"Freigesprochener Farisi erzählt uns seine Geschichte", titelt L'Avenir. "Ayari wird früher aus dem Gefängnis kommen dank einer bizarren Regel des Strafgesetzbuchs", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Viel Lob für die Arbeit der Geschworenen", so die Schlagzeile beim GrenzEcho.
Mehrere Zeitungen kommen bereits in ihren Aufmachergeschichten noch einmal auf den Terrorprozess in Brüssel zurück. Dort waren die Urteile der Geschworenenjury am Dienstag verkündet worden. Einige Leitartikel beschäftigen sich ebenfalls mit diesem Thema.
L'Avenir fasst zusammen: Alles in allem ist der Prozess gut abgelaufen. Allerdings hat er viel zu lang gedauert. Und das liegt an den Problemen, mit denen er am Anfang zu kämpfen hatte. Die Diskussionen um die Glasboxen, in denen die Angeklagten dem Prozess folgen sollten, dauerten zu lang. Ohne dieses Hickhack um die Glasboxen wären die Urteile inklusive Strafmaß bereits Ende Juni verkündet worden. Jetzt ist trotz der Urteilsverkündung der Prozess immer noch nicht beendet. Auf das Strafmaß müssen wir bis September warten, weil die Geschworenen sich jetzt erst einmal erholen dürfen, stellt L'Avenir fest.
Die Demokratie hat gesiegt
De Standaard jubelt: Mit der Urteilsverkündung hat der Rechtsstaat gegen den Terrorismus gewonnen. Mit seinen Waffen hat er diejenigen besiegt, die ihn vernichten wollten. Denn erinnern wir uns daran: Das Ziel des selbsternannten Islamischen Staates und seines Vorgängers Al-Kaida war es, Demokratien zu zerstören und den Krieg ins Herz von Europa zu bringen. Terror sollte die Gesellschaft spalten und einen gewalttätigen Konflikt zwischen Ketzern und Gläubigen anzetteln. Dazu ist es nicht gekommen. Unsere demokratische Gesellschaft geht nach dem Prozess als Sieger hervor, dank der außergewöhnlichen Professionalität der Organisatoren, der Geschworenen und der Vorsitzenden Richterin, freut sich De Standaard.
Angesichts der anhaltenden Brände im Mittelmeerraum aufgrund der großen Trockenheit bemerkt Le Soir: Griechenland brennt, Palermo wird vom Feuer bedroht, Portugal kocht. Drei Katastrophen, drei beliebte Touristenziele. Wer trägt die Schuld? Wer muss für den Schaden aufkommen? Fragen, die sich so mancher Urlauber jetzt stellt. Die Antwort sollten die Urlauber auch ein bisschen bei sich selbst suchen. Mit ihrem ungezügelten Willen, weiter wie bisher zu reisen trotz der dramatischen Folgen für das Klima, sind auch sie ein bisschen verantwortlich für die aktuellen Katastrophen. Dabei gibt es Alternativen zum klassischen Reisen. Diese Alternativen sollten populärer gemacht werden, damit sich mehr Menschen für sie entscheiden, fordert Le Soir.
Dramatische Erkenntnisse müssen unters Volk
Die Wirtschaftszeitung L'Echo notiert ebenfalls zum Klimawandel: Der neue Präsident des Weltklimarats (Giec), der Brite Jim Skea, steht vor einer großen Aufgabe. Er muss versuchen, die wichtigen und dramatischen Erkenntnisse des Weltklimarats unter das Volk zu bringen. Denn das passiert bislang zu wenig. Was wiederum zur Folge hat, dass zu wenig Menschen sich der dramatischen Lage wirklich bewusst sind und deshalb auch zu wenig Druck auf ihre Regierungen ausüben, um endlich mehr gegen den Klimawandel zu tun, analysiert L'Echo.
De Morgen meint: Beim Kampf gegen den Klimawandel geht es nicht ohne staatliche Vorschriften. Denn welche verheerenden Folgen es hat, wenn wir alles den ultraliberalen Kräften in einem freien Markt überlassen, haben wir gesehen: Die Ungleichheit hat zugenommen und der Ausstoß von Treibhausgasen ging ungebremst weiter. Deshalb ist es gut, wenn Europa jetzt seinen "Green Deal" durchdrückt als notwendiges Instrument, um den Markt in die richtige Richtung zu lenken. Unser Verhalten muss sich eben ändern. Notfalls auch durch Zwang. Anders geht es nicht, glaubt De Morgen.
Gazet van Antwerpen beobachtet: Früher konnte man sich gefahrlos über das Wetter austauschen. Heute führt ein Gespräch über das Wetter schnell zu Streit. Die einen sind vom Klimawandel, der vom Menschen verursacht wird, überzeugt, die anderen leugnen das vehement. Die Fronten sind verhärtet. Das bringt uns aber nicht weiter. Wir müssen die Sache konstruktiv angehen mit Maßnahmen, die ganz klar gut für das Klima sind. Wie zum Beispiel der "Green Deal" in Europa, der "Blue Deal" in Flandern, die Förderung von erneuerbaren Energien und so weiter. Auf diese Weise erreichen wir Fortschritt im 21. Jahrhundert, ist Gazet van Antwerpen überzeugt.
Klare Maßnahme gegen China
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit einem Beschluss des föderalen Ministerrats und erklärt: Der Beschluss macht es möglich, Unternehmen die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen zu verbieten, wenn diese Unternehmen in Verdacht stehen, Spionage zu betreiben. Man muss kein Hellseher sein, um diesen Beschluss als belgische Antwort auf die chinesische Bedrohung zu sehen. Denn chinesische Unternehmen können von der chinesischen Regierung gezwungen werden, ihre Daten zu teilen. Chinesische Unternehmen sind deshalb eine Gefahr für die Sicherheit unseres Landes. Der Beschluss des Ministerrats ist gut, urteilt Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner