Es war eine bewegende Woche. Die Schilderungen der ostbelgischen Zeitzeugen bei der BRF-Gesprächsrunde in St. Vith haben mich tief berührt. Sie haben vom unvorstellbaren Grauen der Ardennenoffensive berichtet, die sich vor ihrer Haustür - teilweise sogar in ihren Häusern - abgespielt hat. Die Bevölkerung lebte mitten im Kampfgebiet. Der Zweite Weltkrieg war plötzlich ganz nah. Brennende Häuser, zerbombte Straßenzüge, Tote und Verletzte, aber vor allem der Lärm und das Leid der schrecklichen Wochen haben sich in das Gedächtnis dieser Menschen eingebrannt.
Sie kennen den Krieg nicht nur aus dem Geschichtsbuch, sondern haben ihn am eigenen Leib erfahren. Es gebietet allein schon der Respekt vor den historischen Begebenheiten, diesen Menschen eine Bühne zu geben und ihnen ganz genau zuzuhören. Die Zeit drängt, denn diese Generationen sterben aus. Die Erinnerungen verblassen und deshalb ist es umso wichtiger, dass Nachgeborene sich mit Ursachen, Verlauf und Folgen dieses unsäglichen Kriegs ernsthaft beschäftigen.
80 Jahre später sind aus Kriegsgegnern Freunde geworden. Frieden und Demokratie sind für uns Nachfahren zum Normalzustand geworden. Sie sind so selbstverständlich, dass wir uns kaum noch Gedanken darüber machen und den Wert von Freiheit nicht mehr zu schätzen wissen. Mein dringender Appell an Gesellschaft und Politik lautet deshalb: weniger meckern und mehr anpacken - auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, geprägt von Unsicherheit und Umbrüchen.
Johann Wiesemes (97 Jahre alt!) hat die heutige Zeit in unserer Gesprächsrunde mit der Stimmungslage verglichen, wie sie Ende 1938 war. Historische Vergleiche hinken zwar immer, trotzdem sollte es uns zu denken geben, wenn ein Zeitzeuge so etwas sagt.
Wir jungen Europäer sind in der blauäugigen Vorstellung aufgewachsen, es gäbe nie wieder Krieg. Europas Staaten haben viel zu wenig in die eigene Sicherheit investiert, stattdessen richtigerweise auf florierende Handelsbeziehungen gesetzt. Wenn jedoch eine Großmacht plötzlich nicht mehr mitspielt, gerät die internationale Nachkriegsordnung gehörig ins Wanken. Wie heftig die Folgen ausfallen können, bekommt die Ukraine zu spüren - und das nicht erst seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022.
Tief bewegt hat mich in den vergangenen Wochen auch der Besuch von 20 Journalisten aus der Ukraine im BRF-Funkhaus. Sie haben von ihrem harten Alltag in der Heimat und ihren schweren Arbeitsbedingungen berichtet - keine 2.000 Kilometer von uns entfernt, auf europäischem Boden. Dabei bin ich einen Eindruck nicht losgeworden: Die harte Realität und das Leid, von denen die Ukrainer "live und in Farbe" berichten, haben mich unweigerlich an die Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus unserem Archiv und die Zeitzeugeninterviews der Ardennenoffensive erinnert.
An dieser Stelle möchte ich Johann Wiesemes ein weiteres Mal zitieren: "Einen Krieg anzufangen, ist nicht schwer - man findet immer einen Grund. Ihn zu beenden, ist eine ganz andere Sache." Gründe gibt es heute mehr als genug. Deshalb müssen wir unsere Erinnerungskultur noch stärker als bisher pflegen. Und wir dürfen nicht naiv sein.
Wir sollten zwar auf das Beste hoffen, trotzdem auf das Schlimmste vorbereitet sein.
BRF-Direktor Alain Kniebs
Guter Kommentar.
"Nie wieder Krieg." ist eine nette Wunschvorstellung, Mehr nicht.
Schon die alten Römer sagten : "Willst du Frieden, rüste für den Krieg.". Man sollte sich auch heute daran halten, dh die westlichen Armeen auf kriegstaugliches Niveau aufrüsten. Dann ist Frieden am ehesten möglich. In Belgien wird man sich mächtig am Riemen reißen müssen. Für eine bessere Landesverteidigung wird man notgedrungen so manche Heilige Kuh im sozialen Bereich opfern müssen.
