Im Krieg zwischen Israel und dem Iran erscheint eine diplomatische Lösung zunehmend ungewiss. In der Nacht zu Samstag griffen sich beide Staaten wieder gegenseitig an.
Die israelische Armee startete nach eigenen Angaben eine Serie von Attacken gegen Raketenlager, Abschusseinrichtungen im Landesinneren des Irans sowie eine Atom-Einrichtung in der Stadt Isfahan. Ein israelischer Militärrepräsentant bestätigte die Angriffe. Ziel seien demnach die Fertigungsanlagen für Uran-Zentrifugen in der Anlage gewesen. Bereits zu Beginn der israelischen Offensive im Iran wurden Einrichtungen der Nuklearindustrie dort angegriffen.
Israel meldet Raketenbeschuss auf Haifa und Tel Aviv. Über mögliche Opfer ist noch nichts bekannt. Das israelische Militär hat weitere Bombardierungen iranischer Ziele bestätigt.
Die israelische Armee hat nach Angaben von Verteidigungsminister Israel Katz in der Stadt Ghom einen Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden getötet. Es handele sich dabei um den Anführer des Palästina-Korps der Auslandseinheit der Elitestreitmacht des Irans. Er soll die islamistische Hamas während des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 finanziert und bewaffnet haben. Katz bezeichnete den Angriff als "großen Erfolg für den israelischen Geheimdienst und die Luftwaffe".
Staatsnahe Medien im Iran meldeten zuvor einen israelischen Angriff auf Ghom. Dabei sei mindestens eine 16-jährige Person getötet und zwei Menschen verletzt worden. Ghom liegt rund 50 Kilometer nördlich der Uran-Anreicherungsanlage in Fordo. Die Anlage gilt als das wichtigste Ziel Israels in dem aktuellen Krieg. Auch aus Teheran werden erneut Angriffe gemeldet.
Bei den israelischen Angriffen im Iran sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher mehr als 400 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien 54 Frauen und Kinder und auch fünf medizinische Arbeiter, erklärte ein Sprecher. Die meisten der Opfer seien Zivilisten. Seit Ausbruch des Kriegs vor rund einer Woche sind demnach über 3.000 Menschen im Iran verletzt worden. Ein in den USA ansässiges Menschenrechtsnetzwerk nannte derweil deutlich höhere Opferzahlen. Demnach seien bei den Angriffen bislang 722 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen mindestens 285 Zivilisten. Die Aktivisten stützen sich auf Informanten und öffentlich zugängliche Quellen.
In der iranischen Provinz Ghom sind 22 Menschen unter dem Verdacht festgenommen worden, Verbindungen zu israelischen Geheimdiensten zu unterhalten. Das berichtete die regierungsnahe Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf die dortige Geheimdienstpolizei. Die Beschuldigten stünden im Verdacht, mit den israelischen Spionagediensten in Kontakt gestanden zu haben, so die Behörde laut Insa. Die iranischen Behörden haben inmitten des Krieges mit Israel eine Verhaftungswelle eingeleitet. Iranische Medien berichteten über Dutzende Festnahmen landesweit in den vergangenen Tagen.
Im Südwesten des Irans hat es iranischen Medienberichten zufolge Explosionen gegeben. Das israelische Militär hatte zuvor mitgeteilt, derzeit Angriffe auf militärische Infrastruktur im Südwesten des Irans zu fliegen. Weitere Angaben zum Umfang der Angriffe und deren genauen Zielen gab es von der Armee noch nicht.
In Istanbul wollen Außenminister islamischer Staaten zu den Angriffen Israels auf den Iran beraten. Daran nimmt auch der iranische Außenminister Araghtschi teil. Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu werden zu dem zweitägigen Gipfel hunderte Teilnehmer erwartet, darunter 43 Minister sowie hochrangige Vertreter internationaler Organisationen, wie den Vereinten Nationen oder der Arabischen Liga. Am Freitag hatte Araghtschi bereits in Genf mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien Chancen für diplomatische Lösungen ausgelotet. An den Gesprächen nahm auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas teil. US-Präsident Trump hält die jüngsten Vermittlungsbemühungen der Europäer für nicht zielführend. Der Iran wolle nicht mit Europa sprechen, sondern mit den USA, sagte Trump auf die Frage eines Journalisten.
Zum ersten Mal hat der iranische Außenminister Araghtschi eine direkte Warnung an die USA gerichtet. Ihr Eingreifen in den aktuellen Krieg mit Israel wäre "sehr bedauerlich» und für alle «sehr gefährlich", sagte Araghtschi in Istanbul. Teheran sei "leider" zu dem Schluss gekommen, dass die USA von Anfang an an der Aggression beteiligt gewesen seien. Die US-Regierung würde das zwar zurückweisen, aber der Iran habe viele Hinweise, dass Washington vom ersten Tag an beteiligt gewesen sei, so Araghtschi. Das US-Militär unterstützt Israel bei seiner Verteidigung, beteiligt sich bislang aber nicht an den Angriffen auf den Iran.
Personal der belgischen Botschaft im Iran wurde an die Grenze zu Aserbaidschan verlegt
dpa/rop/sh