber hat Walz auch noch andere Trümpfe, um die gemäßigte Rechte davon zu überzeugen, dass er viel mehr der "All American Guy" ist als Trump. Vielleicht kann Walz damit auch europäischen Politikern etwas beibringen. Nämlich, dass es nichts bringt, mit einem harten Stil mit den Extremisten mithalten zu wollen. Wer authentisch bleibt und sich mit spielerischer Furchtlosigkeit gegen die düstere Welt der Extremisten durchsetzt, der hat am Ende die besseren Chancen, zum Held der Geschichte zu werden, meint De Standaard.
Ein geradezu revolutionäres Urteil
Le Soir bleibt ebenfalls in den Vereinigten Staaten, allerdings wegen eines Urteils eines Bundesgerichts gegen den Technologie-Riesen Google: Google ist nun also offiziell ein Monopolist und verhält sich auch so, hat der zuständige Richter entschieden. Das ist – besonders aus amerikanischer Sicht – ein wegweisendes, ja geradezu revolutionäres Urteil. Es hat zwar lange gedauert, aber am Ende sind auch die Vereinigten Staaten zu der Einsicht gekommen, dass Tech-Konzerne eine Bedrohung darstellen können. Nicht nur, weil sie durch ihre marktbeherrschende Position Innovation verhindern und systematisch Konkurrenten eliminieren. Sondern auch, weil sie durch ihre Macht mittlerweile eine Gefahr für die Demokratie selbst darstellen. Washington hat nun daran erinnert, dass auch Big Tech nicht über dem Gesetz steht, es ist der Pfiff, der das Ende der Party bedeuten könnte für Google und Co., so Le Soir.
Boris Schmidt