In Trier - oder wie es damals hieß: in Augusta Treverorum - ist Marc Aurel zeitlebens nie gewesen. Aber die berühmte Porta Nigra wurde als Teil der Stadtmauer Triers unter seiner Regentschaft errichtet, als Antwort auf die zunehmenden Bedrohungen von außerhalb des Römischen Reiches: Seine Regierungszeit im 2. Jahrhundert nach Christus war von Kriegen gezeichnet. Heute ist er durch die erst sehr viel später entdeckten Schriften als Philosophenkaiser bekannt, dessen Handeln von Pflichtbewusstsein und Selbstlosigkeit geprägt war.
"Vielen ist er bekannt als der Verfasser der 'Selbstbetrachtungen', aber Marc Aurel war noch sehr viel mehr. Und vor allen Dingen spannend ist auch, dass die Römer ein ganz anderes Bild von Marc Aurel hatten als wir heute", sagt Marcus Reuter, der Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier.
Dabei war er nicht zum Kaiser vorbestimmt. Er wurde zweimal adoptiert, hat zweimal seinen Namen geändert. Und musste als "Kronprinz" noch 23 Jahre warten, ehe er an der Reihe war - was aber seiner Amtsführung wohl nicht geschadet hat. Seinen Adoptivbruder Lucius Verus machte er zum Mitkaiser, was bis dahin einzigartig war.
Seine 19 Regierungsjahre waren von vielen Rückschlägen geprägt, die Pest wütete, im Osten griffen Völker das Römische Reich an... Das alles wird detailliert dargestellt im Rheinischen Landesmuseum Trier. Parallel dazu widmet sich das Stadtmuseum Simeonstift über die Zeiten hinweg einer Frage, die über das Leben und Wirken des römischen Kaisers deutlich hinausgeht.
"Wir nehmen quasi Marc Aurel als Auftakt, weil er ja als der gute ideale Herrscher gilt und schauen uns einerseits an: Warum ist das so? Wie kommt es zu diesem Bild? Und dann natürlich die Frage, die überzeitliche und immer aktuelle und überall aktuelle Frage, was gute Herrschaft ist", so Direktorin Viola Skiba.
Angesichts der Weltlage könnte die Fragestellung tatsächlich aktueller nicht sein... "Wir versuchen das natürlich aufzunehmen, zu reflektieren und im Hier und Jetzt, so aktuell wie möglich zu bleiben und auch unsere Besucher in diese Frage, in diese Überlegungen mit einzubeziehen. Denn wir beantworten ihnen die Frage, was gute Herrschaft ist, nicht, sondern wir möchten, dass Sie selber darüber nachdenken, was denn für Sie gute Herrschaft ist und auch, was Sie dazu beitragen können, dass Sie in einer Welt leben, die vielleicht besser ist."
Beide Ausstellungen versuchen, den Betrachter aktiv einzubeziehen, sei es im persönlichen Frage-Antwort-Spiel mit dem Philosophenkaiser - KI macht's möglich...
Die Ausstellungsmacher wollen, "dass es eine sehr interessante, abwechslungsreiche Ausstellung ist mit hochkarätigen Exponaten, aber auch sehr vielen interaktiven Angeboten", sagt Marcus Reuter vom Rheinischen Landesmuseum Trier, "dass sie barrierefrei ist, dass wir Angebote für Kinder haben, dass sie kurzweilig ist, dass sie auch Leute anspricht, die sich vielleicht noch nie mit antiker Philosophie oder mit diesem Kaiser beschäftigt haben. Ich glaube, das ist uns auch sehr gut gelungen."
Die große Ausstellung zu Marc Aurel in den beiden Trierer Museen ist bis Ende November zu sehen.
Stephan Pesch