"Eine Belgierin hat sich zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert", titelt Het Laatste Nieuws. Nach einem 33-jährigen Mann aus Hongkong ist das erst der weltweit zweite Fall. Und das sei keine gute Neuigkeit, sagt der Virologe Marc Van Ranst. Eigentlich war man ja bislang davon ausgegangen, dass Menschen nach einer Corona-Infektion erstmal für eine gewisse Zeit immun sind. Im Fall der belgischen Frau liegen die beiden Corona-Infektionen lediglich drei Monate auseinander.
"Die belgische Industrie wird pro Jahr 600 Millionen Masken produzieren", so derweil die Aufmacher-Geschichte von Le Soir. Das ist insofern bemerkenswert, als hierzulande vor nicht mal sechs Monaten noch nicht eine einzige Mund-Nasen-Bedeckung hergestellt wurde. Seither ist rund ein Dutzend Unternehmen in diesen Sektor eingestiegen.
Immer noch in Zusammenhang mit der Corona-Krise ärgert sich L'Avenir über den neuesten Zahlensalat. In Belgien wurde ja jetzt die psychologische Schwelle von 10.000 Covid-Toten überschritten. "Aber waren wirklich 10.000 Todesopfer zu beklagen?", fragt sich das Blatt. Gestern bei der Pressekonferenz haben die Sprecher von Sciensano durchblicken lassen, dass diese Zahl mit Vorsicht zu genießen sei.
Zahlensalat
Bekannt ist ja, dass vor allem zu Beginn der Epidemie auch Todesfälle mitgezählt wurden, die vielleicht nicht unbedingt unmittelbar auf eine Covid-19-Erkrankung zurückzuführen waren. Die abschließende Bilanz ist offensichtlich immer noch nicht zu ziehen. Davon abgesehen sind andere Zahlen ebenfalls nach wie vor nicht wirklich klar. Warum etwa ist die Zahl der Neuinfektionen im Moment der maßgebliche Wert? Warum will man diese Zahl unter 100 pro Tag drücken? Worauf basiert man sich da? Man könnte meinen, dass die Angst zur Vorbeugestrategie wird.
Alle Augen richten sich jetzt auf den Schulanfang, bemerkt Le Soir in seinem Leitartikel. Ein komisches Gefühl ist das. Vor allem, weil wir doch eigentlich den Eindruck haben, dass die Krise bei Weitem noch nicht hinter uns liegt. Und jetzt soll also der Alltag wieder beginnen? Schule, Arbeit, Sportveranstaltungen… Wir wissen, dass das nicht so sein wird. Wir wissen, dass erst ein Impfstoff uns vielleicht erlösen wird. Manchmal wirkt es aber, als warte man hier auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. In der Zwischenzeit regiert die Unsicherheit.
Zumindest ein Opfer in dem Ganzen, das ist wohl der Horeca-Sektor, meint La Dernière Heure. Die Restaurants und Gaststätten leiden vor allem unter der Telearbeit. Viele Arbeitnehmer sitzen im Home-Office. Nach wie vor. Heißt: Die Büroviertel sind quasi verwaist; Geisterstädte. Kaum jemand also, der zum Mittagstisch in ein Restaurant geht. Schon jetzt ist klar: Die Zeit nach Corona, das wird eine Zeit mit weniger Cafés und Gaststätten sein.
Hierzu passt die Schlagzeile auf Seite eins von L'Echo: "In diesem Jahr werden 50.000 Arbeitsplätze der Krise zum Opfer fallen". Das ist zwar immer noch viel. Noch vor zwei Monaten war aber die Vernichtung von 180.000 Jobs prognostiziert worden.
Ende einer flämischen Unternehmer-Saga
Zu den Opfern der Krise gehört auf jeden Fall schon mal die Schuhgeschäftskette Brantano. "Der deutsche Branchenriese Deichmann übernimmt Brantano", schreibt heute De Tijd auf ihrer Titelseite. Abgewickelt wird das über die niederländische Tochter von Deichmann. Allerdings: "Für zwei Drittel des Personals gibt es keine Lösung", notiert Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Die Gewerkschaften fürchten um 600 Arbeitsplätze", bemerkt Gazet van Antwerpen.
Die Übernahme von Brantano bedeutet das abrupte Ende einer flämischen Unternehmersaga, die in den 1960er-Jahren begonnen hatte, beklagt De Tijd in ihrem Kommentar. Auch der Markenname "Brantano" wird verschwinden. Und das ist schade. Bedeutet es doch eine weitere Verarmung unserer Einzelhandelslandschaft. Ganz davon abgesehen, dass auch Hunderte Jobs gestrichen werden. Aber so läuft's nun mal. Was für das eine Unternehmen ein Drama ist, das ist für ein anderes eine Chance.
Vielleicht sehen wir hier den Aufbruch in eine "Brantano-Wirtschaft", meint De Standaard. Das ist im negativen Sinne gemeint. Brantano, das ist vielleicht nur der erste Domino-Stein, der sichtbare Teil des Eisbergs. Jede Krise trifft natürlich zuerst die Unternehmen, die ohnehin schon auf tönernen Füßen standen. Vielleicht ist das also nur der Auftakt eines destruktiven Prozesses. Die Leidtragenden sind in erster Linie die Mitarbeiter. In diesen instabilen Zeiten hat niemand mehr sein Schicksal in der Hand.
Profil zeigen
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch mit den nach wie vor schleppenden Bemühungen um eine neue Föderalregierung. Die Zeichen stehen in Richtung einer Koalition ohne die N-VA. Zünglein an der Waage sind hier aber einmal mehr wieder die flämischen Christdemokraten CD&V.
Einige CD&V-Leute glauben, dass sie in der Opposition besser aufgehoben wären, analysiert Het Belang van Limburg. Das sollten sie sich aber gut überlegen. Ihre Banknachbarn, das wären nämlich insbesondere eine überhitzte N-VA und der rechtsextreme Vlaams Belang. Ob man sich da profilieren kann, das sei dahingestellt.
Het Laatste Nieuws empfiehlt den Christdemokraten, jetzt endlich mal einen eigenen Kurs zu fahren. Die CD&V sollte das Fahrwasser der N-VA verlassen, eigenes Profil zeigen. Und das gilt auch für ihren neuen Vorsitzenden Joachim Coens.
Einige Blätter blicken schließlich in die USA "Donald Trump wurde zum Kandidaten gekührt", titelt das GrenzEcho. Im Moment halten die Republikaner ja ihren Wahlparteitag ab. Und während die Demokraten die Versöhnung in den Vordergrund gestellt haben, setzt Donald Trump vollends auf Konfrontation, stellt De Morgen fest. Viel hängt jetzt auch von der Haltung seiner Partei ab, den Republikanern. Die Frage ist, ob sie Trump in den nächsten Tagen noch mäßigen können, oder ob die Stichflammenpolitik noch weiter angefacht wird. Die Entscheidungen der "Grfand Old Party" können von existenzieller Bedeutung sein für die Zukunft der USA.
Roger Pint