"Europa will den wirtschaftlichen Dialog mit Peking wieder ankurbeln", schreibt L'Echo auf Seite eins. "Von der Leyen und Macron warnen China", bemerkt aber das GrenzEcho. Allerdings: "Das europäische Duo tut sich schwer damit, Xi Jinping zu überzeugen", so die Schlagzeile von Le Soir. De Morgen formuliert es drastischer: "Macron macht wenig Eindruck in Peking", so die beißende Titelzeile.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die EU-Kommissionsvorsitzende Ursula von der Leyen sind im Moment auf Staatsbesuch in China. Vor allem von der Leyen hat da zuweilen Klartext geredet und Peking etwa ausdrücklich davor gewarnt, Russland bei seinem Krieg gegen die Ukraine militärisch zu unterstützen. Wirklich beeindruckt war Staatspräsident Xi Jinping aber offensichtlich nicht.
Die beiden Europäer spielen in Peking offensichtlich "Guter Bulle, schlechter Bulle", meint Le Soir in seinem Leitartikel und bemüht damit das gleiche Bild wie Het Belang van Limburg gestern. Auf der einen Seite: Emmanuel Macron, der nicht umsonst rund 50 französische Unternehmer nach Peking mitgebracht hat. Macron gab sich betont gemäßigt und konziliant. Auf der anderen Seite: Ursula von der Leyen, die gegenüber den chinesischen Gastgebern auch mal die roten Linien der Europäer skizziert hat. Auf diese Weise könnte es die EU geschafft haben, einige grundlegende Botschaften zu übermitteln.
Hört China uns zu?
La Libre Belgique ist da eher skeptisch. Macron und von der Leyen wollten den Beziehungen zwischen der EU und China neues Leben einhauchen. Dies trotz des Umstandes, dass Peking Russland trotz des Ukraine-Krieges ziemlich unverhohlen weiter unterstützt. Ob Staatspräsident Xi Jinping den Europäern wirklich aufmerksam zugehört hat, mag aber bezweifelt werden. Denn zeitgleich hat China seine Beziehungen mit Ländern wie Saudi-Arabien oder dem Iran demonstrativ gefestigt. Mehr denn je wird man den Eindruck nicht los, dass Peking an einer anti-westlichen Koalition arbeitet. Gerade im Moment hat das Regime ja auch wieder Giftpfeile Richtung USA abgeschossen, weil der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, mit der taiwanesischen Präsidentin zusammengetroffen ist. Trotz der warmen Worte der Europäer scheint das Reich der Mitte mehr und mehr in eine düstere Feindschaft Amerika und Europa gegenüber zu verfallen.
Einige Zeitungen beschäftigen sich aber auch heute wieder mit dem Sozialkonflikt bei der Supermarktkette Delhaize. "Der Konflikt bei Delhaize eskaliert mit einer Strafanzeige gegen die Direktion", titelt etwa De Tijd. "Der Konflikt bei Delhaize wird zur Strafsache", so formuliert es L'Echo. Die sozialistische Gewerkschaft Setca hat ja gestern beim zuständigen Arbeitsgericht Klage gegen Delhaize eingereicht wegen Missachtung des sogenannten Renault-Gesetzes, das die Prozedur bei Massenentlassungen regelt.
Delhaize: Sozialkonflikte löst man nicht vor Gericht
Der Graben zwischen den Gewerkschaften und der Direktion wird noch immer tiefer und erinnert inzwischen an den Grand Canyon, analysiert Het Belang van Limburg. Beide Seiten haben sich inzwischen regelrecht einbetoniert. Durch das Einleiten rechtlicher Schritte durch die Gewerkschaften hat der Konflikt jetzt nochmal eine neue Ebene erreicht. Doch gleich wie das Gericht entscheidet, hier geht es nur um einen Teilaspekt des Problems, nämlich die geplante Entlassung von rund 250 Angestellten am Hauptsitz des Unternehmens. In jedem Fall wird dadurch nicht die Lunte aus dem größten Pulverfass entfernt. Mit Namen die geplante Konzessionierung von 128 Filialen. Kurz und knapp: Es wird höchste Zeit, dass der Sozialschlichter die Arena betritt.
De Tijd kann sich über die neuerliche Eskalation nur wundern. Diesen Konflikt kann man nicht vor einem Gericht lösen. Mit jedem Tag, an dem sich das Ganze weiter hochschaukelt, fragt man sich, warum der große Ahold-Delhaize-Chef Frans Muller weiter schweigt. Eine Entscheidung, die so flagrant mit den belgischen Traditionen bricht, müsste doch eigentlich von höchster Stelle dargelegt und verteidigt werden. Resultat jedenfalls: Im Grunde wird hier eine falsche Debatte geführt. Denn eigentlich geht es hier um die Zukunft des Einzelhandels insgesamt.
Bemerkenswerte Schlagzeile derweil auf Seite eins von Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen: "Drei Jahre lang waren sie die Eltern von Prinz Laurent". "Sie", das sind Guido und Maya Cleiren. Bei diesem Antwerpener Ehepaar war Prinz Laurent zwischen 1977 und 1980 untergebracht. Sie waren seine Pflegeeltern. Für den jüngsten Bruder des Königs war das nach eigenen Worten "die schönste Zeit seines Lebens".
Die Wallonie braucht ein neues Image
Einige Leitartikler beleuchten schließlich den neuen Plan zur wirtschaftlichen Wiederbelebung der Wallonie. Die wallonische Regionalregierung will ein Comeback der Industrie, analysiert L'Echo in seinem Leitartikel. Man will resolut auf Zukunftstechnologien setzen, etwa auf die Produktion von Batterien mit Blick auf die Energiewende. Hier gibt es einen breiten Konsens; Arbeitgeber und Gewerkschaften sind mit im Boot. Und doch verfällt man wieder in die Fehler der Vergangenheit: Der Plan enthält auch Projekte, die definitiv nicht da hingehören. Angesichts knapper Kassen sollte man aber seine beschränkten Mittel möglichst zielgerichtet einsetzen. In Namur hat man immer noch nicht verstanden, dass eine Gießkannenpolitik nicht die Lösung sein kann.
Die Regierung in Namur will offensichtlich so etwas wie eine "Wallonie 2.0", meint L'Avenir. Doch wird das auch mit einer regelrechten kulturellen Revolution einhergehen müssen. Die Wallonie ist nämlich im Grunde weiterhin nur die Summe von lokalen Baronien, dies zudem mit einer ausgeprägten Streikkultur. Die Wallonie der Zukunft braucht auch ein neues Image.
Roger Pint