"Krieger – Jetzt oder nie", titelt Het Laatste Nieuws. "Jetzt heißt es kämpfen: nicht gegeneinander, sondern füreinander", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Endspiel für die Roten Teufel", notiert das GrenzEcho auf Seite eins. Das heutige Spiel der belgischen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar prägt nicht nur die Titelseiten der Zeitungen, sondern wird auch in einigen Leitartikeln aufgegriffen.
Das GrenzEcho führt aus: Vieles hätten wir in Katar für möglich gehalten. Dass Belgien heute Nachmittag gegen Kroatien schon in der Gruppenphase den K.O. vermeiden muss, gehörte nicht dazu. Die 90 Minuten gegen den Vize-Weltmeister werden für die Spieler und Trainer Roberto Martinez zur allerletzten Chance. Anderthalb Stunden, die alles entscheiden. Ein dritter Ausrutscher und es ist vorbei. Au revoir, Katar. Belgien muss gegen Kroatien endlich aufstehen, Leistung bringen, rennen und kämpfen. Fans wachrütteln und mit sich ziehen, die kaum noch an Erfolge glauben, wünscht sich das GrenzEcho.
Kollektiver Jubel oder nationales Drama?
La Dernière Heure ist überzeugt: Ein neuer Fehltritt würde sicherlich den Todesstoß für die 'Goldene Generation' bedeuten. Die Nationalmannschaft müsste sich neu aufstellen, mit neuen Spielern und wahrscheinlich auch einem neuen Trainer. Noch ist es nicht so weit: Zwischen dem kollektiven Jubel und der Hölle eines nationalen Dramas liegen 90 Minuten. Und im Fußball gibt es nur eine Wahrheit: das Spiel auf dem Platz und die Einstellung der Spieler. Für unsere Jungs muss heute gelten: Tretet geschlossen auf. Das Ergebnis zählt wenig, aber gebt alles, fordert La Dernière Heure.
Gazet van Antwerpen hofft: Es wäre fantastisch, wenn die Roten Teufel heute ihre persönlichen Differenzen vergessen und wie eine geeinte Mannschaft auf dem Platz auftreten würden, voll motiviert, jedem Ball hinterherjagend, mit schönen Kombinationen und nur einem Ziel vor Augen: dem Tor der Kroaten. Es wäre schön, wenn sie uns dieses Spektakel liefern, die Nation wieder einen und für ein bisschen Wärme und Zusammengehörigkeitsgefühl in diesen tristen Wintertagen sorgen könnten, notiert Gazet van Antwerpen.
Polizei kostet Geld
Zeitgleich zum Spiel der Roten Teufel spielt auch die marokkanische Mannschaft um den Einzug ins Achtelfinale. Het Laatste Nieuws beobachtet: Brüssel bereitet sich akribisch auf dieses Spiel vor. Die Botschaft soll klar sein: Krawalle wie beim Spiel von Marokko gegen Belgien sollen bereits im Keim erstickt werden. Viele Polizisten auch aus anderen Teilen des Landes werden heute in Brüssel sein, um die Politik der Nulltoleranz durchzusetzen. Das ist gut, aber kostet auch sehr viel Geld. Leider ist das der Preis, der jetzt wohl bezahlt werden muss. Viel zu lange hat man sich nicht um die Probleme gekümmert, die zu der Wut der jungen Menschen führen, erinnert Het Laatste Nieuws.
Le Soir bemerkt auch angesichts des aktuellen Streiks bei der Bahn: Drei Tage Streik bei der Bahn, das ist viel. Aber irgendwie hält sich die Aufregung darüber in Grenzen. Könnte das daran liegen, dass die Gesellschaft langsam streikmüde ist? Gibt es zu viele Streiks? Und erreichen sie noch das, was sie wollen? Manchmal hat man den Eindruck, dass Streiks und Demonstrationen in der letzten Zeit inflationär zugenommen haben. Natürlich hat jeder Streik irgendwo seine Berechtigung und werden mitunter auch Erfolge erzielt. Aber große Schlagkraft besitzen Streiks und Demonstrationen nicht mehr. Für den 16. Dezember ist jetzt wieder ein nationaler Streiktag angekündigt. Mehr als ein müdes Schulterzucken ruft das nicht hervor, oder?, stellt Le Soir in den Raum.
Hallo Justiz? Wir sind im 21. Jahrhundert!
Het Belang van Limburg beschäftigt sich mit dem Prozess zu den Terroranschlägen in Brüssel und stellt fest: Mehr als sechs Jahre hat es gedauert, bis nach den Anschlägen der Prozess jetzt beginnt. Das ist viel Zeit. Eigentlich viel zu viel Zeit und ein Zeichen, dass vieles in unserem Rechtswesen zu langsam geht. Im 21. Jahrhundert, wo die Gesellschaft immer schneller wird, ist das nicht mehr zeitgemäß. Zeitgemäß ist auch nicht, dass der Prozess in Brüssel als Geschworenenprozess stattfindet. Der gestrige Tag, an dem die Geschworenenjury zusammengestellt wurde, hat noch einmal gezeigt, dass kaum jemand in so einer Jury sitzen möchte. Geschworenenprozesse sollten abgeschafft werden. Im gleichen Zuge sollte unser gesamtes Justizsystem reformiert werden, und zwar grundsätzlich, verlangt Het Belang van Limburg.
La Libre Belgique bemerkt zu den angekündigten Sanktionen der EU gegen Ungarn: Dass die EU-Kommission die Auszahlung von 7,5 Milliarden Euro aus dem Kohäsionsfonds an Ungarn blockieren will, ist fast schon historisch zu nennen. Denn damit zwingt die Kommission die Mitgliedstaaten, den Mangel an Rechtsstaatlichkeit und die Korruption in Ungarn endlich zu sanktionieren. Bis zum 19. Dezember haben die Mitgliedstaaten Zeit, mit qualifizierter Mehrheit ihre Pflicht zu erfüllen, drängt La Libre Belgique.
Kay Wagner