Vielleicht gibt es am Heiligabend doch noch weißen Rauch - damit hatte man eigentlich schon nicht mehr gerechnet. Vielleicht hat das aktuelle Chaos an den Grenzen den einen oder anderen in London auf andere Gedanken gebracht.
Denn wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, sollen vor allem die britischen Unterhändler doch Wasser in ihren Wein gegossen haben. AFP spricht sogar von "enormen Zugeständnissen", die London in den letzten 48 Stunden gemacht habe.
Das gilt in erster Linie für den Bereich Fischerei, hier geht es ja um die Zugangsrechte für EU-Fischer zu britischen Gewässern. In einem der größten Streitpunkte, nämlich dem fairen Wettbewerb, war schon am Mittwoch ein Grundsatzabkommen gemeldet worden. Hier ging es um die EU-Forderung nach gleichen Bedingungen für alle.
Wer Zugang zum EU-Binnenmarkt bekommen will, der muss nach denselben Regeln spielen, so die Philosophie der EU. Und auch damit scheint man in London also plötzlich einverstanden zu sein.
Nur ist ein Abkommen erst fertig, wenn es in allen Punkten einen Deal gibt. Grundsatzeinigung hin oder her, der Teufel steckt oft im Detail. Anscheinend wird immer noch fieberhaft an dem Vertragstext gearbeitet.
Gibt es einen Deal, dann wird damit ein harter wirtschaftlicher Bruch vermieden. Ohne ein Abkommen würde Großbritannien ungeordnet aus der EU schlittern - dann wäre nichts geregelt und dann würde das Vereinigte Königreich wie ein reiner Drittstaat behandelt, was Zölle und hohe Handelsschranken zur Folge hätte.
Die Übergangsphase endet am 31. Dezember. Denkbar ist, dass ein mögliches Abkommen erst provisorisch in Kraft tritt, um eine Ratifizierung mit vernünftigen Fristen zu ermöglichen.
Roger Pint