"Das organisierte Verbrechen floriert dank der Corona-Krise", titelt De Tijd. "Das Coronavirus hat dem organisierten Verbrechen Auftrieb gegeben", so auch die Schlagzeile von L'Echo. "Betrüger haben von der sanitären Krise profitiert", schreibt Le Soir auf Seite eins.
Die drei Zeitungen haben dieselbe Quelle einsehen können, nämlich den jüngsten Jahresbericht der Anti-Geldwäsche-Sonderkommission. Demnach gab es im vergangenen Jahr über 30.000 Verdachtsmeldungen. Über 1.200 davon wurden am Ende an die Justizbehörden weitergeleitet. Offensichtlich haben viele Kriminelle das Durcheinander in der Krise genutzt. Insgesamt geht es um verdächtige Geldströme mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro.
Belgien bei Impfungen in der Spitzengruppe
"Eine dritte Spritze ab Dezember", titelt derweil Het Laatste Nieuws. Die Gesundheitsbehörden denken schon über eine erste Impfauffrischung nach. Und demnach würden die ersten Belgier möglicherweise schon ab Dezember eine dritte Impfdosis erhalten. Das jedenfalls empfiehlt Dirk Ramaekers, der Leiter der Impf-Task-Force.
Het Laatste Nieuws bringt in seinem Leitartikel eine Hommage an Dirk Ramaekers. Wenn die Dinge nicht so gut laufen, dann gerät man schnell ins Kreuzfeuer der Kritik. Das hat auch Dirk Ramaekers zu spüren bekommen. Als die Impfkampagne einfach nicht in Gang kommen wollte, da bekam er schon den Beinamen "Lahme Ente" verpasst. Inzwischen läuft die Impfkampagne auf vollen Touren. Aber auch hier passiert dann das, was immer passiert: Wenn man kleine Wunder vollbringt, dann fällt es niemandem auf. Denn was wir hier sehen, das ist ein Wunder: Belgien ist in Punkto Impfungen in Europa in der Spitzengruppe. Und das ist der vermeintlichen "lahmen Ente" Ramaekers und seinen Leuten zu verdanken. Wobei alle Probleme noch nicht gelöst sind. Insbesondere die mangelnde Impfbereitschaft in der Wallonie und vor allem in Brüssel ist inzwischen besorgniserregend.
Und doch wäre eine Impfpflicht eine falsche gute Idee, meint De Standaard. Erstens verfügen wir noch nicht über ausreichend Daten; Langzeitstudien konnten ja noch nicht erstellt werden. Zweitens würde eine allgemeine Impfpflicht so oder so zu weit gehen. Es gibt das Recht auf persönliche Integrität. Und das beinhaltet, dass man eine Impfung verweigern kann. Drittens würde eine Impfpflicht auch weiter Misstrauen schüren gegenüber den staatlichen Behörden; das wäre in jedem Fall Wasser auf den Mühlen der Impfgegner. Freiwillige Impfungen sind unterm Strich denn auch immer erfolgreicher. Und hier ist Kommunikation das Zauberwort. Kommunikation, die die Vorteile einer Impfung hervorhebt und nicht mit den Nachteilen droht. In solchen Fällen hilft Zuckerbrot besser als die Peitsche.
Nun brauchen wir eine Strategie für die Schnelltests
Hier hakt das GrenzEcho ein: Darf man Menschen, von denen keine Gefahr mehr für andere ausgeht, darf man denen weiter einen Teil ihrer Grundrechte vorenthalten, fragt sich das Blatt. Darf man Menschen, die keine Impfung wünschen, die Ausübung ihrer Grundrechte verweigern, während die Pandemie abflaut und eine spürbare Entspannung eintritt? Das sind keine einfachen Fragen und entsprechend gibt es auch keine einfachen Antworten. In jedem Fall wäre es Menschen schwer vermittelbar, dass sie plötzlich zu Bürgern zweiter Klasse würden, nur weil sie noch keine Impfung erhalten haben oder keine wünschen. Dazu nur so viel: Grundrechte, die an Bedingungen geknüpft sind, das sind keine Grundrechte mehr, sondern Privilegien. Der beste Platz, um solche Debatten zu führen, das sind in jedem Fall die Parlamente.
