"Philippe ist fünf Jahre König", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "König Philippe hat die Monarchie in kleinen Schritten modernisiert", so die Schlagzeile von La Libre Belgique.
Es ist schon wieder fünf Jahre her, dass König Philippe den Thron bestiegen hat. Am Nationalfeiertag, also am 21.Juli 2013, übernahm er das Amt von seinem Vater, König Albert II. "Und seither hat er keinen Tag stillgesessen", bemerkt Het Laatste Nieuws. "Philippe ist ein Workaholic", zitiert das Blatt ungenannte Mitarbeiter aus dem Palast. Ein paar Zahlen, um das zu untermauern: Der König hat seit seinem Amtsantritt 289 Termine in Belgien wahrgenommen, außerdem 40 Auslandsreisen und 640 Audienzen.
Und doch scheint sich die Wahrnehmung seiner Arbeit verändert zu haben. Le Soir veröffentlicht heute die Ergebnisse einer Umfrage. Daraus geht unter anderem hervor, dass mehr als die Hälfte der Belgier der Ansicht sind, dass König Philippe und Königin Mathilde das Image der Monarchie eben nicht modernisiert haben.
König Philippe: Eine positive Bilanz
Viele Leitartikler stellen dem König dennoch ein gutes Zwischenzeugnis aus. "Er kann es also doch", bemerkt etwa Het Laatste Nieuws. Bevor Philippe den Thron bestieg, hatten viele Experten ernste Zweifel an seiner Person geäußert. Man sprach ihm die nötigen Fähigkeiten und auch das Format ab. Der Kronprinz Philippe galt als Bruchpilot, als Geisterfahrer, der die Königswürde mit der Funktion eines Politikers verwechselte. Nach fünf Jahren stellen wir jetzt fest: Philippe hat bislang einen makellosen Parkour hingelegt. Der Start ist geglückt.
Ähnlich sieht das Het Nieuwsblad. Die Bilanz nach fünf Jahren ist positiv. Philippe hat die weltfremde, frankophone Entourage seines Vaters in die Wüste geschickt. Und sich mit fähigen, praxisbezogenen Leuten umgeben. Die Diskussionen über die Rolle der Monarchie haben aufgehört. Der Preis dafür ist aber, dass König Philippe sich im Gegensatz zu seinem Vater politisch auffallend zurückhält.
Das entspricht aber auch seinem Naturell, analysiert das GrenzEcho. Philippe gilt nach wie vor nicht als großer Kommunikator, sondern wirkt immer noch etwas steif, mitunter sogar unbeholfen. Doch auch als "Leisetreter" trifft er den richtigen Ton. Damit hat Philippe der Monarchie auf seine Weise neuen Schwung verliehen.
Als König hat Philippe die Zweifler und Unglückspropheten schnell eines Besseren belehrt, findet auch La Libre Belgique. In kürzester Zeit hat dieser ernsthafte, bescheidene aber zugleich unglaublich willensstarke Mann seinen Stil gefunden. Das Königspaar ist sehr nah an den Bürgern: Philippe und Mathilde informieren sich, hören zu, ermutigen und trösten die Menschen.
Fast schon zu "glatt"?
Le Soir hingegen scheint den König fast schon als zu glatt zu empfinden. Es fühlt sich an, als würde Philippe "im Schatten regieren". Das Staatsoberhaupt ist auffällig zurückhaltend, mehr denn je auf der politischen Linie der Regierung. Seine Vorgänger hätten vielleicht direkter Bezug genommen etwa auf das Engagement der Freiwilligen am Brüsseler Maximilianpark, die Migranten bei sich untergebracht haben. Gut, es sind vielleicht andere Zeiten. Es heißt, der König hänge sehr an seinen Werten. Die Zukunft wird zeigen, ob er dafür irgendwann auch seine politische Zurückhaltung aufgeben wird.
Aber apropos Zukunft: Alle sind sich einig, dass die eigentliche Feuerprobe erst noch bevorsteht. Nach der Wahl 2014 war die Regierungsbildung ja noch vergleichsweise geschmeidig verlaufen. Im kommenden Jahr könnte das anders aussehen, warnt etwa das GrenzEcho. "Wie würde Philippe reagieren, wenn Bart De Wever in einem Jahr sagt: 'Rien ne va plus'?", fragt sich seinerseits Het Laatste Nieuws. Würde er dann auch wie sein Vater buchstäblich mit der Faust auf den Tisch hauen? "Würde Philippe immer noch bescheiden und zurückhaltend bleiben, wenn sein Königreich auseinanderzubrechen droht?", fragt sich auch Het Nieuwsblad.
De Morgen beschäftigt sich seinerseits mit dem Wetter. "Wir bewegen uns auf das trockenste Jahr seit 40 Jahren zu", schreibt das Blatt. Referenzjahr ist immer noch 1976, der wohl heißeste und trockenste Sommer des letzten Jahrhunderts. In diesem Jahr bewegen wir uns langsam aber sicher in diese Richtung.
Auf Seite eins von Het Nieuwsblad steht in großen Blockbuchstaben eine Zahl: "250.000 Euro". Das war im zweiten Quartal dieses Jahres der Durchschnittspreis für ein Haus. Gut: Die Immobilienpreise waren noch nie so hoch.
Eine letzte Bewährungsprobe?
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch mit der Panne am Donnerstag bei der Flugaufsicht Belgocontrol. Wegen technischer Probleme musste der Luftraum für anderthalb Stunden vollständig gesperrt werden. Keine Starts und Landungen waren mehr möglich. Die Schlagzeilen sind da wenig schmeichelhaft: "Belgocontrol crasht", schreiben etwa Het Belang van Limburg und Het Nieuwsblad. "Und plötzlich war weit und breit kein Flugzeug mehr zu sehen", schreibt De Morgen.
Und in De Standaard sagt ein nicht genannter Belgocontrol-Mitarbeiter: "Der Tag wird kommen, an dem wieder alles schief geht". Die nächste Panne wäre demnach quasi vorprogrammiert. Het Laatste Nieuws stellt sich seinerseits die Frage nach der Ursache der Panne und beantwortet die in Form einer Schlagzeile: "Waren es russische Hacker? Nein, es war wohl nur eine gewöhnliche Computerpanne".
De Tijd beschäftigt sich schließlich in seinem Leitartikel mit dem Zustand der Föderalregierung. Auf die Equipe um Premier Charles Michel wartet jetzt noch eine letzte Bewährungsprobe. Auf dem Tisch der Regierung liegt noch eine ganze Reihe von explosiven Akten: Erstmal der Haushalt 2019, aber auch der Job-Deal zur Belebung des Arbeitsmarktes, der Börsengang der Belfius-Bank, nicht zu vergessen die Entscheidung über den Ankauf neuer Kampfflugzeuge. Wenn Charles Michel wirklich der Reformer sein will, für den er sich hält, dann hat er in diesem Sommer vielleicht die letzte Chance, das zu beweisen.
Roger Pint