"Quarantäne-Regeln für Schulen abgeschafft", titelt Gazet Van Antwerpen. "Ende der automatischen Schließung von Klassen bei Infektion", formuliert La Libre Belgique auf Seite eins. "Gesunde Kinder dürfen wieder zur Schule", so die Schlagzeile bei Het Laatste Nieuws.
Die Gesundheits- und Bildungsminister haben sich gestern darauf geeinigt, die wegen des Corona-Virus geltenden Quarantäne-Regeln an Schulen zu lockern. Bislang mussten alle Kinder einer Klasse in häusliche Quarantäne, wenn vier oder mehr Kinder in der Klasse mit Covid infiziert waren. Diese Regel gilt jetzt nicht mehr.
Wer bezahlt die Schnelltests für Schulkinder?
Le Soir weiß: Das ist vor allem das Verdienst des flämischen Bildungsminister Ben Weyts. Er hatte am Sonntag Alarm geschlagen und die außergewöhnliche Ministerrunde gestern gefordert. 102 Schulen waren in Flandern geschlossen. Und gestern machte er klar: Ein "Nein" zu Lockerungen werde Flandern nicht akzeptieren. Jetzt ist die Lockerung für alle da. Sie hat den Vorteil, dass ab sofort extrem einfache Regeln gelten: Nur Schulkinder, die krank sind, also positiv auf Covid getestet wurden oder Symptome haben, müssen zu Hause in Quarantäne bleiben. Alle anderen können zur Schule. Damit hat der Schulsektor seine Forderung durchgesetzt. Mal schauen, ob jetzt andere Sektoren das Gleiche versuchen werden, fragt neugierig Le Soir.
Gazet Van Antwerpen weist darauf hin: Das neue System kann nur funktionieren, wenn die Kinder jetzt auch regelmäßig getestet werden. Dafür sollen Schnelltests benutzt werden. Die Sitzung der Minister dauerte gestern auch deshalb so lange, weil nicht klar war, wer diese Tests bezahlen soll. Das ist auch jetzt noch offen. Nach all dem Geld, das die Regierung schon an den Horeca-Sektor und Testzentren vergeben hat, hätte man sich vorstellen können, dass die Regierung auch den Schulen jetzt die Schnelltests bezahlt. Zumal - darauf deutet mit der Omikron-Variante vieles hin – das eine zeitlich begrenzte Investition sein würde, gibt Gazet Van Antwerpen zu bedenken.
Impfpflicht-Debatte: (k)ein Sieg für die Demokratie
Im Gesundheitsausschuss der Kammer hat gestern die Debatte um die mögliche Einführung einer Corona-Impfpflicht begonnen. Das GrenzEcho freut sich darüber, denn: Eine solche Debatte gehört in die Kammer. Dort, nicht in den Regierungen, sitzen die gewählten Vertreter des Volkes. Ob die Impfpflicht am Ende kommt oder nicht, steht in den Sternen. Aber egal, welche Entscheidung am Ende gefällt wird: Gewonnen haben wird die in diesen Krisenzeiten schwer gebeutelte parlamentarische Demokratie. Vorausgesetzt, die Mehrheitsentscheidung wird – wie es zur Demokratie gehört – von allen akzeptiert, schreibt das GrenzEcho.
Het Nieuwsblad dagegen meint: Diese „offene Debatte“ ist nicht das so gern beschworene Zeichen von Beteiligung und dient nicht der Aufklärung der Abgeordneten. Sie kommt eineinhalb Jahre zu spät, um im Kampf gegen die Pandemie zu helfen. Mehr als bereits bekannte Standpunkte werden wir nicht hören – der gestrige Tag war ein erstes Beispiel dafür. Vielmehr droht die Debatte die Polarisierung zu fördern. Davon werden nur die extremen Parteien profitieren, die den Frust der wütenden Bürger ausnutzen, die auch Wähler sind, fürchtet Het Nieuwsblad.
L’Avenir notiert: Der gestrige Tag hat gezeigt, dass die Debatte komplex ist. Sie hat nicht nur etwas mit Medizin zu tun, sondern auch mit Biologie, dem Wissen über Viren und Impfstoffe, mit Recht und Gesetzen, dem Wohlbefinden der Menschen, ihrer mentalen Gesundheit, mit der menschlichen Seele. Die Anhörungen vor dem Gesundheitsausschuss werden weitergehen. Es wird nicht einfacher werden, in der Frage nach der Impfpflicht zu entscheiden, glaubt L’Avenir.
Das flämische Parlament hat gestern die Verlängerung des so genannten Covid-Safe-Tickets verabschiedet. Zu diesem Ticket kommentiert De Morgen: Man sollte endlich erkennen, dass dieses Covid-Safe-Ticket in Belgien nichts gebracht hat. Es hat nicht dazu geführt, dass sich bei uns mehr Menschen impfen lassen. Es hat auch nicht Sicherheit verbreitet, was manche gehofft hatten. Vielmehr hat es die Gesellschaft gespalten, und es ist zu befürchten, dass es nur aus politischen Gründen weiter existieren soll. Gleichsam als Belohnung für die Bürger, die sich haben impfen lassen. So kann man aber nicht mit der Freiheit der Menschen umgehen, ärgert sich De Morgen.
Kursänderung der US-Notenbank
In den USA hat die US-Notenbank angekündigt, den Leitzins zu erhöhen. Die Wirtschaftszeitung L’Echo erklärt: Die Erhöhung ist für März geplant und wäre die erste seit 2018. Seit Beginn der Covid-Krise steht der Leitzins bei null Prozent. Jetzt zwingt die aktuell hohe Inflation die US-Notenbank gleichsam zu dieser Erhöhung. Für die Euro-Zone bedeutet das Druck auf die Europäische Zentralbank. Die Erwartungen wären hoch, dass auch sie den Leitzins erhöht. Das möchte sie zurzeit aber nicht. An den Börsen könnte die geänderte Zinspolitik der US-Notenbank zu hohen Verlusten führen, warnt L’Echo.
Kay Wagner