"Alle Hintergründe zum Schulanfang", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Flämische Schüler wissen immer weniger", titelt Het Laatste Nieuws. "17 Millionen extra für Schulkinder mit Behinderung", so die Schlagzeile bei Het Nieuwsblad.
Der Beginn des neuen Schuljahrs am Montag ist für viele Zeitungen heute schon ein großes Thema. Auch einige Leitartikler gehen darauf ein. De Standaard notiert: Einen großen Schulstreit gibt es dieses Jahr nicht. Auch die Ankündigung des Katholischen Unterrichtswesens, eine Stunde Niederländisch für das neue Fach "Menschen und Zusammenleben" zu opfern, löste keine großen Debatten aus. Bleibt festzustellen: Die Schulen stehen vor den gleichen Problemen wie schon vor einem Jahr. Die Lehrer beklagen einen Autoritätsverlust und immer schwieriger werdende Arbeitsbedingungen. Lösungen dafür sind nicht in Sicht. Auch nicht bei dem zweiten Problem, nämlich der Forderung, das Bildungsniveau zu erhöhen. Denn hier stellt sich die Frage, was mit den Schülern passiert, die es nicht schaffen. Sie drohen nach einem Misserfolg in der Schule nie Fuß zu fassen in unserer Gesellschaft. An sie denkt man bei diesen theoretischen Erwägungen viel zu wenig, mahnt De Standaard.
Die Wirtschaftszeitung De Tijd schreibt: Mit Blick auf die Schule macht vor allem der Lehrermangel Sorge. Viele Schulen suchen händeringend nach Lehrern und finden keine. Die Frage ist: Warum? Urlaub, Pensionen und Bezahlung können nicht das Problem sein. Mögliche Gründe könnten sein, dass der Beruf schwieriger geworden ist und das Ansehen der Lehrer gelitten hat. Außerdem mag es für Viele wenig attraktiv sein, dass gute Leistungen nicht honoriert werden. Ob guter oder schlechter Lehrer – beide werden gleich bezahlt. Anreize fehlen, bemängelt De Tijd.
Und jeder kocht weiter sein eigenes Süppchen
Der Bürgermeister von Ostende möchte in der Nachbargemeinde Jabbeke ein "Abfertigungszentrum" für Migranten einrichten. Dazu kommentiert Het Laatste Nieuws: Allein das Wort "Abfertigungszentrum" klingt schon ein bisschen wir Schrottplatz. Und bei näherer Betrachtung ist auch nicht mehr dran an der Idee. Denn was soll so ein Zentrum schon bringen? Die Illegalen, die in das Zentrum gebracht werden sollen, würden sowieso bald wieder in Ostende sein – oder sonst wo an der Küste. Die Forderung des sozialistischen Bürgermeisters von Ostende ist ein Versuch, im Wahlkampf mit einem N-VA-Thema zu punkten. Das Gleiche versuchen übrigens auch CD&V- und OpenVLD-Lokalgrößen. Das ist eher ein gefährliches Spiel. Denn erstens sitzen an den Hebeln der Asylpolitik auf föderaler und regionaler Ebene N-VA-Politiker. Und zweitens ist bislang nur die N-VA dabei erfolgreich, sich Themen anderer Parteien anzueignen, weiß Het Laatste Nieuws.
Zum gleichen Thema meint De Morgen: Der Vorstoß des SP.A-Bürgermeisters von Ostende ist mal wieder ein typisches Beispiel dafür, dass bei der Asylpolitik jeder sein eigenes Süppchen kocht. Denn Ostendes Bürgermeister will die Transitmigranten nur aus seiner Gemeinde entfernen. Dass sie aus Jabbeke dann mit dem Zug nach Brüssel fahren sollen und zwischendurch wahrscheinlich in Brügge oder Gent aussteigen und zur Last für die dortigen SP.A-Bürgermeister werden, daran denkt Ostendes Bürgermeister nicht. Statt ein Gegenmodell zur aktuellen Flüchtlingspolitik in Belgien aufzustellen, machen auch die flämischen Sozialisten genau das Gleiche, wie die regierenden Parteien, bedauert De Morgen.
Auch das GrenzEcho beschäftigt sich mit der Flüchtlingspolitik, allerdings aus europäischer Sicht, und warnt: Wenn die EU in dieser Frage nicht solidarisch ist und die Flüchtlinge als eine gemeinsame Aufgabe ansieht, verdient sie den Namen Gemeinschaft nicht. Doch leider wird man den Eindruck nicht los, dass allzu viele Politiker und Parteien in vielen Ländern gar keine Lösung wollen, weil die Nichtlösung des Problems ihre Parteiklientel bei Laune hält. Zynischer geht's nicht!, poltert das GrenzEcho.
Bilanz auf der Zielgeraden
Die Föderalregierung hat gestern nach der Sommerpause wieder ihre Arbeit aufgenommen. L'Echo hält fest: Die Regierung startet jetzt auf die Zielgerade. Zeit, noch einmal kurz innezuhalten und zu schauen, wo sie steht. Was hat sie erreicht? Für die Politikfelder Beschäftigung und wirtschaftliche Dynamik fällt die Bilanz letztlich positiv aus. Auch beim Thema Sicherheit und Justizreform. Bei der Steuer- und Haushaltspolitik war nicht alles schlecht – aber es gibt Luft nach oben. Bleiben die offenen Kapitel, wie die Nachfolger für die F-16-Kampfjets und der Börsengang von Belfius. Eher versagt hat die Föderalpolitik bei den Themen Verkehr und Energie. Denn wie es zum Beispiel mit der Atomenergie nach 2025 weitergehen soll, ist immer noch offen, kritisiert L'Echo.
Ist das wirklich die Rettung für Europa?
Die EU-Kommission hat gestern angekündigt, die Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit abschaffen zu wollen. Le Soir analysiert: Angesichts der aktuellen Probleme, denen sich die Europäische Union ausgesetzt sieht, wirkt diese Ankündigung geradezu lächerlich. Sicher: Die Zeitumstellung war ein schon immer vieldiskutiertes und -kritisiertes Thema. Aber wird die Abschaffung der Zeitumstellung Europa retten können? Werden die Bürger dadurch wieder mehr Vertrauen in die EU und ihre Institutionen bekommen? Alles rein rhetorische Fragen, stichelt Le Soir.
Kay Wagner