Der Autor des Buchs, der Schweizer Journalist Martin Meyer, ist ein bekennender Fan von Tim und Struppi. Außerdem war er mehr als 20 Jahre Chefredakteur des Feuilletons der renommierten Neuen Zürcher Zeitung. Die Geschichten von Tim und Struppi vor diesem Hintergrund "nur" als reine Unterhaltung anzusehen, verbietet sich da fast schon selbstredend.
33 Kapitel als "Menschenkunde"
So vertritt Meyer in seinem Buch "Menschenkunde. 33 Stationen aus dem täglichen Leben inspiriert von Tim und Struppi" durchaus überzeugend die These, dass Tim und Struppi eben noch viel mehr bieten: Nämlich Lebensweisheiten und eine umfassende Beobachtung von dem, was es heißt, Mensch zu sein.
Archetypische Situationen von Menschen seien in den Comics in Bildern festgehalten, sodass jede Generation sie mit ihren eigenen Augen betrachten und immer wieder etwas Wertvolles daraus ziehen könne.
Lockere Plaudereien mit Tiefgang
Was das sein kann, stellt Meyer in 33 meist vierseitigen Kapiteln dar. Immer ausgehend von einer oder zwei Zeichnungen aus einem Comic von Tim und Struppi entwickelt Meyer in einem lockeren Plauderstil seine Gedanken zu aktuellen gesellschaftspolitischen Phänomenen und vermischt sie mit seinem großen kulturhistorischen Wissen.
Dabei dominiert ganz klar das unterhaltende Element. Meyers Ausführungen sind keine schwer zu verstehenden philosophischen Abhandlungen. Sein Buch ist leicht zu lesen, bietet viele anregende Gedanken und Informationen zu Tim und Stuppi und ihrem Universum.
Viele Querverweise
Denn am Ende der einzelnen Kapitel wird die Zeichnung aus dem Comic, die am Beginn jedes Kapitels steht, quasi als Fußnote erklärt und weiter erläutert. Meyer gibt an, aus welchem Band und Abenteuer die Zeichnung stammt, wie die Situation vor der dargestellten Momentaufnahme war und welche ähnlichen Situationen es in anderen Comics von Tim und Struppi dazu gibt.
Auf diese Art entstehen viele Querverweise unter anderem auch auf andere Personen, die das Universum von Tim und Struppi ausmachen: Kapitän Haddock, Professor Bienlein, Schulze und Schultze und viele andere lernt der Leser kennen. Diese Texte lesen sich letztlich also wie eine Einführung in die Welt von Tim und Struppi.
Auch für "Nicht-Fans" lesenswert
Fans der beiden Comichelden werden das Buch wahrscheinlich genauso mit Gewinn lesen wie Menschen, die bislang nicht viel mit Tim und Struppi anfangen konnten. Denn die Gedanken, die Meyer anhand der Zeichnungen des Comics entwickelt, sind auch unabhängig von dem Comic lesenswert und machen - Fan oder nicht - Lust darauf, wieder einmal einen Band von Tim und Struppi zu lesen.
Angaben zum Buch
"Menschenkunde. 33 Stationen auf dem täglichen Leben inspiriert von Tim und Struppi"
Martin Meyer
Zürich/Berlin 2025
Verlag Kein & Aber
152 Seiten
24 Euro
Kay Wagner