"Aufregung über abgesagtes Queer-Fastenbrechen in Borgerhout", schreibt De Morgen auf Seite eins. "Wir verlangen nicht viel, wir wollen einfach nur am Fastenbrechen teilnehmen", zitiert Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite Mitglieder der LGBTQ+-Gemeinschaft aus Antwerpen.
Dort ist gestern eine geplante Veranstaltung von Moslems der so genannten LGBTQ+-Gemeinschaft abgesagt worden. Nächste Woche hatten sie im Rahmen des Fastenmonats Ramadan, der heute beginnt, ein gemeinsames Fastenbrechen feiern wollen. Wegen zu vieler Drohungen gegen diese Veranstaltung wurde sie gestern abgesagt.
"Das ist ein ganz falsches Signal", schimpft De Morgen in seinem Leitartikel. Denn dadurch bekommen die Krawallmacher recht. Sie fühlen sich gestärkt in der Auffassung, dass sie nur laut genug gegen etwas protestieren müssen, damit es nicht stattfindet. Das darf in Belgien nicht passieren. Unsere säkulare Gesellschaft gewährt allen Bürgern Freiheit, Gleichheit und Sicherheit. Ungeachtet ihrer Herkunft, des Geschlechts, sexueller Vorlieben oder aller anderen möglichen Unterschiede. Das macht das Zusammenleben nicht einfach. Aber es darf nicht sein, dass man aufgrund von Gewaltandrohung Grundwerte einfach aufgibt, ärgert sich De Morgen.
Langer Weg für Moslemgemeinschaft
Het Nieuwsblad sieht das etwas anders und findet: Dieser Streit um das Fastenbrechen der muslimischer LGBTQ+-Gemeinschaft in Antwerpen ist äußerst tragisch. Die Frage muss offenbleiben, wie man am besten damit umgeht. Auf der einen Seite sind da die wütenden Glaubensgenossen, die von muslimischen LGBTQ+ nichts wissen wollen. Auf der anderen Seite sind verantwortungsvolle Politiker, die alles tun wollen, damit auch die LGBTQ+-Gemeinschaft ihr Fastenbrechen feiern kann. Die Politiker wollten die Veranstaltung durch Polizeieinheiten sichern. Klar ist: Die Moslemgemeinschaft – wie übrigens andere Gemeinschaften auch – muss noch einen langen Weg gehen, um die LGBTQ+-Minderheit anzuerkennen. Dieser Weg wird steinig sein und viele Rückschläge beinhalten. Aber es hat noch nie einer Sache genützt, sie mit Polizeigewalt durchzusetzen, behauptet Het Nieuwsblad.
Die Wirtschaftszeitungen L'Echo und De Tijd berichten, dass die belgische Supermarktkette Colruyt ihren Windpark vor der belgischen Nordseeküste verkauft hat. Dazu kommentiert De Tijd: Colruyt war einer der Pioniere der Windenergie in Belgien. Dass Colruyt jetzt seinen Windpark an ein japanisches Unternehmen verkauft, überrascht nicht unbedingt. Colruyt ist vor allem ein Supermarkt. Energie gehört nicht zum Kerngeschäft. Man könnte trotzdem bedauern, dass damit wieder einmal ein Teil wichtiger Infrastruktur von Belgien in ausländische Hände gerät. Ähnliches passiert ja auch gerade mit Telenet, das vom amerikanischen Mutterkonzern komplett übernommen werden soll. Wirklich schlimm sind beide Operationen allerdings nicht. Belgien hat einfach nicht genug Geld, um alles in eigenen Händen zu halten. Und die neuen Besitzer kommen aus Japan und den USA, also aus westlichen Ländern. Nicht aus China oder Russland, bemerkt De Tijd.
Durch Bremsen wird man nicht schneller
De Standaard schreibt mit Blick auf den Automarkt: Die Zukunft wird den E-Autos gehören. Das scheint mittlerweile allen klar zu sein. Deshalb ist es unverständlich, warum Deutschland gerade versucht, das Aus des Verbrennungsmotors 2035, auf das sich die EU geeinigt hatte, wieder hinauszuzögern. Die europäischen Autohersteller befinden sich beim E-Auto in direkter Konkurrenz zu Tesla und China. Die treiben ihre Entwicklung von leistungsfähigen und massentauglichen E-Autos weiter voran. In diesem Wettbewerb jetzt auf die Bremse zu drücken, hilft den europäischen Herstellern nicht, mahnt De Standaard.
Le Soir notiert zur Rentenreform in Frankreich: Präsident Macron versucht wieder zur Normalität zurückzukehren. Die Rentenreform ist durch, es gibt nichts mehr zu protestieren, so seine Botschaft, die er gestern in den 13-Uhr-Nachrichten bei TF1 und France 2 verkündete. Die Reformgegner sehen das anders, heute soll erneut gestreikt werden. Es zeichnet sich nicht ab, wie Macron aus dieser Sackgasse herauskommen will, stellt Le Soir fest.
Franzosen wussten, was sie wählten
Het Laatste Nieuws dagegen erkennt: Natürlich hat Macron wieder mal arrogant gehandelt, so wie man das von ihm kennt. Man kann es aber auch so sehen: Wohlwissend, dass er sowieso nicht mehr wiedergewählt werden kann, opfert er sich selbst zum Wohle des Landes. Und immerhin kann man ihm zugute erhalten, dass er bei den Wahlen 2022 angekündigt hatte, eine Rentenreform zu machen. Die Franzosen wussten also, was sie mit ihm wählten, unterstreicht Het Laatste Nieuws.
La Dernière Heure beschäftigt sich mit dem Wetter und stellt fest: Regen und ziemlich niedrige Temperaturen – bislang hat uns der März wahrlich nicht verwöhnt. Doch zumindest über den Regen sollten wir uns freuen. Lieber jetzt als während der Urlaubszeit im Sommer. Und nicht zu vergessen: die Natur. Die braucht den Regen. Denn der könnte vielleicht verhindern, dass es im Sommer zu einer neuen Trockenheit kommt, tröstet La Dernière Heure.
Kay Wagner