"Chaos in Syrien: IS-Leute können fliehen," titelt De Morgen. "Sicher schon eine belgische IS-Frau geflohen", meldet Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Kurden schließen Bündnis mit Assad gegen die Türkei", so die Schlagzeile bei De Standaard.
Die jüngsten Ereignisse des Kriegs in Nord-Syrien greifen die Zeitungen neben ausführlichen Berichten auch in ihren Leitartikeln auf. Dabei beschäftigt sie vor allem, dass unter den Flüchtenden aus dem Gefängnislager in Ain Issa auch eine belgische IS-Sympathisantin sein soll und dass die Kurden jetzt militärische Hilfe vom syrischen Assad-Regime bekommen.
Het Laatste Nieuws analysiert: Zu verdanken haben wir diesen Krieg der türkischen Innenpolitik. Der Wirtschaft in der Türkei geht es schlecht und Machthaber Erdogan fürchtet weitere politische Niederlagen, nachdem seine Partei schon die Macht in den größten Städten des Landes - Ankara und Istanbul - verloren hat. Ein Krieg, um von den eigentlichen Problemen abzulenken, ist ein bewährtes Mittel in der internationalen Politik. Siehe die britische Premierministerin Margaret Thatcher und der Falkland-Krieg. Der Preis, den Europa dafür zu bezahlen hat, ist hoch. Keiner kann sagen, was mit den IS-Streitern passiert, wenn sie jetzt alle aus ihren Gefängnislagern fliehen, weil die Kurden sie nicht mehr bewachen können. Werden sie bald ihr Kalifat wieder errichten? Oder schlimmer noch: bei uns in Europa auftauchen?, sorgt sich Het Laatste Nieuws.
Belgier haben Zugriff verloren
De Standaard meint: Belgien und allgemein die Europäer haben es zu lange versäumt, eine Lösung für ihre in Nordsyrien gefangengehaltenen IS-Kämpfer zu finden. Aus verschiedenen Gründen hat man sie nicht wie normale Straftäter behandelt, die im Ausland festgenommen werden. Bei solchen bemüht sich Belgien regelmäßig um die Auslieferung in die Heimat. Bei den IS-Kämpfer und ihren Sympathisanten ist das nicht geschehen. Zum einen soll es laut unserer Politiker wenig Verständnis bei der Bevölkerung gegeben haben. Zweitens wären die Gerichtsprozesse gegen diese Menschen äußerst kompliziert geworden. Jetzt allerdings läuft in Syrien alles aus dem Ruder. Einen Zugriff auf "seine" IS-Kämpfer hat Belgien nicht mehr, glaubt De Standaard.
De Morgen meint: Nachdem die USA ihre Truppen aus Nordsyrien zurückgezogen haben und die Türkei jetzt den Krieg gegen die Kurden begonnen hat, wenden diese sich in ihrer Verzweiflung an das Assad-Regime. Damit tritt der syrische Bürgerkrieg vielleicht in seine entscheidende Phase. Jetzt wird der syrische Machthaber zusammen mit den Russen die Kurden im Kampf gegen die Türken unterstützen. Der belgische Einfluss auf den Krieg ist damit weg. Syrien droht im kriegerischen Morast zu versinken, bilanziert De Morgen.
Moreau und die "unsichtbaren Hände"
La Libre Belgique hingegen glaubt: Europa kann durchaus etwas tun, um das türkische Massaker an den Kurden und eine schwere humanitäre Krise zu verhindern. Waffenlieferungen in die Türkei müssten gestoppt werden.
Wirtschaftliche und diplomatische Sanktionen von der EU, der Nato und der UN beschlossen und vielleicht sogar Blauhelme nach Nordsyrien geschickt werden. Außerdem sollte Europa die Chance nutzen, der Türkei jetzt ein für allemal klar zu machen: Einen Beitritt der Türkei zur EU wird es nicht geben, fordert La Libre Belgique ein resolutes Auftreten der Europäer.
Le Soir blickt auf die Situation bei der Lütticher Interkommunalen Enodia und ihrer kommerziellen Tochter Nethys. Stéphane Moreau, der ehemals starke Mann bei Nethys, der jetzt aber vor die Tür gesetzt werden soll, hatte sich am Sonntag bei RTL eine Stunde lang Fragen von Journalisten gestellt. Le Soir kommentiert: Jetzt hat der sonst so medienscheue Moreau endlich mal gesprochen. Er hat sich und sein Verhalten bei Nethys verteidigt, und vor allem von den "unsichtbaren Händen" gesprochen, die im Hintergrund immer alle wichtigen Informationen an alle wichtigen Leute weiter gereicht hätten. Alle wichtigen Leute bei Enodia und der Politik seien deshalb auch immer über alles informiert gewesen. Aber wer diese "unsichtbaren Hände" sind, das sagte Moreau nicht. Und genau das ist das Problem. Denn der Vorwurf an Nethys ist ja gerade, dass dort vieles im Geheimen abgelaufen ist, was die Öffentlichkeit nicht nachvollziehen konnte. Das bleibt auch so, wenn jetzt nicht auch geklärt wird, wer diese "unsichtbaren Hände", sind - und ob es sie überhaupt gibt, findet Le Soir.
Fiasko für die Medien
La Dernière Heure entschuldigt sich für eine Falschmeldung und führt aus: Am Samstag hatten wir, wie viele französische und belgische Medien auch davon berichtet, dass Xavier Dupont De Ligonnès, der vor Jahren seine Frau und Kinder ermordet haben soll, in Schottland gefasst worden sei. Die Meldung war falsch, weil vorschnell verbreitet. Das ist ein Fiasko, nicht nur für die schottische Polizei, die von der Festnahme berichtet hatte, sondern auch für die Medien. In Zeiten von Fake News und unzähligen Nachrichten, die zu jeder Zeit über soziale Medien auf unserem Smartphone eintreffen, müssen gerade die Medien mit größer Sorgfalt alle Informationen prüfen, um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren, so selbstkritisch La Dernière Heure.
L'Avenir glaubt: Die Medien sind in diesem Fall Opfer von zwei Phänomenen geworden. Erstens, dass auch sie glauben, jede Meldung möglichst sofort verbreiten zu müssen und im Zweifel erst danach die Glaubwürdigkeit zu prüfen. Und zweitens, dass in den Redaktionen immer mehr Stellen gestrichen wurden und so das Überprüfen von Meldungen aufgrund von Personalmangel nicht mehr möglich ist, beklagt L'Avenir.
Kay Wagner
Wie haben alles versucht Westen hat sich Taub&Stumm gestählt..
Unsere Bündnis mir Assad ist nur Eine Militärische,Belgien hätte genau so wie Norwegen,Finnland usw eine Waffen lieferung stop einlegen können..
Eine klare Haltung hat leider gefählt