Die neue Zeitung soll probelgischer Gegenpol sein zu den anderen, vorwiegend prodeutschen Blättern der Region. Maßgebliche Teilhaber der Verlagsgesellschaft sind Vervierser Industrielle und Politiker. Auch gibt sich das Grenz-Echo betont katholisch - ein Anspruch, dem es bis in die Mitte der 1980er Jahre treu bleibt.
Als nach 1933 in Deutschland und später in Österreich die Presse gleichgeschaltet wird, gehört das Grenz-Echo zu den wenigen deutschsprachigen Zeitungen in Europa, die frei und kritisch über das nationalsozialistische Regime berichten können.
Während der Kriegszeit erscheint das Grenz-Echo nicht mehr. Henri Michel, seit den Anfängen Direktor und Chefredakteur, wird ins Konzentrationslager verschleppt. 1945 kehrt er für die nächsten zwanzig Jahre auf seinen Posten zurück.
1985 ist für das Grenz-Echo ein Schicksalsjahr. Es werden neue Teilhaber gesucht. Schließlich kommt es zur sogenannten ostbelgischen Lösung. 1996 beginnt eine Kooperation mit der Verlagsgruppe Rossel. In diesem Jahr geht das Grenz-Echo eine Partnerschaft mit Radio Contact ein.
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist das Grenz-Echo die meiste Zeit die einzige belgische Tageszeitung in deutscher Sprache. Unterbrochen wurde das Monopol zweimal: 1955 bis 1958 von den "Neuen Nachrichten" und 1965 bis 1989 von der "Ostbelgien-Ausgabe" der "Aachener Volkszeitung".
Werner Mießen
Dank öffentlicher Gelder der DG wird das Grenz-Echo auch seinen 100. Geburtstag feiern können. Mit Zuschüssen wurde schon so mancher ökonomisch toter Dinosaurier am Leben erhalten. Das hat Tradition in Belgien. Nutzen wird es schlussendlich nicht viel.
Es fehlt eine Strategie, das Grenz-Echo allen Ostbelgiern schmackhaft zu machen. Wenn die DG schon das GE unterstützt, sollte dies unter der Bedingung geschehen, dass die Abonnementspreise zu senken, damit sich jeder das leisten kann.