"Der Kronzeuge", titelt Le Soir. "Kronzeuge Veljkovic gibt alle Vorwürfe zu", so die Schlagzeile beim GrenzEcho. "Veljkovic spricht, Fußballwelt zittert", meint De Standaard auf Seite eins.
Der Spielervermittler Dejan Veljkovic, der im Zuge des aktuellen Skandals im belgischen Fußball in Untersuchungshaft saß, kommt als Kronzeuge auf freien Fuß. Es ist das erste Mal, dass in Belgien eine Kronzeugenregelung angewendet wird. Das entsprechende Gesetz gibt es erst seit vergangenem Sommer.
Dazu kommentiert Le Soir: Der Deal, den die Anwälte von Veljkovic mit der Staatsanwaltschaft geschlossen haben, bringt dem Spielervermittler viele Vorteile. Statt 15 Jahren Haft, die ihm drohten, sollen es nur noch fünf auf Bewährung sein. Allerdings muss er natürlich auch alles Geld zurückzahlen, das er durch seine illegalen Geschäfte eingenommen hat. Vor allem aber muss er liefern.
Wenn er nicht wirklich alles sagt, was er weiß – oder sogar Falschaussagen tätigt, gilt der Deal nicht mehr. Die Fußballwelt darf sich auf neue Erschütterungen gefasst machen, kündigt Le Soir an.
Het Belang van Limburg setzt sich in diesem Zusammenhang mit der Problematik des Kronzeugengesetzes auseinander und notiert: So ein Gesetz hat viele Vorteile. Denn ein Kronzeuge kann ein wichtiges Element bei den Ermittlungen sein. Ohne die Aussagen eines solchen Zeugen, eines Insiders quasi, könnte es dazu kommen, dass Beschuldigten Verbrechen nicht nachgewiesen werden können und die Sache verjährt.
Das belgische Gesetz sieht auch keine komplette Straffreiheit für Kronzeugen vor – und das ist gut. Kritiker sehen in einer Strafminderung aber genau den Schwachpunkt einer solchen Regelung: Menschen, die schwere Verbrechen begangen haben – denn nur in solchen Fällen kann das Kronzeugengesetz angewendet werden – würden gleichsam noch für ihre Taten belohnt. Der Fall Veljkovic muss jetzt zeigen, was das Gesetz in der Praxis wert ist, schlussfolgert Het Belang van Limburg.
Um sich zu profilieren, spielt die N-VA mit dem Feuer
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Streit zwischen der N-VA und Charles Michel über die Unterzeichnung des UN-Migrationspakts und fragt: Wer könnte etwas dagegen haben, wenn die Weltgemeinschaft sich zusammensetzt, um Regeln zum Umgang mit der Migration zu beschließen? Wer?, fragen wir. Denn der Sinn einer solchen Regelung steht doch eigentlich außer Frage. Trotzdem wollen Populisten und Nationalisten so eine Regelung nicht haben.
In Belgien auch plötzlich die N-VA, obwohl sie den Text bereits seit zwei Jahren kennt. Der Premierminister sollte den Pakt auf jeden Fall unterzeichnen. Und die N-VA muss das dann akzeptieren. Oder eben Konsequenzen ziehen, fordert La Libre Belgique.
L'Echo sieht in dem Streit einen Profilierungsversuch der N-VA und führt aus: Die N-VA spielt mit dem Feuer. Denn es könnte sein, dass sie in dem Machtkampf mit Charles Michel den Kürzeren zieht. Die Konsequenz wäre dann, die Regierung zu verlassen. Aber die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass es nie gut für eine Partei war, eine Regierung kurz vor Wahlen zu Fall zu bringen, gibt L'Echo zu bedenken.
Die 180-Grad-Wende des Bart De Wever
De Morgen schreibt zu den Koalitionsverhandlungen in Antwerpen: Dass Bürgermeister Bart De Wever jetzt mit den Sozialisten Koalitionsgespräche führt, ist eine 180-Grad-Wende von De Wever. Einen Großteil ihrer Popularität verdankt die N-VA nämlich ihrem Anspruch, anders zu sein, als andere Parteien. De Wever hat oft davon gesprochen, Stadt und Land vom "roten Joch" der Sozialisten zu befreien. Um an der Macht zu bleiben, will er jetzt mit ihnen zusammenarbeiten.
Aus Gegnern werden plötzlich Verbündete – ein bekanntes Schema aus der Politik. De Wever muss acht geben, dass die Enttäuschung bei den N-VA-Wählern nicht zu groß wird, warnt De Morgen.
Het Laatste Nieuws erinnert: Kein Politiker in Belgien spielt besser Schach als Bart De Wever. Der Schachspieler Bart De Wever durchlebt gerade eine Hochzeit: Auf der einen Seite muss er versuchen, den Konflikt um den Migrationspakt zu lösen. Er muss Premier Michel dazu bringen, den Pakt zu unterschreiben, ohne dass Theo Francken als Asylstaatssekretär sein Gesicht verliert.
Auf der anderen Seite will er in Antwerpen Bürgermeister bleiben – mit der Hilfe der Sozialisten. Wenn Bart De Wever unbeschadet aus beiden Konflikten herauskommt – und die Chance dafür ist nicht gering – dann wird er morgen auch behaupten dürfen, dass die Erde eine Scheibe ist. Seine Parteigenossen werden ihm sogar das dann aufs Wort glauben, prophezeit Het Laatste Nieuws.
Polizisten als Zielscheibe
La Dernière Heure bemerkt zur Messerattacke auf einen Polizisten gestern in Brüssel: Der Beruf des Polizisten ist in den vergangenen Jahren immer gefährlicher geworden. Zu leicht und zu schnell werden Polizisten zur Zielscheibe von verbaler Gewalt. Der Schritt zur körperlichen Gewalt ist dann nicht mehr weit. Bald werden wir niemanden mehr finden, der als Polizist arbeiten will. Dann wird das Gesetz des Stärkeren auf den Straßen gelten. Und das Prinzip der Selbstverteidigung. Ist es wirklich das, was wir wollen?, fragt rhetorisch La Dernière Heure.
kawa/rasch