"Omikron bringt Land zum Stillstand – Ansteckungen treffen alle Sektoren", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Rekordanzahl Schüler in Quarantäne, Klassen schließen am laufenden Band", schlägt Het Belang van Limburg Alarm. "Vandenbroucke will Quarantäne in den Schulen doch lockern: Nur noch kranke und positive Kinder sollen zu Hause bleiben", ergänzt Het Laatste Nieuws mit dem Vorstoß des föderalen Ministers für Volksgesundheit.
Die aktuellen Regeln für Kinder sind nicht verhältnismäßig, ärgert sich Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Was für Erwachsene gilt, sollte doch im Prinzip auch für Kinder gelten. Warum also zählt ein Genesungsnachweis bei Erwachsenen, aber nicht für Kinder? Warum müssen Kinder zu Hause bleiben, die noch keine Infektion hinter sich haben und nicht geimpft sind? Gesunde Kinder müssen in die Schule gehen können. Die Quarantäneregeln sind geschrieben worden mit der Deltavariante vor Augen. Das ist ja auch normal. Aber es ist mittlerweile klar, dass Omikron eben nicht Delta ist, erinnert Het Laatste Nieuws.
Die dicke Rechnung kommt noch
Wir würden ja gerne jemandem die Schuld geben für die Corona-Zahlen in den Schulen, für den Frust, die blank liegenden Nerven und die Erschöpfung, kommentiert Le Soir. Aber die Schuld hat nun einmal vor allem die Omikronvariante. Der Vorschlag von Gesundheitsminister Vandenbroucke, "negative" Kinder nach einem Hochrisikokontakt wieder zur Schule gehen zu lassen, ist vernünftig. Aber erstens ist er nicht wirklich neu, schließlich wurde das schon am 6. Januar beschlossen, um nur wenige Tage später wieder zurückgenommen zu werden. Und zweitens ist das auch kein Wundermittel.
Sicher ist jedenfalls, dass die dicke Rechnung noch kommen wird: Die angesammelten Lernrückstände werden schwierig aufzuholen sein. Wie wäre es mit einer spezifischen Hilfe für die betroffenen Kinder? Im Stil der Hilfen für Opfer von Naturkatastrophen? Denn eigentlich sind die Kinder genau das, meint Le Soir.
La Dernière Heure greift die Entscheidung auf, das Covid-Safe-Ticket an die Boosterimpfung zu koppeln: Das ist letztlich nichts anderes als eine verkappte Impfpflicht. Es ist auch ein Schlag für den moralischen Vertrag zwischen den Regierenden und denjenigen, die die gemeinsame Anstrengung der Impfung akzeptiert haben. Denn dieses Mal geht es nicht um die Impfunwilligen. Es geht um diejenigen, die sich Fragen stellen über den wirklichen Nutzen der Auffrischimpfung.
Für alle Deutlichkeit: Gefährdete Menschen sollten sich boostern lassen, um das Risiko einer Aufnahme in die Intensivstation zu minimieren. Gesunde 30-Jährige und junge Menschen fühlen sich davon viel weniger betroffen. Auch, wenn sie früher oder später den Schritt tun werden. Nicht, weil sie überzeugt wären, sondern aus Pflichtgefühl. Dafür ist die Drohung des Entzugs des Covid-Safe-Tickets nicht zwangsläufig notwendig, kritisiert La Dernière Heure.
Optimismus ist eine moralische Pflicht
Het Belang van Limburg kommt zurück auf die optimistischen Prognosen für die weitere Entwicklung der epidemiologischen Situation. Die kam zuletzt etwa von der Weltgesundheitsorganisation WHO, aber auch vom Sciensano-Virologen Steven Van Gucht. Das glauben wir, wenn wir es sehen, meint die Zeitung dazu. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass uns Corona in einen Hinterhalt locken würde. Wir sollten außerdem nicht vergessen, dass vier von zehn Menschen im Land heute positiv testen und wir erneut die Schwelle von 3.000 Covid-Patienten in den Krankenhäusern erreicht haben. Es liegt also noch ein langer Weg vor uns.
Dennoch ist Optimismus eine moralische Pflicht. Eine Pflicht gegenüber den 28.800 belgischen Corona-Todesopfern, gegenüber den Unternehmern und Arbeitnehmern, die jeden Tag ihr Bestes geben, gegenüber dem Gesundheits- und Pflegepersonal, das seit zwei Jahren an vorderster Front steht, so Het Belang van Limburg.
Auf die europäischen Regierungen warten ab dem Frühling drei Aufträge in der erwarteten neuen Phase der Epidemie, schreibt De Morgen: Erstens müssen die Corona-Schutzmaßregeln schrittweise so weit wie möglich wieder abgebaut werden. Es ist für die Gesellschaft wichtig, dass dieses Versprechen gehalten wird. Zweitens muss nüchtern damit gerechnet werden, dass Corona im Herbst erneut zuschlagen kann. Das bedeutet, dass wir uns selbst und unsere gefährdeten Nächsten mit den bekannten Mitteln schützen müssen. Wenn wir Covid wirklich zu Leibe rücken wollen, dann ist der dritte Schritt entscheidend: Der Pandemie muss global der Garaus gemacht werden. Dazu gehört auch, dass weltweit geimpft wird. Die Verfügbarkeit der Impfstoffe ist aber nur die halbe Miete, die Menschen müssen auch überzeugt werden, sich impfen zu lassen. Und das wird noch eine Aufgabe, für die wir einen langen Atem brauchen werden, befürchtet De Morgen.
Die Kriegsgefahr ist real
De Tijd befasst sich mit den Kursverlusten an den Börsen: Die Europäer und Amerikaner haben beschlossen, es nicht mehr bei Worten zu belassen, um Putin abzuschrecken. Als Antwort auf dessen massiven Truppenaufmarsch schicken auch sie jetzt militärische Verstärkungen.
Die Kriegsgefahr ist real – und das bereitet den Märkten sehr große Sorgen. Zusätzlich zu den Kopfschmerzen durch die hohe Inflation und die Aussicht auf Zinserhöhungen durch die Zentralbanken. Krieg an sich ist kein neues Phänomen für die Börsen. Aber jetzt stehen sich zum ersten Mal seit dem Ende des Kalten Kriegs vor 30 Jahren Russland und die Vereinigten Staaten direkt gegenüber. Die Erfahrung lehrt, dass solche Eskalationen sich nur schwierig wieder zurückdrehen lassen. Keine der Parteien will einen Gesichtsverlust erleiden und den ersten Schritt zurückmachen. Und wenn es hier knallt, dann droht mehr als ein regionaler militärischer Konflikt im Osten Europas. Es kann nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass China die Gelegenheit nutzen wird, sich Taiwan einzuverleiben, wenn die Vereinigten Staaten mit Russland beschäftigt sind.
Die Friedensdividende, in deren Genuss die Welt in den letzten 30 Jahren gekommen ist, steht auf dem Spiel. Die Finanzmärkte machen sich zu Recht Sorgen: Die Welt hat viel zu verlieren, warnt De Tijd.
Boris Schmidt