Junge Menschen, die Geld vom ÖSHZ bekommen, sollten als Gegenleistung Wehrdienst leisten. Wäre nicht mehr als gerecht gegenüber dem Steuerzahler.
Herr Marcel Scholzen Eimerscheid, wenn Sie ihre Logik konsequent zu Ende denken, so fordern Sie letztlich die Militarisierung der Bevölkerung und eine Bewaffnung aller Belgier. Sie merken nicht, dass Sie der gewinnorientierten und gewissenlosen Schleimspur des industriellen-militärischen Komplexes nachlaufen, die der Kommentar ihnen gelegt hat. Die Wirtschaftskrisen (Überproduktionskrisen = Rezession) Ende der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts und dem darauf folgenden sozialen Elend sowie das Erstarken der Arbeiterbewegungen in der gesamten westlichen Welt waren die Ursachen für den Gang in den zweiten Industrie-Weltkrieg. Leider verliert der Kommentar darüber kein Wort. Wir leben in einer Welt des Überflusses an Waren aller Art, die sich jedoch weltweit immer weniger Menschen leisten können. Dieser Widerspruch ist System-bedingt und nicht lösbar. Doch - im Krieg.
Vielleicht sollte man die Frage stellen : 'Warum erleben wir das was wir erleben, in unserem Leben ? Das systemische Tier-Mensch impliziert 'autonomen (=verantwortlichen) Geist', der zwar nicht von dieser Welt, aber in diese eingreifen kann, und im Prinzip der Grunde und Ursache des Antriebes ist, von Allem. Der Weisheit von Zitaten, wie : "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!", "Glaube versetzt Berge!", "was du nicht willst, was dir man tu', das füg auch keinem andern zu" und "das letzte Hemt hat keine Taschen!" sollte mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, denn sie impliziert 'die kultivierung des Geistes und damit des Seins' ! Wer das nicht achtet, kultiviert seine 'geistige Armseligkeit'. Leider haben die Börsen noch nicht entdeckte, dass dahinter 'Grosses Kapital' steckt.
Herr Krapalies.
Mir geht es um die Revitalisierung einer alten Idee, nämlich der Volksbewaffnung (eigentlich ein Merkmal einer demokratischen Gesellschaft).Das verhindert auch außenpolitische Abenteuer wie der NATO Einsatz in Afghanistan.Imperialismus geht nur mit Berufsarmeen.Das Britische Weltreich zum Beispiel wurde mit einer Berufsarmee erobert.Oder die russischen Truppen in der Ukraine sind auch Freiwillige.So konnte eine Mobilmachung vermieden werden, die wahrscheinlich zu großen Protesten geführt hätte.
In einer Wehrpflichtsarmee begegnen sich alle Schichten der Gesellschaft.Das ist gut für den Zusammenhalt einer Bevölkerung.In Israel ist das so.Jeder macht Wehrdienst, Frauen und Männer. Die Armee hält das Land zusammen. Unbedingt nötig in einem Staat, deren Bevölkerung aus allen Teilen der Welt eingewandert ist mit sehr großen Unterschieden in Sprache und Denkweise.
Herr Marcel Scholzen Eimerscheid, Ihrer oberflächlichen Betrachtung auf die positiven Auswirkungen einer Wehrpflicht, die den Zusammenhalt einer sich voneinander mehr und mehr isolierenden Bevölkerung stimme ich in Teilen zu. Soziale Grundeigenschaften wie Zusammenhalt, Disziplin, Ordnung, zielstrebiges Handeln u.s.w. sollten jedoch bereits viel früher vermittelt werden, z.B. durch Familie, Schule, Berufsausbildung, Studium, Arbeit, Vereine u.s.w.; früher über die Kirchen (Religion). Dazu wird kein Militär benötigt, wenn doch; so ist das ein von Ihnen unabsichtlich vermittelter trauriger Hinweis auf eine zunehmend auseinanderfallende Gesellschaft. Natürlich können Sie unter einer Wehrpflicht imperialistische Kriege führen. In der im Kommentar erwähnten Ardennenoffensive 1944 schossen zwei Wehrpflichtarmeen aufeinander! Die Abschaffung der Wehrpflicht wurde einzig und alleine Kostengründen vollzogen. Eine Freiwilligenarmee ist volkswirtschaftlich immer billiger als eine Wehrpflichtarmee zumal der Wirtschaft damit potentielle Arbeitskräfte auf Zeit entzogen, Bildungs- und Arbeitsentscheidungen verzerrt und insgesamt Konsumausgaben verringert werden.