"Bankenpanik greift auf Europa über", titelt Het Laatste Nieuws. "Taumelnde Credit Suisse befeuert Angst vor europäischer Bankenkrise", so der Aufmacher bei De Tijd. "Credit Suisse reißt an der Börse den ganzen Bankensektor mit sich", schlägt L'Echo Alarm. "Der Absturz, der Europa erzittern lässt", liest man bei Le Soir.
Der Fall der kalifornischen Silicon Valley Bank hat Schockwellen verursacht, die viel weiter reichen, als man ursprünglich gedacht hatte, kommentiert De Tijd. Nach unvorsichtigen Aussagen ihres saudi-arabischen Großaktionärs ist auch die Schweizer Credit Suisse ins Wanken geraten. Dass schon so kleine Funken reichen, um einen Großbrand auszulösen, zeigt, wie blank die Nerven liegen. Es zeigt auch, dass sich Regulierungsbehörden und Staaten auf ein Worst-Case-Szenario vorbereiten sollten. Dabei müssen sie gegen einen schwer fassbaren Feind kämpfen: schwindendes Vertrauen. Die Europäische Zentralbank versucht das auf zweierlei Weise: Zum einen hat sie die Banken aufgefordert, zu melden, wie exponiert sie bezüglich der Credit Suisse sind. Zum anderen muss sie sich über eine Anpassung ihrer Zinspolitik beugen. Die Lenker der EZB stehen heute vor sehr schwierigen Entscheidungen, so De Tijd.
Alle Augen werden sich heute auf die Europäische Zentralbank richten, schreibt De Standaard. Die EZB steht dabei vor der Quadratur des Kreises: Hebt sie wie geplant die Zinsen an, könnte das die Unruhe an den Börsen noch vergrößern. Entscheidet sie dagegen, könnte Panik die Folge sein. Denn das könnte das Signal geben, dass die Europäische Zentralbank davon ausgeht, dass noch größere Probleme auf uns zukommen. Von der Vorstellung, dass Europa immun ist gegen Finanzschocks, die sich andernorts ereignen, müssen wir uns jedenfalls verabschieden, hält De Standaard fest.
"Wer nicht hören will, muss fühlen"
Ohne Kontrolle gibt es kein Vertrauen. Ohne Vertrauen ist ein Überleben ausgeschlossen. Das war vor 15 Jahren die Lehre aus der Bankenkrise, erinnert L'Echo. Und dennoch spielt sich vor unseren Augen wieder ein solches Drama ab. Es ist höchste Zeit, endlich wieder Überwachungs- und Warnmechanismen zu schaffen, die diesen Namen auch verdienen. Geschieht dies nicht, droht eine Wiederholung der Geschichte und werden nicht nur einzelne Banken auf dem Spiel stehen, sondern das gesamte Bankensystem, warnt L'Echo.
Das GrenzEcho blickt in seinem Wochenkommentar auf die Folgen der Krise für Belgien: Unabhängig davon, was die EZB heute in puncto Zinserhöhungen entscheiden wird - Belgien und seine Gliedstaaten, also auch die Deutschsprachige Gemeinschaft, werden nicht umhin kommen, den Gürtel enger zu schnallen und schmerzhafte Reformen durchzuführen, unter anderem bei den Renten, am Arbeitsmarkt, in der Steuerpolitik und im Sozialbereich. Warnungen und Ermahnungen hat es genug und von vielen Seiten gegeben, doch gehört wurden sie nicht. Wer nicht hören will, muss fühlen, weiß schon der deutsche Volksmund, giftet das GrenzEcho.
Die Politik muss Verantwortungsbewusstsein beweisen
De Morgen greift die sogenannten "Pensionsboni" für ehemalige Kammerpräsidenten und hohe Beamte auf. Nachdem offiziell festgestellt wurde, dass die in der Tat illegal waren, hat das Präsidium der Kammer gestern beschlossen, diese unrechtmäßigen Vergütungen zurückzufordern. Auch wenn die Ex-Kammervorsitzenden Herman De Croo und Siegfried Bracke, nicht ganz zu Unrecht, als große Buhmänner der Affäre dastehen, geht das Problem doch viel tiefer. Was sollen wir etwa von hohen Kammerbeamten denken, die sich selbst lächerlich hohe Vergütungen zugeschustert haben? Dann sind da noch die zahllosen kleineren Posten und Pöstchen, die das Parlament für seine Mitglieder schafft, die viel Geld für verhältnismäßig wenig Aufwand einbringen. Und was für die Kammer gilt, gilt auch für die Parlamente der Gliedstaaten. Es stimmt zwar, dass die Politik schon etwas sparsamer geworden ist. Und wir wollen natürlich auch keine Politiker an den Bettelstab bringen. Aber so lange solche Exzesse und Hintertürchen ans Tageslicht kommen, werden die Menschen der Politik misstrauen. Denn das sendet die Botschaft aus, dass die, die der Gesellschaft Regeln auferlegen, sich selbst nicht daran halten. Wer will, dass ihm vertraut wird, muss Verantwortungsbewusstsein unter Beweis stellen, fordert De Morgen.
Brustkrebs-Behandlungen: endlich Druck machen!
Viele Zeitungen berichten heute auch über eine neue Untersuchung des Föderalen Fachzentrums für Gesundheitspflege (KCE) über die Behandlung von Brustkrebs. Demnach liegen die Überlebenschancen von Patientinnen, die sich nicht in anerkannten Fachkliniken behandeln lassen, um 30 Prozent niedriger. Sollte es nicht logisch sein, dass sich Frauen mit Brustkrebs am besten in spezialisierten Krebskliniken behandeln lassen?, fragt entgeistert Het Laatste Nieuws. In Belgien eben leider nicht. Obwohl es solche anerkannten Krebs-Fachkliniken schon seit 2007 gibt, hat das KCE bereits 2018 feststellen müssen, dass sich 2.000 Frauen nicht in ihnen behandeln ließen – mit ernsten Folgen. Dass dieser Befund 2023 erneut gemacht werden muss, ist schlicht himmelschreiend. Es gibt verschiedene Gründe für das Problem: Zum einen ist es für Patienten nach wie vor schwierig, korrekte und deutliche Informationen darüber zu finden, welche Kliniken als Fachzentren anerkannt sind. Dann lassen es Krankenhäuser beziehungsweise die betroffenen Ärzte häufig an Transparenz mangeln, was den Erfolg ihrer Behandlungen angeht, denn sie fürchten Imageschäden und damit finanzielle Einbußen. Einige Krankenhäuser führen Patienten mit Falschangaben über ihre angeblichen Spezialisierungen sogar bewusst in die Irre. Nicht nur bei Brustkrebs, sondern auch bei einer langen Liste weiterer Erkrankungen. Die Sturheit von Krankenhäusern und Ärzten, die trotz fehlender Expertise so viele Behandlungen wie möglich anbieten wollen, kostet Leben. Das dürfen wir als Patienten und Steuerzahler nicht länger hinnehmen. Die sage und schreibe neun Gesundheitsminister des Landes müssen nun endlich entsprechend Druck machen, wettert Het Laatste Nieuws.
Boris Schmidt