"Vooruit schaltet Signal auf Grün", titelt Het Belang van Limburg. "Der erste Schritt nach Arizona", schreibt Le Soir auf Seite eins. "Bart De Wever wird heute Regierungsbildner", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Bei der Suche nach einer neuen Föderalregierung hat es Fortschritte gegeben. Die flämischen Sozialisten von Vooruit haben Koalitionsverhandlungen zugestimmt. Schon heute könnte der König den N-VA-Chef Bart De Wever zum Regierungsbildner ernennen.
Dazu kommentiert die Wirtschaftszeitung De Tijd: So schnell ging es in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Dass es heute schon losgehen könnte mit Koalitionsverhandlungen, gerade mal ein Monat nach den Wahlen, das haben wir lange nicht mehr erlebt. Und das ist sehr gut. Die Parteien scheinen verstanden zu haben, dass die Zeit drängt. Denn das ganze Land wartet auf Reformen. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es. Die wirtschaftliche Not für Reformen ist groß, erinnert De Tijd.
Auf geht's!
Auch Het Laatste Nieuws findet: Alles ist sehr schnell gegangen, aber die Voraussetzungen dafür waren auch gut. Von den fünf Parteien, die eine mögliche Koalition bilden könnten, können sich vier Parteien als Wahlsieger fühlen. Die Vorsitzenden der Parteien sitzen fest im Sattel. Es wurde relativ ernsthaft gearbeitet. Alle Parteien scheinen auch verstanden zu haben, dass man dem Land aktuell keine neue Krise zumuten kann. Business as usual geht nicht, auch wenn man an den starken Vlaams Belang in Flandern denkt. Diese Koalition mit vier Gewinnern, mit einer Mehrheit in beiden Sprachgruppen und dem Abbild der Regierungskoalitionen in Flandern und der Wallonie – das hört sich doch vielversprechend an, freut sich Het Laatste Nieuws.
Het Belang van Limburg bemerkt: Die erste Hürde ist genommen. Aber eigentlich gab es auch keine andere Option. Mit Blick auf die Wähler, die immer mehr mit extremen Parteien liebäugeln, ist die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen der einzig logische Schritt. Also: Auf geht's! Wer allerdings glaubt, dass am 21. Juli die neue Regierung schon steht, der irrt. Dafür sind die Herausforderungen und Reformen, die angepackt werden müssen, zu groß, weiß Het Belang van Limburg.
Zukunft am seidenen Faden
Het Nieuwsblad stimmt dem zu: Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Gestern Abend haben die Parteivorsitzenden zwar alle den Mund voll genommen von "konstruktiver Atmosphäre", "Offenheit" und "guter Basis". Aber so einfach ist es nicht, um das Fundament für eine kohärente Regierungsarbeit zu bilden. Tabus werden fallen und Unüberbrückbares überbrückt werden müssen. Es wird ein Spießrutenlauf werden. Das größte Streitpotential liegt dabei zwischen MR und Vooruit. Die Vorstellungen der einen Partei sind oft das Gegenteil dessen, was die andere Partei will. Die nächsten Wochen werden alles andere als einfach werden, prophezeit Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Audi-Werk in der Brüsseler Stadtgemeinde Forest. Gestern Abend war bekannt geworden, dass der deutsche Autobauer die Herstellung des einzigen Modells, das in Forest noch produziert wird, Ende nächsten Jahres einstellen wird. Bereits dieses Jahr sollen gut 1.400 der insgesamt 3.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. La Libre Belgique befürchtet: Alles deutet darauf hin, dass die Zukunft des Audi-Werks in Brüssel am seidenen Faden hängt. Eine Schließung des Werks scheint nicht ausgeschlossen. Noch ist es nicht soweit. Aber gestern wurde wieder einmal ein Argument angeführt, dass wir schon oft bei anderen Unternehmen in ähnlichen Situationen gehört haben: Die hohen Arbeitskosten in Belgien. Für Brüssel wäre das ein harter Schlag. Das Audi-Werk ist das wirtschaftliche Symbol der Stadt und außerdem der größte private Arbeitgeber, betont La Libre Belgique.
Jeder Tote ein Toter zu viel
La Dernière Heure schreibt zum Raketenangriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew: Natürlich leugnen die Verantwortlichen im Kreml, dass es Russland war, das die Rakete auf das Krankenhaus geschossen hat. Doch wer soll das schon glauben? Es liegt auf der Hand, dass Russland damit ein Zeichen setzen wollte, dass niemand in der Ukraine sicher sein und dass Russland jederzeit zuschlagen kann. Doch dieser Angriff war der eine Angriff zu viel. Denn die Bilder sprechen für sich und es ist erschütternd zu sehen, dass Putin nichts heilig ist, noch nicht einmal kranke Kinder. Unsere Unterstützung für die Ukraine gegen diese Barbarei muss deshalb ungebrochen bleiben. Mehr denn je ist das nicht nur eine Frage des Prinzips, sondern auch eine Frage von Leben und Tod, meint La Dernière Heure.
De Morgen notiert zum Konflikt im Gazastreifen: Jeder wusste, dass die Reaktion Israels auf den 7. Oktober erbarmungslos sein würde. Aber dass sie so hart ausfallen könnte, wie wir es jetzt seit Monaten erleben, konnte sich damals wohl keiner vorstellen. Dabei ist es bemerkenswert, wie ungezügelt Israel im Gazastreifen vorgehen kann. Niemand schafft es, das Töten dort zu stoppen. Dabei ist jeder Mensch, der in diesem Krieg stirbt, ein Toter zu viel. Wie übrigens in jedem Krieg, unterstreicht De Morgen.
Kay Wagner