"Es gibt nicht genug Ärzte, um jeden vor seiner Urlaubsreise zu testen", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen. Um reisen zu können, werden viele einen negativen PCR-Test brauchen, weil sie im Sommer noch nicht oder nicht vollständig geimpft sein werden. Das gleiche gilt für große Festivals, für die man ja auch "covid-safe" sein muss. Am Ende werden sich wohl so viele Menschen testen lassen müssen, dass die Ärzte und das medizinische Personal der Nachfrage gar nicht mehr gerecht werden können.
Klar: Das sind eigentlich Luxusprobleme, meint dazu Gazet van Antwerpen. Dennoch sollte man schnell nach Lösungen suchen. Um das nackte Chaos und auch Frust zu vermeiden, sollten die Behörden in diesem Land schnell klären, welche Test-Kapazitäten wann zur Verfügung stehen werden und ob das reichen wird. Denn wer in den Urlaub fahren möchte, der hat ein Recht darauf zu wissen, ob das überhaupt realistisch ist.
Gewaltspirale im Nahen Osten, Angriffe auf Juden in Europa
Heute blicken aber auch wieder einige Zeitungen besorgt in den Nahen Osten. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern gehen ja mit unverminderter Härte weiter. Parallel dazu wachsen aber auch die Spannungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis.
Es ist die Chronik eines angekündigten Krieges, meint dazu nachdenklich La Libre Belgique. Wir sehen hier wieder die inzwischen leider "klassische" Gewaltspirale. Ein neuer Krieg im Nahen Osten wäre aber eine Gefahr für die ganze Welt. Schon jetzt kommt es in Europa schon wieder zu Angriffen auf Synagogen und andere jüdische Einrichtungen, insbesondere in Deutschland. In Frankreich wächst die Angst vor gewaltsamen Übergriffen bei pro-palästinensischen Protesten. Angesichts der Gewalt-Eskalation muss jetzt die internationale Diplomatie mehr denn je alle Hebel in Bewegung setzen. Auf die Gefahr hin, ansonsten einer Welle der Gewalt den Boden zu bereiten, die weit über den Nahen Osten hinausgehen könnte.
"Jetzt sind wir am Zug", glaubt auch De Morgen. Von den Akteuren vor Ort ist nicht viel zu erwarten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kämpft um sein politisches Überleben, die Hamas um die Vorherrschaft im palästinensischen Lager. Und durch seine teilweise mit unverhältnismäßiger Härte geführten Gegenschläge sorgt Israel zudem für volle Rekrutierungsstuben bei der Hamas. Parallel dazu mischt auch der Iran längst hinter den Kulissen mit, über die von Teheran unterstützen Terrormilizen in der Region. Höchste Zeit also, dass internationale Vermittler mal entschlossen mit der Faust auf den Tisch schlagen. Wir Europäer sollten die Verhandlungen über ein neues Atomabkommen als Hebel nutzen, um auf den Iran einzuwirken. Denn eins ist sicher: Ohne den Iran und die USA wird es keinen Frieden geben zwischen Israelis und Palästinensern.
Der Nahost-Konflikt ist inzwischen so unlösbar geworden, dass man geneigt wäre, einfach wegzugucken und zu warten, bis sich der Sturm wieder legt, meint ernüchtert Het Nieuwsblad. So jedenfalls hatte schon der damalige US-Präsident Obama reagiert. Sein Nachfolger Trump hat seinerseits durch seine uneingeschränkte Unterstützung für Benjamin Netanjahu das Feuer nur noch weiter geschürt. Niemandem steht noch der Kopf danach, sich mit diesem Problem zu beschäftigen. Doch wird dieser Konflikt ohne äußere Einwirkung nie gelöst werden können. Und solange wird sich die Gewaltspirale endlos weiter drehen...
Roger Pint