"Post-Chef will ein Ende der täglichen Briefzustellung", titelt Le Soir. Die Zeitung veröffentlicht ein Interview mit Bpost-Chef Koen Van Gerven. Darin spricht dieser davon, das Geschäftsmodell der Post zu reformieren als Reaktion auf den Rückgang im bisherigen Kerngeschäft, der Briefzustellung, und die dadurch bedingten Verluste an der Börse.
Dazu kommentiert Le Soir: Für viele klassische Kunden der Post bedeutet diese Ankündigung nichts Gutes. Denn im neuen Modell des Post-Chefs soll der Briefträger nicht mehr täglich seine Runde drehen. Gerade in ländlichen Gebieten nimmt der Briefträger aber auch noch eine soziale Rolle ein. Die würde dann beschnitten. Aber grundsätzlich hat Van Gerven sicher recht. Bpost muss schauen, dass sich das Unternehmen der Zukunft zuwendet. Die liegt nicht mehr im klassischen Brief. Der Post-Chef bittet zu Recht darum, die Lage realistisch zu sehen. Nur so wird es Bpost möglich sein, die Wende Richtung Zukunft zu meistern, glaubt Le Soir.
Schüren von Neid und Missgunst
Mehrere Leitartikler schauen auf die anstehenden Kommunalwahlen in knapp zwei Monaten. L’Avenir stellt fest: Die PTB hat bereits viele konkrete Vorschläge für die Veränderung gemacht, die sie in den großen Städten der Wallonie herbeiführen will. In Lüttich zählt dazu zum Beispiel der Vorschlag, das Gehalt des Bürgermeisters zu halbieren. Der könne sich selbst dann noch glücklich schätzen, heißt es seitens der Links-Extremen. Denn selbst mit einem halbierten Gehalt werde der Bürgermeister dann noch doppelt so viel verdienen, wie ein durchschnittlicher Arbeiter. Solche Parolen sind Gift. Denn sie schüren Neid und Missgunst und missachten den Grundsatz, dass ein Gehalt auch Spiegel der Verantwortung ist, die der Empfänger des Gehalts ausübt. Mit so einem Diskurs wird es schwierig sein, den gesellschaftlichen Frieden zu wahren, warnt L’Avenir.
De Morgen veröffentlicht ein Interview mit dem SP.A-Vorsitzenden John Crombez, in dem er ankündigt, als Parteivorsitzender zurücktreten zu wollen, wenn seine Partei bei den Kommunalwahlen deutliche Verluste einfahren wird. Dazu kommentiert Het Laatste Nieuws: Diese Ankündigung könnte die Sozialisten vor ein großes Problem stellen. Denn wenn die Kommunalwahlen nicht gut laufen und Crombez tatsächlich zurücktreten sollte, steht die Partei plötzlich ohne Chef da. Sieben Monate vor den Föderalwahlen. Ein Genosse, der Crombez als zugkräftiger Parteivorsitzender ersetzen könnte, ist nicht in Sicht, so Het Laatste Nieuws.
Wo sind die Ideen bei der SP.A?
Het Nieuwsblad sieht das genauso und notiert: Crombez ist zurzeit der einzige bei der SP.A, der politisch irgendwie noch etwas bewegt. Ansonsten? Wüste. Wo sind die Ideen, wo die Initiativen der Partei? Eine Erneuerung hat nicht wirklich stattgefunden. Junge Menschen wenden sich lieber den Grünen zu. Die Wahlen versprechen alles andere als glorreiche Ergebnisse zu liefern. Wenn Crombez dann tatsächlich als Vorsitzender zurücktreten sollte, wer soll die Partei dann führen?, fragt ratlos Het Nieuwsblad.
Für Gazet van Antwerpen ist die Ankündigung von Crombez ein Ausdruck von internen Streitigkeiten innerhalb der SP.A. Die Zeitung führt aus: Es ist kein Geheimnis, dass einige alteingesessene SP.A-Größen mit Crombez nicht zufrieden sind. Brügges Bürgermeister Renaat Landuyt hat das vor kurzem sogar offen gesagt. Crombez will mit seiner Drohung diese parteiinternen Kritiker zum Schweigen bringen. Weil ja auch die wissen, dass es eine Alternative zu Crombez zurzeit nicht wirklich gibt. Wenn ein Wahldebakel im kommenden Jahr verhindert werden soll, sollten seine Kritiker, so die Botschaft von Crombez, jetzt lieber den Mund halten, analysiert Gazet van Antwerpen.
Putin is back – Trump sei Dank
La Libre Belgique kommentiert zum Besuch des russischen Präsidenten Putin heute in Berlin: Es ist das erste Mal seit der Annexion der Krim, dass Putin zu bilateralen Gesprächen nach Deutschland kommt. Das ist ein sichtbares Zeichen einer Tendenz, die sich in den kommenden Monaten noch verstärken könnte. Nämlich die Rückkehr von Russland als Partner auf dem internationalen Parkett. Zu verdanken ist das vor allem dem amerikanischen Präsidenten. Donald Trump hat viele seiner westlichen Partner vor den Kopf gestoßen. Der Streit mit der Türkei ist dafür gerade das beste Beispiel. Auch dafür, dass sich die ehemaligen Partner der USA nach Alternativen umschauen. Der türkische Präsident Erdogan hat das sogar offen gesagt. Durch eine engere Partnerschaft mit Russland hat die Türkei einiges zu gewinnen. Die Türkei braucht Russland, um die Rückkehr der vielen syrischen Flüchtlinge in ihre Heimat gut zu organisieren. Putin feiert Dank Trump ein unerwartetes Comeback, analysiert La Libre Belgique.
Auch Het Belang van Limburg findet: Der jetzige Streit mit den USA könnte die Partnerschaft zwischen der Türkei und Russland noch vertiefen. Schon seit einigen Jahren versteht sich Erdogan überraschend gut mit Putin. Es ist nicht auszuschließen, dass Erdogan deshalb jetzt sogar ernsthaft mit dem Gedanken spielen könnte, die NATO zu verlassen. Die NATO hätte dann größte Schwierigkeiten, Erdogan von seinem Vorhaben abzubringen. Denn dafür wäre großes diplomatisches Geschick nötig. Und genau das hat der Präsident des mächtigsten NATO-Landes, Donald Trump, nämlich nicht, sorgt sich Het Belang van Limburg.
Kay Wagner