Andreas Fickers und Christoph Brüll nutzten die bislang kaum erforschten Tonarchive des BRF, um Stimmen und Stimmungen aus der bewegten ostbelgischen Vergangenheit wieder zu beleben. Die Sendemanuskripte sind nun im Grenz-Echo-Verlag erschienen - unter dem Titel "Zwischentöne".
BRF-Chefredakteur Stephan Pesch sprach mit den beiden Historikern. Zunächst wollte er von Andreas Fickers wissen, wie es zu dieser nachträglichen Buchveröffentlichung gekommen ist: "Wir hatten einfach das Gefühl, dass vieles was wir in dieser Hörfunkserie produziert haben, doch noch einmal nachlesenwert wäre. Essays zeichnen sich ja dadurch aus, dass man versucht, Gedankengänge etwas freier zu formulieren, Fragen zu provozieren, zum Nachdenken anzuregen. Das ist dann beim Hören manchmal etwas dicht. Insofern kann das Nachlesen vielleicht helfen, sich einige Aspekte nochmal genauer anzuschauen."
Ein Vorteil liegt für Christoph Brüll auch darin, dass Passagen ins Buch aufgenommen werden konnten, die wegen der vorgeschriebenen Sendedauer aus der Radiofassung herausgeschnitten werden mussten.
Über QR-Code nachhören
Für den Leser bleibe beides möglich - Lesen und Hören, so Brüll: "Eine der Besonderheiten in dem Buch ist die Möglichkeit, über einen QR-Code auf die BRF-Webseite und damit auf die Sendung zurückgreifen zu können. Das heißt man kann die Gedanken nachlesen und die Stimmungen, wenn einem danach ist, nochmal nachhören."
Wichtig war beiden Historikern, auf die Quellen und auf weiterführende Literatur verweisen zu können, sagt Andreas Fickers. Was die Tonquellen angeht, erinnert er sich daran, wie er bei der Arbeit am fünften Band der Reihe "Grenzerfahrungen" im BRF-Studio in Brüssel war, um Quellenmaterial ausfindig zu machen: "In einer kleinen Kammer neben dem Studio fand ich dann diese Tonbänder aus den 1970er Jahren - für den Historiker ein unheimlicher Schatz. Ich denke, das hat auch beim Belgischen Rundfunk ein Bewusstsein dafür ausgelöst."
Eine Rolle spielen auch die Fotos, Karikaturen, Abbildungen von Wahlplakaten und so weiter: "Wir sind ja in der Geschichtswissenschaft doch mittlerweile so weit, dass Bilder nicht nur als Illustration eingesetzt werden, sondern auch Teil der Erzählung sind", erklärt Christoph Brüll. "Man kann etwa bei Wahldebatten Personen wiedererkennen, die Situation und auch Stimmungen, wenn beispielsweise noch Biergläser auf dem Tisch stehen - all das machen diese Fotos deutlich und bringen die Stimmung noch einmal visuell rüber."
Das Buch "Zwischentöne - 100 Jahre Ostbelgien (1920-2020) - Acht Radioessays" von Christoph Brüll und Andreas Fickers ist im Grenz-Echo-Verlag (GEV) erschienen. Es hat 144 Seiten und kostet 14 Euro.
Stephan Pesch
Wo bitteschön kann ich dieses Buch bestellen resp. unmittelbar kaufen?