"Tom Ongena ist der neue Open-VLD-Vorsitzende", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "… Der neue geschäftsführende Vorsitzende", präzisiert De Morgen. "Bringt Tom Ongena die Open VLD wieder zur Ruhe?", fragt sich De Tijd auf Seite eins.
Der 47-jährige Tom Ongena soll jetzt also nach dem Rücktritt von Egbert Lachaert den Vorsitz der Open VLD übernehmen. Die Parteibasis muss die Entscheidung noch auf einem Sonderparteitag absegnen. Tom Ongena war bislang ein "illustrer Unbekannter", wie es De Standaard formuliert. "Unbekannt und doch beliebt", schreibt seinerseits Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Ihm fällt jetzt jedenfalls die Aufgabe zu, die Krise innerhalb der flämischen Liberalen beizulegen. Die jüngsten Umfragen waren für die Open VLD regelrecht katastrophal. Und Ongena soll jetzt eine Schubumkehr einleiten.
"Armer Tom"
Die Benennung von Tom Ongena zum neuen Open-VLD-Vorsitzenden wirkt auf den ersten Blick wie eine gute Entscheidung, glaubt Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Das wohl wichtigste Argument, das für ihn spricht: Er gehört nicht zu der alten Clique um Alexander De Croo und Vincent Van Quickenborne, die seit fast zwei Jahrzehnten bei den flämischen Liberalen den Ton angibt. Er ist tatsächlich eher ein Mann der Basis, der sich zudem im flämischen Parlament wegen seiner Dossierkenntnis einen Namen gemacht hat.
Zugleich ist er aber ein Mann, der es gewöhnt ist, im Schatten zu arbeiten. Das kann sehr hilfreich sein, denn seine Aufgabe ist es vor allem, die eigentliche Nummer eins der Partei zu vermarkten, mit Namen Premierminister Alexander De Croo. Ob das auch ideologisch betrachtet eine gute Wahl ist, bleibt abzuwarten. De Croo kann nämlich nur die Politik seiner Regierung verteidigen. Und die ist ein Kompromiss. Typisch liberale Inhalte bleiben da auf der Strecke.
"Armer Tom", meint denn auch Het Nieuwsblad. Der Parteivorsitz ist für Tom Ongena ein vergiftetes Geschenk. Alexander De Croo suchte jemanden, der an der Seitenlinie den Cheerleader geben sollte. Und er hat ihn offensichtlich gefunden. Tom Ongena muss jetzt also vor allem De Croo promoten. Eigenständig zu denken ist da quasi verboten. Und klar liberale Akzente setzen wird der neue Mann wohl auch nicht. Vor diesem Hintergrund kann man sich wirklich die Frage stellen, wie Ongena die Partei aus ihrem Umfragetief herausführen soll. Es mag eher so aussehen, als habe die Open-VLD-Spitze jemanden gefunden, der statt ihrer das Licht ausknipsen kann.
Eine Staatsanleihe, um die Banken aus der Reserve zu locken
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von Le Soir: "Eine Staatsanleihe soll die Banken aus der Reserve locken", schreibt das Blatt. Mit Staatsbon mehr Druck auf Banken", so formuliert es das GrenzEcho. "Die Regierung lanciert ein Konkurrenzprodukt für Sparbücher", so die Schlagzeile von De Tijd. Finanzminister Vincent Van Peteghem hat angekündigt, dass der Staat Ende des Sommers eine Staatsanleihe auflegen wird. Dabei werden die Sparer eine wesentlich günstigere Rendite bekommen als auf der Bank. "Die nächste Staatsanleihe könnte das lukrativste Produkt auf dem Markt werden", glaubt sogar La Libre Belgique. Und so will man die Banken dazu bringen, ihre Sparzinsen zu erhöhen.
Das Urteil der Zeitungen fällt unterschiedlich aus. "Gut gespielt!", lobt seinerseits Le Soir. Die Regierung hatte es bislang nicht geschafft, die Banken mit sanftem Druck dazu zu bringen, ihre Sparzinsen zu erhöhen. Und jetzt schaltet man eben einen Gang höher und lanciert ein Konkurrenzprodukt, das diesen Namen wirklich verdient. Denn erstmals beträgt die Laufzeit lediglich ein Jahr. Für die Sparer, die bislang noch zögerten, ihr Geld bei kleineren, aber großzügigeren Banken anzulegen, ist das jetzt wirklich mal ein Argument. Mal sehen, ob sich die Platzhirsche jetzt bewegen.
Unnötiges Rütteln an der Stabilität der Banken
"Über das Verhalten des Staates kann man streiten", glaubt demgegenüber L'Echo. Jetzt zaubert die Regierung plötzlich eine Staatsanleihe aus dem Hut. Und als Sahnehäubchen will man sogar die Quellensteuer für diesen Staatsbon auf 15 Prozent senken. Das sind doch viele Geschenke auf einmal. Irgendjemand muss aber immer die Rechnung begleichen. Konkret: Das, was der Sparer bekommt, das müssen am Ende wohl die Steuerpflichtigen zahlen. Diese Staatsanleihe umweht so ein Hauch von Wahlkampf.
Vor allem aber ist das unlauter Wettbewerb, ist De Tijd überzeugt. Eine Laufzeit von nur einem Jahr, ein attraktiver Zinssatz, eine vorteilhafte Quellensteuer… Der Staat verhält sich hier wie der buchstäbliche Elefant im Porzellanladen, um nicht zu sagen wie ein Hund beim Kegelspiel, mischt er doch mal eben den ganzen Sektor auf. Die Banken unterliegen den Gesetzen des Marktes, der Staat hingegen kann die Regeln quasi selbst festlegen. Den Banken wird das Leben so unnötig schwer gemacht, was sogar an ihrer Stabilität rütteln kann.
"Einmal ist keinmal"
Fast alle Zeitungen feiern schließlich noch den belgischen Radprofi Jasper Philipsen, der gestern seine zweite Tour de France-Etappe in Folge gewonnen hat. "Einmal ist keinmal", so etwa die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Zweiter Streich", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins. Und La Dernière Heure kürt Philipsen schon zum neuen "Sprintkönig".
Roger Pint