"Trauer: Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins. "Prinz Philip – 10. Juni 1921 bis 9. April 2021: Der einzige Mann, der der Queen widersprechen durfte", fasst Het Belang van Limburg die Lebensdaten und Bedeutung des Duke of Edinburgh zusammen. "Ein Leben im Dienst der Krone", würdigt L'Avenir den gestern verstorbenen Ehemann von Königin Elisabeth II.
Wenn man sich vor Augen hält, dass Prinz Philip bereits im Zweiten Weltkrieg auf Seiten Großbritanniens gekämpft hat, wird deutlich, wie sehr seine Geschichte auch die Geschichte eines Jahrhunderts ist, ruft La Dernière Heure in Erinnerung. Das gibt einen Eindruck davon, wie außergewöhnlich der Werdegang dieses Mannes war, der auch vor Widersprüchen nicht zurückschreckte. Vom Scheitel bis zur Sohle britisch, war er doch eigentlich griechischer Herkunft. Trat er in seiner Rolle beim WWF für die Tiere ein, so war er doch den Freuden der Jagd nicht abgeneigt.
Er wird vor allem auch als König der Entgleisungen in Erinnerung bleiben und als Musterbeispiel für eine langlebige Ehe, und sicher nicht zuletzt als ein Mann der Pflicht, der alle seine offiziellen Funktionen bis ins 95. Lebensjahr wahrgenommen hat. Er war das Symbol einer Monarchie, die ihre Probleme hinter den Vorhängen des Buckingham Palace geregelt hat – und nicht im Fernsehen. Ein Zeitalter, das längst vergangen scheint, so La Dernière Heure.
Die Gefahr von Barrieren und Grenzen
L'Avenir bleibt geographisch ebenfalls im Vereinigten Königreich, allerdings geht es hier im Leitartikel um die Unruhen in Nordirland. Erwachen nach 30 Jahren Frieden erneut die alten Dämonen?, fragt sich die Zeitung besorgt. Seitdem die IRA die Waffen niedergelegt hatte, glaubte man, dass die Gewalt zwischen den Gemeinschaften endgültig Geschichte sei.
Aber der Brexit hat die alten Wunden wieder aufgerissen, die nur oberflächlich vernarbt waren. Die protestantischen Unionisten fühlen sich durch die neue Grenzlinie im Meer zwischen der britischen und irischen Insel vom Mutterland verraten. Die katholischen Republikaner ihrerseits sehen ihre Verbindung zu Europa in Gefahr und fühlen sich im Vereinigten Königreich eingesperrt. Wie konnte man nur glauben, dass die Menschen in Nordirland nicht weiter von ihrer Geschichte geprägt sein würden? Hier sieht man, wie schädlich und gefährlich das Errichten von Barrieren und Grenzen ist, beklagt L'Avenir.
Es müssen dringend andere Lösungen gefunden werden
Viele Zeitungen beschäftigen sich allerdings auch heute in ihren Kommentaren mit dem Coronavirus beziehungsweise mit den Folgen der Pandemie. Das Königliche Theater Flanderns (KVS) in Brüssel plant ab dem 26. April fünf Aufführungen, greift unter anderem Le Soir eine Ankündigung auf, die seit gestern für Wirbel sorgt. Denn das Theater will das durchziehen, egal, welche Corona-Schutzmaßregeln dann in Kraft sein werden. Verschiedene Vertreter des Horeca-Sektors haben ebenfalls bereits angekündigt, ab dem 1. Mai wieder Gäste zu empfangen, selbst dann, wenn ihre Öffnung erneut verschoben werden sollte. Und da reden wir noch nicht von den heimlichen beziehungsweise nicht mehr heimlichen Riesen-Partys in Brüsseler Parks, illegalen Restaurants und Ähnlichem.
Ja, bei diesen Beispielen des Ungehorsams handelt es sich nur um Einzelfälle und nicht etwa um eine allgemeine Flutwelle. Vernachlässigen sollte man die Vorfälle deshalb trotzdem nicht. Es steht außer Frage, dass die Schutzmaßregeln befolgt werden müssen, um Leben und das Gesundheitssystem zu schützen. Aber wir wissen auch, dass eine auf persönlichen Freiheiten aufgebaute Gesellschaft ihre Bürger nicht endlos ihrer Zukunftsaussichten berauben kann.
Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben. Es ist höchste Zeit, an dauerhaften Lösungen zu arbeiten, die ein gesellschaftliches Leben auch unter diesen Umständen ermöglichen. Wenn die Behörden Unzufriedenheit und Ungehorsam mit fester Hand begegnen, ist das gleichbedeutend mit Gewalt, Misstrauen und Spaltung. Stattdessen sind Zuhören und innovative Herangehensweisen gefragt, auch beim nächsten Konzertierungsausschuss. Denn eines ist sicher: Niemand wird sich mehr mit Zahlen, Versprechen und vagen Fristen zufrieden geben. Es müssen dringend andere Lösungen gefunden werden, fordert Le Soir.
Wenn die Corona-Zahlen nicht besser werden, dann wäre es unverantwortlich, den Horeca-Sektor wieder zu öffnen, meint Het Nieuwsblad. Was dann aber sehr wohl und zwar dringend passieren muss, ist, ein anderes Ventil für den Druck auf dem Kessel zu finden. Im Brüsseler Bois de la Cambre hat man ja schon gesehen, wie brandgefährlich die aktuelle Lage ist.
Die Corona-Krise besteht aktuell eigentlich aus drei Krisen: der medizinischen, der wirtschaftlichen und eben auch der mentalen Motivationskrise. Und was letztere angeht, so besteht die Antwort der politisch Verantwortlichen vorläufig nur aus Lippenbekenntnissen. Das Wort "Perspektive" ist mittlerweile so oft in den Mund genommen worden, dass es jegliche Bedeutung eingebüßt hat. Am Mittwoch kommt der Konzertierungsausschuss zusammen. Genug Zeit also, um noch Gutachten über diese Motivationskrise zu bestellen und das Problem endlich anzugehen. Denn so lange es nicht gelingt, die Unzufriedenheit besser zu kanalisieren, werden die Spannungen nur weiter zunehmen, warnt Het Nieuwsblad.
Zeit, um "out of the box" zu denken?
Seit Monaten wird schon gesagt, dass viele Menschen die Corona-Regeln nicht mehr akzeptieren, hält De Standaard fest. Aber der Zeitpunkt rückt näher, an dem dennoch ernsthaft darüber nachgedacht werden muss, wie es denn in Zukunft weitergehen soll.
Sollen wir weiter auf die gleichen radikalen und einheitlichen Lösungen zurückgreifen? Oder ist es an der Zeit, zu lernen, "out of the box" zu denken, also jenseits der herkömmlichen Muster? Zeit, darüber zu reden, was man darf – anstatt immer nur, was man nicht darf? Zeit für eine strategischere und feinmaschigere Anpassung der Rezepte zur Begrenzung von Risikokontakten? Und ist es nicht vielleicht auch Zeit, sich genauer anzusehen, wie unser Gesundheitssystem organisiert ist – und ob es die Krise nicht auch anders anpacken könnte, fragt De Standaard.
Boris Schmidt